Patria

aufdecken, damit er nicht mehr verwundbar ist. Ein Mann wie Malone ist leicht zu durchschauen.«
    »Vielleicht merkt er, dass er manipuliert worden ist.«
    »Ich bin ziemlich sicher, dass er das merkt, aber er denkt, dass er uns ausgetrickst hat. Ich denke, er kann sich nicht vorstellen, dass ich den Tod dieser Männer gewollt habe.«
    Ein Hauch von Belustigung spiegelte sich im Gesicht des alten Mannes. »Dieses Spiel gefällt Ihnen, nicht wahr?«
    »Einiges daran macht Spaß.« Er machte eine Pause und fügte hinzu: »Wenn man richtig spielt.«
    Noch mehr Schmetterlinge gesellten sich zu den schon auf dem Teller Versammelten.
    »Es ist ähnlich wie mit diesen wunderschönen Geschöpfen«, sagte der Blaue Stuhl. »Das Futter lockt sie an, und sie fressen sich voll.« Mit seinen gichtigen Fingern packte er eins der Tiere bei den Flügeln, das zappelnd versuchte, sich zu befreien. »Ich könnte dieses Exemplar hier mühelos töten. Wie schwierig wäre das wohl?«
    Der Blaue Stuhl ließ den Schmetterling frei. Mit wild flatternden gelb-orangeroten Flügeln floh das Insekt in die Luft.
    »Aber ich kann es ebenso mühelos frei lassen.« Mit begeistertem Blick sah der alte Mann sein Gegenüber an. »Nutzen Sie Malones Impulse zu unserem Vorteil.«
    »Das hatte ich vor.«
    »Was werden Sie tun, wenn die Connection gefunden ist?«, fragte der Blaue Stuhl.
    »Hängt von den Umständen ab.«
    »Malone wird sterben müssen.«
    »Das erledige ich.«
    Der alte Mann warf ihm einen Blick zu. »Vielleicht wird es schwieriger, als Sie denken.«
    »Ich bin vorbereitet.«
    »Es gibt ein Problem.«
    Sabre hatte sich schon gefragt, warum er wieder nach Wien beordert worden war.
    »Die Israelis haben etwas gemerkt. Anscheinend hat George Haddad ein weiteres Mal in der West Bank angerufen, und die jüdischen Spione in der Palästinenserbehörde haben das nach Tel Aviv gemeldet. Die Israelis wissen, dass er lebt, und vermutlich wissen sie auch, wo er sich aufhält.«
    Das war tatsächlich ein Problem.
    »Der Vorstand weiß um diese Gefahr und hat mein Vorgehen unterstützt und Sie ermächtigt, das Problem nach Ihrem Ermessen zu lösen.«
    Das hatte er ohnehin vorgehabt.
    »Wie Sie wissen, wollen die Israelis etwas anderes als wir. Wir wollen die Connection finden. Die Israelis wollen sie zerstören.«
    Sabre nickte. »Um Haddad zu töten, haben sie damals in dem Café ihre eigenen Leute in die Luft gejagt.«
    »Juden stellen ein Problem dar«, erklärte der Blaue Stuhl gelassen. »Sie waren schon immer schwierig. Wer anders ist und dazu noch eigensinnig, entwickelt oft einen maßlosen Stolz.«
    Sabre wollte darauf lieber nicht eingehen.
    »Wir wollen bei der Lösung des Judenproblems mithelfen.«
    »Ich wusste nicht, dass es dieses Problem überhaupt gibt.«
    »Nicht für uns, aber für unsere arabischen Freunde. Deswegen müssen Sie darauf achten, den Israelis voraus zu sein. Wir dürfen nicht zulassen, dass sie sich einmischen.«
    »Dann muss ich jetzt aufbrechen.«
    »Wohin ist Malone gegangen?«
    »Nach London.«
    Der Blaue Stuhl saß reglos da, scheinbar ganz auf das Flattern der Schmetterlinge auf seinem Schoß konzentriert. Dann wischte er die Insekten beiseite. »Auf dem Weg nach London müssen Sie einen Zwischenstopp einlegen.«
    »Habe ich dafür denn genug Zeit?«
    »Es muss sein. Einer unserer Kontaktmänner in der israelischen Regierung hat eine Information, die er nur Ihnen persönlich übergeben will, und er möchte dafür bezahlt werden.«
    »Wollen sie das nicht alle?«
    »Er ist in Deutschland. Es sollte nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen. Nehmen sie ein Flugzeug der Company. Wie ich gehört habe, war dieser Mann nachlässig. Er ist enttarnt, doch er weiß es noch nicht. Kappen Sie unsere Verbindung zu ihm.«
    Sabre verstand.
    »Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass es Beobachter geben wird. Sorgen Sie bitte dafür, dass sie etwas geboten bekommen. Die Israelis müssen begreifen, dass hier mit vollem Einsatz gespielt wird.« Der alte Mann richtete sich in seinem Holzstuhl auf und senkte die messerscharfe Nase dann wieder über den Teller. »Ihnen ist gewiss nicht entgangen, was dieses Wochenende außerdem noch ansteht?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ich brauche umfassende Informationen über die Finanzen eines gewissen Individuums. Bis Freitag. Ist das möglich?«
    Er kannte die einzig richtige Antwort, auch wenn er dafür eigentlich keine Zeit hatte. »Gewiss.«
    Der Blaue Stuhl teilte ihm den Namen der Person mit,