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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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hindurch, deren Außenwände so braun und rissig wirkten wie trockenes Laub. Ein grauer, von einem Kuppeldach gekrönter Turm ragte feierlich über die anderen Gebäude hinaus. Dem holprigen Weg sah man an, wie alt er war. Nur ein paar Wäschestücke – Unterwäsche, Socken und Hosen – die zum Trocknen von einem Balkon herunterhingen, verrieten, dass die Siedlung bewohnt wurde.
    Hinter einer Hausecke entdeckten sie McCollum und Strohhut, die in etwa dreißig Meter Entfernung einen kleinen Hof überquerten, in dem ein Brunnen vor sich hin plätscherte. Das Kloster hatte offensichtlich Zugang zu einem Brunnen, und die Wasserversorgung schien kein Problem darzustellen. Die vielen Sonnenkollektoren und Satellitenschüsseln ließen vermuten, dass es auch ausreichend Strom gab.
    McCollum hielt Strohhut eine Pistole an den Kopf.
    »Gut zu wissen, dass wir unseren Partner ganz richtig eingeschätzt haben«, flüsterte Malone.
    »Ich schätze, er will der Erste sein.«
    »Also, das finde ich ziemlich unhöflich von ihm. Sollen wir?«

    Sabre hielt seine Waffe weiter auf den Hinterkopf des Hüters gerichtet. Sie kamen an noch mehr Gebäuden vorbei und drangen tiefer in die Siedlung ein, bis sie zu einer Stelle kamen, an der der Felsen dem Dorf eine natürliche Grenze setzte.
    Diese verdammte Stille sollte der Teufel holen.
    Eine dottergelb verputzte, schlichte Kirche schmiegte sich an die Klippe. Sie traten ein. Tageslicht fiel durch Fenster ins Gewölbe des Kirchenschiffs, das voller Heiligenbilder, Triptychen und Fresken war. Ein Dickicht von silbernen und goldenen Kronleuchtern hing über einem fein gearbeiteten Mosaikboden. Diese überladene Pracht stand in starkem Kontrast zum schlichten Äußeren der Kirche.
    »Das hier ist keine Bibliothek«, sagte McCollum.
    Am Altar tauchte jetzt ein Mann auf. Auch er hatte einen olivbraunen Teint, war aber klein und hatte schlohweißes Haar. Außerdem war er viel älter. Vielleicht in den Siebzigern.
    »Willkommen«, sagte der Mann. »Ich bin der Bibliothekar.«
    »Sie sind also zuständig?«
    »Ich habe die Ehre.«
    »Ich möchte die Bibliothek sehen.«
    »Dazu müssen Sie erst den Mann frei lassen, den Sie in Ihre Gewalt gebracht haben.«
    Sabre schubste den Hüter von sich. »Einverstanden.« Er richtete die Waffe auf den Bibliothekar. »Sie führen mich hin.«
    »Gewiss.«

    Malone und Pam betraten die Kirche. Zwei Reihen weiß gestrichener, von goldenen Kapitellen gekrönter, monolithischer Granitsäulen waren mit großen Medaillons der alttestamentarischen Propheten und der Apostel verziert. Die Fresken an den Wänden zeigten Moses vor dem brennenden Dornbusch und die Szene, wie er die Gesetzestafeln erhält. In vitrinenartigen Schränken lagen Reliquien, Hostienteller, Kelche und Kreuze.
    Von McCollum und Strohhut war weit und breit nichts zu sehen.
    Zu seiner Rechten erblickte Malone in einer Nische zwei bronzene Gitterkästen. In einem der Kästen lagen Hunderte von sandsteinfarbenen Totenschädeln, zu einem gruseligen Haufen geschichtet. Der andere beherbergte ein Gewirr von Gebeinen.
    »Hüter?«, fragte Pam.
    »Das ist anzunehmen.«
    Dann fiel ihm noch etwas in der hellen Kirche auf. Es gab keine Kirchenbänke, und er fragte sich, ob sie hier in einer orthodoxen Kirche waren. Anhand der Inneneinrichtung, die Einflüsse einer eklektischen Mischung verschiedener Religionen zeigte, ließ sich das kaum sagen.
    Malone ging über den Mosaikboden zur gegenüberliegenden Nische. Dort saß ein vollständig erhaltenes Skelett vor einem leuchtenden Buntglasfenster. Es trug ein besticktes rotes Gewand mit Mönchskapuze und hielt den Kopf wie fragend zur Seite geneigt. Die Knochenfinger, die zum Teil noch Fingernägel hatten und von ledrigen Fleischresten überzogen waren, umklammerten einen Krummstab und einen Rosenkranz. Darunter waren drei Worte in den Granit gemeißelt:

    CVSTOS RERVM PRVDENTIA

    »Die Vorsicht ist der Hüter der Dinge«, übersetzte er, doch sein Latein war so gut, bei dieser Überlegung mit einzubeziehen, dass das erste Wort sich auch mit »Weisheit« wiedergeben ließ. Aber wie auch immer, die Botschaft schien klar.
    Man hörte, wie im vorderen Teil der Kirche hinter einer Ikonostase eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Mit gezückter Pistole schlich Malone nach vorn und trat durch die Türöffnung in der Mitte der reich geschmückten Bilderwand.
    In der gegenüberliegenden Wand sah er eine einzige Tür.
    Er trat darauf zu.
    Sie war aus

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