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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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weichst meiner Frage aus«, erwiderte sie in dem neckischen Tonfall, der ihn an seine verstorbene Frau erinnerte.
    »Wovor Israel Angst hat?«, wiederholte er.
    »Warum sagst du es mir nicht?«
    »Vielleicht weiß ich es ja gar nicht.«
    »Das bezweifle ich.«
    Er überlegte, ob er ihr alles erzählen sollte. Doch letztendlich hatte er es so weit gebracht in seinem Leben, weil er genau solche Dummheiten immer vermieden hatte. Eine lockere Zunge hatte schon mehr als einen erfolgreichen Mann zu Fall gebracht.
    »Lass dir einfach gesagt sein, dass es immer schwerfällt, die Wahrheit zu akzeptieren. Und dieser Satz gilt für Individuen ebenso wie für Völker und ganze Nationen.«

    Stephanie schlich sich mit Cassiopeia im Schlepptau in den Garten und wunderte sich darüber, wie gepflegt dieser war. Überall blühten Blumen: Astern, Wachsglocken, Goldrute und Stiefmütterchen. Auf einer gefliesten Terrasse standen schmiedeeiserne Gartenmöbel und hübsche Blumentöpfe mit üppig wachsenden Blumen. Stephanie führte Cassiopeia zum dicken Stamm eines hohen Ahorns, der mit zwei weiteren Bäumen für Schatten im Garten sorgte.
    Sie sah auf die Uhr: Es war 21.43 Uhr.
    Eine Mischung aus Neugier und Zorn hatte sie bis hierhin gebracht, doch erst ab dem nächsten Schritt gäbe es für sie kein Zurück mehr.
    »Machen Sie Ihre Luftpistole fertig«, flüsterte sie.
    Ihre Helferin schob einen Pfeil in den Lauf. »Ich hoffe, Sie wissen meinen blinden Gehorsam bei dieser verrückten Aktion zu schätzen.«
    Stephanie überlegte, wie sie vorgehen sollten.
    Sie könnten in das Haus einbrechen. Cassiopeia war geschickt genug. Aber Stephanie könnte auch einfach an der Tür klopfen. Dieser Plan gefiel ihr eigentlich besser. Doch die Entscheidung wurde ihr abgenommen, als die Hintertür aufging und eine dunkle Silhouette zwischen die Pfeiler einer niedrigen Säulenkolonnade trat. Der hochgewachsene Mann trug einen mit einem Gürtel geschlossenen Bademantel und an den Füßen Pantoffeln, die auf den Terrassenfliesen schlurften.
    Stephanie zeigte auf die Pistole und dann auf die Silhouette.
    Cassiopeia zielte und schoss.
    Es gab einen leisen Knall, und dann schoss der Pfeil zischend davon.
    Die Spitze traf den Mann, der aufschrie und sich mit der Hand an die Schulter griff. Er versuchte anscheinend, sich den Pfeil aus der Schulter zu ziehen, brach dann aber stöhnend zusammen.
    Stephanie rannte zu ihm. »Das Zeug wirkt schnell.«
    »Das soll es ja auch. Wer ist das?«
    Sie sahen auf den Mann hinab.
    »Herzlichen Glückwunsch. Sie haben gerade auf den Justizminister der Vereinigten Staaten geschossen. Und jetzt helfen Sie mir bitte, ihn ins Haus zu schleppen.«

33
Donnerstag, 6. Oktober
London
03.15 Uhr

    Sabre starrte auf den Bildschirm seines Notebooks. Seit drei Stunden ging er die Dateien durch, die er von George Haddads Computer heruntergeladen hatte. Und er war sehr verblüfft.
    Die Informationen hier waren mit Sicherheit so umfangreich wie alles, was er dem Palästinenser hätte entlocken können, und zudem blieb ihm die Unannehmlichkeit erspart, den Araber zum Reden bringen zu müssen. Haddad hatte offensichtlich Jahre damit zugebracht, über die Bibliothek von Alexandria und deren geheimnisvolle Hüter zu forschen, und dabei eine beeindruckende Datenmenge gesammelt.
    Eine ganze Serie von Dateien befasste sich mit einem englischen Earl namens Thomas Bainbridge, den auch Alfred Hermann schon erwähnt hatte. Haddad zufolge hatte Bainbridge die Bibliothek von Alexandria in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts besucht und danach eine Erzählung über seine Erfahrungen geschrieben, die anscheinend Hinweise auf das Versteck der Bibliothek enthielt.
    Ob Haddad eine Ausgabe dieser Erzählung gefunden hatte?
    Und ob Malone diese aus Haddads Wohnung mitgenommen hatte?
    Dann gab es noch den Stammsitz von Bainbridges Familie westlich von London. Haddad hatte ihn offensichtlich mehrmals besucht und war überzeugt, dass dort weitere Hinweise versteckt waren, vor allem an einer Marmorlaube und etwas anderem, das den Namen Die Erscheinung des Heiligen Hieronymus trug. Leider gab es keinerlei Erläuterungen über die Bedeutung dieser Informationen.
    Dann war da noch von der Reise des Helden die Rede.
    Vor einer Stunde hatte Sabre einen Bericht über ein Ereignis gefunden, das sich vor fünf Jahren in Haddads Haus in der West Bank zugetragen hatte. Er hatte die Aufzeichnungen mit Interesse gelesen und konzentrierte sich jetzt darauf, sie

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