Patria
»Green.«
»Anscheinend haben wir den Sieger unseres Wettbewerbs ›Wer ist der Verräter‹ gefunden.«
»Dann lassen Sie ihn festnehmen«, sagte Stephanie.
Daniels schüttelte den Kopf. »Wir brauchen mehr. Artikel drei, Paragraph drei der Verfassung ist absolut eindeutig. Wer dem Feind der Vereinigten Staaten hilft und ihn unterstützt, begeht Hochverrat. Die Leute, die mich tot sehen wollen, sind Feinde. Doch man darf nur wegen Hochverrates festgenommen werden, wenn zwei Zeugen übereinstimmend aussagen, dass man eine offenkundig staatsfeindliche Handlung begangen hat. Wir brauchen mehr Beweise.«
»Wenn Sie nach Afghanistan fliegen und Ihr Flugzeug abgeschossen wird, haben wir unsere offenkundig staatsfeindliche Handlung. Cassiopeia und ich können dann die beiden Zeugen abgeben.«
»Der ist gut, Stephanie. Okay. Sie waren der Köder. Aber ich hab Ihnen den Rücken frei gehalten.«
»Wie reizend von Ihnen.«
»Ohne einen guten Hund kann man keine Vögel aus dem Gebüsch aufscheuchen. Und wer zu früh schießt, verschwendet nur Munition.«
Stephanie verstand. Auch sie hatte in ähnlichen Situationen ähnlich gehandelt.
»Was wollen Sie von uns? Was sollen wir tun?«, fragte sie resigniert.
»Brent Green aufsuchen.«
Malone hatte eine verblüffende Aussicht vor sich. Die Tür der Kirche öffnete sich zur Felswand des Berges auf eine etwa fünfzehn Meter breite und tiefe Halle hin, die schwach von Wandleuchten erhellt wurde. Die Granitwände schimmerten spiegelglatt, der Boden bestand aus einem kunstvollen Mosaik, und die Decke war mit Zierleisten und rotbraunen Arabesken geschmückt. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raums ragten sechs Reihen grauschwarzer Säulen auf, die mit gelben Bändern umwickelt waren. Zwischen den Toren befanden sich sieben Eingänge, die sich wie dunkle Schlünde in die Dunkelheit öffneten.
Über jedem Portal stand ein lateinischer Buchstabe: V S O V O D A. Über den Buchstaben stand wieder ein Bibeltext. Aus der Offenbarung. Auf Latein.
Malone übersetzte laut.
»Weine nicht! Gesiegt hat der Löwe aus dem Stamm Judah; er kann das Buch und seine sieben Siegel öffnen.«
Hinter einem Eingang waren Schritte zu hören, aber er konnte nicht genau ausmachen, woher das Geräusch kam.
»McCollum ist hier«, sagte Pam. »Aber wo?«
Malone ging zu einem Durchgang und trat in ihn hinein. Ein Gang führte in den Fels, der alle sechs Meter von einer schwachen Leuchte erhellt wurde. Malone spähte in den Nachbardurchgang, von dem aus ein anderer Gang in den Berg hineinführte.
»Das ist interessant. Noch ein Rätsel. Es gibt sieben Wege.« Er ließ den Rucksack von seiner Schulter gleiten. »Was waren das noch für Zeiten, als man sich einfach nur eine Bibliothekskarte besorgen musste.«
»Die waren genauso schön wie die Zeiten, als man nur aus dem Flugzeug stieg, wenn es gelandet war.«
Malone grinste. »Du hast diesen Sprung richtig gut hingekriegt.«
»Erinnere mich nicht da dran.«
Malone sah wieder auf die sieben Eingänge.
»Du wusstest, dass McCollum irgendetwas drehen würde, nicht wahr? Deshalb hast du ihn mit dem Hüter weggehen lassen.«
»Diesen Mann treibt nicht der Hunger nach Wissen hierher. Und ein Schatzsucher ist er auch nicht. Nein, McCollum ist ein Profi.«
»Genau wie dieser Anwalt, den ich kennen gelernt habe, nicht einfach nur ein Anwalt war.«
»Die Israelis haben dich benutzt. Nimm es dir nicht so zu Herzen. Mir ist es nicht anders gegangen.«
»Du meinst, das war alles abgekartet?«
Malone schüttelte den Kopf. »Ja. Wir haben Gary viel zu einfach zurückbekommen. Vielleicht wollten sie sogar, dass ich die Entführer erschieße, und dann brauchten sie mir nur zu folgen, als ich zu George bin. Wenn du mitkamst, konnten die Israelis deine Spur aufnehmen. Also haben sie mir auf dem Flughafen und im Hotel einen Schreck eingejagt, damit ich dich auf jeden Fall mitnehme. So ergibt alles einen Sinn. Die Israelis bringen George Haddad um und haben ihr Problem gelöst. Und die Person, die Garys Entführung veranlasst hat, sorgt dafür, dass jemand sich an uns hängt, um diesen Ort hier zu finden. Was bedeutet, dass die Entführer ganz andere Ziele haben als die Israelis.«
»Du glaubst, dass McCollum Gary entführt hat?«
»Er oder sein Auftraggeber sind dafür verantwortlich.«
»Und was machen wir jetzt?«
Er fischte das Ersatzmagazin aus seinem Rucksack und steckte es in den Tarnanzug. »Jetzt nehmen wir die Verfolgung auf.«
»Durch welche
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