Patria
Verfolgern Ausschau hält, ist das ein Trick, um herauszufinden, ob er Gesellschaft hat. Ich kann ihn noch sehen, also bleib, wo du bist.«
»Ich wusste doch, dass eine Ausbildung im Justizministerium sich auszahlt.«
Sie war selten witzig, und er wusste es zu schätzen, dass sie sich Mühe gab. Hoffentlich führte diese Spur sie zur richtigen Stelle. Gary musste ganz in der Nähe sein, und Malone brauchte nur eine einzige Chance, um den Jungen herauszuholen.
Sie näherten sich dem Stadtrand, und der Verkehr wurde zähfließend. Vier Wagen waren zwischen ihnen und dem Volvo, als dieser durch den Charlottenlund Slotspark ins nördliche Kopenhagen fuhr, um dann Richtung Süden zum Stadtzentrum zu rollen. Kurz vor dem Königspalast bog der Volvo nach Westen ab und schlängelte sich durch ein Wohnviertel.
»Vorsicht«, sagte Malone. »Hier kann er uns leicht entdecken. Halte Abstand.«
Pam fiel ein Stück zurück. Malone kannte sich in diesem Teil der Stadt aus. Das Rosenborg Slot, in welchem die dänischen Kronjuwelen zu besichtigen waren, befand sich nur einige Straßen entfernt, und auch der botanische Garten war ganz in der Nähe.
»Er hat ein ganz bestimmtes Ziel«, sagte Malone. »Diese Häuser sehen alle gleich aus, da muss man genau wissen, wohin man will.«
Der Volvo bog noch zweimal ab und fuhr schließlich in eine kleine Allee. Malone bat Pam, an der Ecke zu halten, und beobachtete, wie der Volvo in eine Hauseinfahrt rollte.
»Fahr an den Straßenrand«, forderte er Pam auf.
Während sie den Wagen parkte, griff er nach seiner Beretta und öffnete die Tür.
»Bleib hier. Und rühr dich auf keinen Fall von der Stelle. Diese Begegnung könnte ziemlich unerfreulich verlaufen, und ich kann nicht Gary suchen und auch noch auf dich aufpassen.«
»Glaubst du, dass er da ist?«
»Ich halte es für ziemlich wahrscheinlich.«
Hoffentlich machte sie jetzt keine Schwierigkeiten.
»Okay. Ich warte hier.«
Er stieg aus. Unvermittelt griff sie nach seinem Arm. Ihr Griff war fest, aber nicht feindselig. Vergessen geglaubte Gefühle stiegen in ihm auf.
Er sah sie an und bemerkte die unverhüllte Angst in ihren Augen.
»Bring ihn zurück, wenn er da ist.«
15
Washington DC
07.20 Uhr
Stephanie war froh, dass Larry Daley aufgebrochen war. Jedes Mal, wenn sie ihn traf, wurde ihr dieser Mann unsympathischer.
»Was halten Sie von der Sache?«, fragte Green.
»Eins ist klar. Daley hat keine Ahnung, was die Alexandria-Connection eigentlich ist. Er weiß nur von George Haddad und hofft, dass dieser Mann etwas Entscheidendes beisteuern kann.«
»Wieso glauben Sie das?«
»Wenn er mehr wüsste, würde er seine Zeit nicht mit uns verschwenden.«
»Er braucht Malone, um Haddad zu finden.«
»Aber wer sagt, dass er Haddad braucht, um weiterzukommen? Wenn die streng geheimen Unterlagen keine entscheidenden Lücken hätten, würde er sich gar nicht erst mit Haddad abgeben. Er würde einfach ein paar Schlaumeier auf die Sache ansetzen, herausfinden, worum es geht, und dann loslegen.« Sie schüttelte den Kopf. »Daley ist ein glänzender Schauspieler, und er hat uns gerade was vorgemacht. Er braucht Cotton, um Haddad zu finden, weil er nicht die geringste Ahnung hat. Er hofft, dass Haddad alle Antworten kennt.«
Green lehnte sich mit unverhüllter Nervosität in seinem Sessel zurück. Allmählich gewann sie den Eindruck, dass sie diesen Mann aus Neuengland falsch eingeschätzt hatte. Er hatte sich an ihre Seite gestellt und Daley klipp und klar gesagt, dass er seinen Rücktritt einreichen würde, falls das Weiße Haus sie entließ.
»Politik ist ein schmutziges Geschäft«, murmelte Green. »Der Präsident nähert sich dem Ende seiner zweiten Amtszeit und ist praktisch handlungsunfähig. Seine Agenda ist gescheitert, die Zeit läuft ihm davon. Er versucht eindeutig, etwas zu finden, was als sein Vermächtnis in den Geschichtsbüchern festgehalten wird, und Typen wie Daley betrachten es als ihre Pflicht, ihm dabei zu helfen. Ich glaube auch, dass er einfach auf den Busch geklopft hat. Aber was uns all das nutzen soll, weiß ich auch nicht.«
»Offensichtlich handelt es sich um eine so heiße Sache, dass sowohl die Saudis als auch die Israelis vor fünf Jahren heftig darauf reagiert haben.«
»Das ist ein wichtiger Hinweis. Die Israelis morden nicht aus Vergnügen. Aber Haddad wollten sie tot sehen.«
»Cotton steckt wirklich tief in der Tinte«, meinte Stephanie. »Das Leben seines Sohnes ist bedroht, und er
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