Patria
sah, wer gekommen war.
Malone fiel ein Stein vom Herz.
»Dad.« Da bemerkte Gary die Beretta und fragte: »Was ist los?«
»Ich kann jetzt nichts erklären, aber wir müssen hier verschwinden.«
»Sie haben mir gesagt, dass du in Schwierigkeiten steckst. Sind die Männer, die Mom und mir etwas antun wollen, jetzt hier?«
Er nickte, von plötzlicher Angst ergriffen. »Ja, sie sind hier. Wir müssen weg.«
Gary stand auf, und Malone konnte nicht anders, er musste ihn an sich drücken. Der Junge war sein Kind – in jeder Hinsicht. Pam hin oder her.
»Bleib hinter mir«, sagte er. »Mach genau, was ich dir sage. Verstanden?«
»Wird es Ärger geben?«
»Hoffentlich nicht.«
Er lief zur Hintertür zurück und spähte hinaus. Im Garten war niemand. Nur eine Minute noch, und ihre Flucht war geglückt.
Er trat aus dem Haus, dicht von Gary gefolgt.
Die Lücke in der Hecke war fünfzig Schritte entfernt.
Er schob Gary vor sich, da er gesehen hatte, dass die beiden Männer zur Straße gegangen waren. Mit gezogener Waffe eilte er auf das Nachbargrundstück zu. Er ließ Gary vorangehen und behielt den zum Haus hin gelegenen Teil des Gartens ständig im Auge.
Sie krochen durch die Lücke.
»Wie berechenbar Sie doch sind.«
Er fuhr herum und erstarrte.
Zwanzig Schritte vor ihm stand der Stiernackige, der Pam fest gepackt hielt und ihr eine schallgedämpfte Glock an den Hals presste. Lee Durants Mörder stand neben ihm und hatte Malone im Visier.
»Ihre Ex marschierte gerade die Straße entlang, als wir sie fanden«, sagte der Stiernackige mit niederländischem Akzent. »Vermutlich haben Sie sie aufgefordert, im Wagen zu bleiben?«
Er heftete die Augen auf Pam. Ihr Blick flehte um Vergebung.
»Gary«, sagte sie, unfähig sich zu rühren.
»Mom.«
Malone hörte die Verzweiflung in ihren Stimmen und schob Gary wieder hinter sich.
»Schauen wir einmal, wie gut Sie waren, Malone. Sie sind meinem Mann von der Festung in die Stadt gefolgt, haben vor dem Café auf ihn gewartet und sind ihm dann wieder gefolgt, weil Sie glaubten, dass Ihr Junge hier sein würde.«
Es war eindeutig die Stimme, die er am Vorabend am Mobiltelefon gehört hatte. »Was ja auch richtig war.«
Der andere Mann stand vollkommen reglos da. Malone hatte ein flaues Gefühl in der Magengrube.
Er war in die Falle getappt.
»Nehmen Sie das Magazin aus der Beretta, und werfen Sie es weg.«
Malone zögerte, sah dann aber ein, dass ihm keine Wahl blieb.
»Und jetzt lassen Sie uns verhandeln. Ich gebe Ihnen Ihre Ex, und Sie geben mir den Jungen.«
»Und wenn ich Ihnen sage, dass Sie meine Exfrau behalten können?«
Der Mann kicherte. »Sie möchten doch bestimmt nicht, dass Ihr Sohn zusieht, wie ich seiner Mutter eine Kugel in den Schädel puste, und genau das würde ich tun, denn ich bin wirklich nicht scharf darauf, sie mitzunehmen.«
Pams Augen weiteten sich, als ihr klar wurde, welche Konsequenzen ihre törichte Aktion vielleicht haben würde.
»Dad, was läuft hier ab?«, fragte Gary.
»Mein Junge, du wirst mit ihm gehen müssen.«
»Nein«, schrie Pam. »Nicht.«
»Er wird dich töten«, machte Malone ihr klar.
Der Finger des Stiernackigen lag auf dem Abzug der Glock, und Malone hoffte, dass Pam wenigstens stillhielt. Er sah Gary an. »Du musst es für deine Mom tun. Aber ich komme zurück und hole dich, das schwöre ich dir. Du kannst dich darauf verlassen.« Er umarmte den Jungen noch einmal. »Ich liebe dich. Sei stark für mich. Okay?«
Gary nickte, zögerte kurz und ging dann zu dem stiernackigen Typ, der daraufhin Pam losließ. Augenblicklich warf sie die Arme um Gary und fing an zu weinen.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie.
»Ja, alles okay.«
»Lassen Sie mich bei ihm bleiben«, sagte Pam. »Ich werde Ihnen keinen Ärger machen. Cotton kann Ihnen beschaffen, was Sie wollen, und wir werden uns ganz ruhig verhalten. Versprochen.«
»Klappe«, sagte der Stiernackige.
»Ich schwöre Ihnen, dass ich keine Probleme mache.«
Er richtete die Waffe auf ihre Stirn. »Beweg deinen Arsch da rüber, und halte endlich dein Maul.«
»Provozier ihn nicht«, ermahnte Malone sie.
Sie umarmte Gary noch einmal und ging dann langsam zu Malone hinüber.
Der Stiernackige kicherte. »Das ist eine gute Entscheidung.«
Malone durchbohrte den Mann mit Blicken.
Da zielte dieser plötzlich auf seinen Kumpan und feuerte drei Schüsse auf ihn ab. Der Mann taumelte und fiel dann rückwärts zu Boden.
Pam schlug die Hand vor den Mund.
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