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Patria

Patria

Titel: Patria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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stammte, hatte zwei von politischen Krisen geschüttelte Jahrhunderte unbeschadet überstanden. In den letzten fünfzig Jahren hatte sich Hermanns Familienvermögen verzehnfacht, was zum größten Teil auf den Erfolg des Ordens vom Goldenen Vlies zurückzuführen war. Die enge Verbindung mit dieser handverlesenen internationalen Elite verschaffte Hermann Vorteile, die sein Vater und sein Großvater niemals genossen hatten, und es zahlte sich noch mehr aus, den Vorsitz des Ordens innezuhaben.
    Doch seine Amtszeit näherte sich allmählich ihrem Ende. Nach seinem Tod würde seine Tochter sein Vermögen erben. Diese Vorstellung gefiel Hermann nicht besonders. Gewiss ähnelte sie ihm in gewisser Hinsicht. Sie war mutig und entschlossen, sie liebte die Beschäftigung mit der Vergangenheit und verspürte das gleiche intensive Verlangen wie er nach Wissen, dem kostbarsten aller menschlichen Schätze. Doch sie war wie ein ungeschliffener Diamant. Unvollendet. Und er befürchtete, dass das auch so bleiben würde.
    Er sah seine Tochter an, die ebenso wenig schlief wie er selbst. Er hatte sie Margarete genannt, nach seiner Mutter, und sie war gerade dabei, das Modell der Bibliothek von Alexandria zu bewundern.
    »Meinst du, wir schaffen es, sie zu finden?«, fragte sie ruhig.
    Er trat näher. »Ich glaube, dass Dominick bald so weit ist.«
    Sie warf ihm einen scharfen Blick aus ihren grauen Augen zu. »Sabre ist nicht vertrauenswürdig. Das sind Amerikaner eigentlich nie.«
    Diese Diskussion war nicht neu. »Ich vertraue niemandem.«
    »Nicht einmal mir?«
    Er lächelte. Auch das hatten sie schon öfter diskutiert. »Nicht einmal dir.«
    »Sabre hat zu große Freiheiten.«
    »Und warum sollte man ihm die missgönnen? Er erledigt schwierige Aufträge. Von so jemandem kann man nicht erwarten, dass er immer streng nach Anweisung vorgeht.«
    »Auch wenn du es nicht wahrhaben willst: Der Mann ist ein Problem, auch wenn er clever ist.«
    »Er ist ein eigenwilliger Mensch, der Ziele braucht. Die geben wir ihm. Und er setzt sich dann für die Verwirklichung unserer Ziele ein.«
    »Ich habe in letzter Zeit aber noch etwas anderes bei ihm gespürt. Er gibt sich große Mühe, seinen Ehrgeiz zu verbergen, aber der ist deutlich zu spüren. Du musst nur mal drauf achten.«
    »Vielleicht fühlst du dich ja zu ihm hingezogen?«, zog er sie auf.
    Sie schnaubte höhnisch. »Nie und nimmer. Und sobald ich hier das Sagen habe, wird er gefeuert.«
    Er staunte über ihre anmaßende Vorstellung, dass sie auch seine Macht erben würde. »Es ist vollkommen offen, ob du der Blaue Stuhl sein wirst. Diese Wahl wird von den Vorständen getroffen.«
    »Ich werde im Vorstand sein. Das darfst du mir glauben. Und von dort aus ist es nur noch ein kleiner Schritt zu dem Platz, den du jetzt einnimmst.«
    Er war sich da nicht so sicher. Er wusste von ihren Kontakten zu den anderen vier Vorständen. Er hatte diese Kontakte sogar angeregt, einfach zum Test. Sein Vermögen war älter, umfangreicher und strategisch besser eingesetzt als das der anderen Vorstände. Von ihm kontrollierte Geldinstitute waren bei vielen der Ordensmitglieder und bei den drei Vorständen stark engagiert. Diese würden niemals wollen, dass andere von diesem wunden Punkt erfuhren, und ihre Loyalität war immer der Preis für sein Schweigen gewesen. Schon seit Jahrzehnten machte er sich ihre Schwächen zunutze, doch seine Tochter hatte in dieser Hinsicht bisher wenig Talent gezeigt. Deshalb war es Zeit für eine Zurechtweisung. »Wenn ich einmal nicht mehr lebe, wird Dominick sich mit dir befassen müssen und du dich mit ihm, das stimmt. Aber handle nicht voreilig. Er ist gefühlskalt, skrupellos und kühn, und du könntest feststellen, dass solche Männer äußerst wertvoll sind.«
    Er hoffte, dass sie seine Worte beherzigte, befürchtete aber, dass sie ihre Ohren wieder auf Durchzug gestellt hatte. Ihre Mutter war gestorben, als sie acht war, und als Kind war seine Tochter ihm wie sein eigenes Werk vorgekommen – aus deiner Rippe geschaffen , wie sie gern sagte –, doch trotz dieses vielversprechenden Beginns waren seine Erwartungen enttäuscht worden. Ihre Ausbildung hatte in Frankreich begonnen, war in England weitergeführt und schließlich in Österreich abgeschlossen worden, wo sie in den Sitzungssälen seiner zahlreichen Gesellschaften praktische Geschäftserfahrung gesammelt hatte.
    Die Berichte, die er von dort erhalten hatte, klangen allerdings nicht besonders ermutigend.
    »Was

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