Patricia - Der Kuss des Vampirs
seine Sinne reizte. Die kleinen Brüste, die sich unter der züchtig hochgeschlossenen weißen Bluse abzeichneten, die schmale Taille, die entgegen der Mode nicht in ein krachendes Korsett gezwängt war, die weichen Rundungen ihrer Hüften und ihre langen Beine. Der Wunsch, diese schlanken Schenkel ohne den störenden Stoff zu sehen, die zarte Haut zwischen ihren Beinen mit Mund und Händen zu genießen und dann endlich die lockenden und unberührten Geheimnisse zwischen ihren Schenkeln bloßzulegen, wurde fast übermächtig in ihm. Zweifellos war ihre Haut an jeder Stelle ihres Körpers so weich und weiß wie an ihrem Hals. Er spürte sein wachsendes Verlangen, als er hauchzart seine Finger über ihre Wange und ihren Hals gleiten ließ, dann griff er nach einer der dunklen Locken. Seidenweich war sie, genauso, wie er es sich gedacht hatte, auch wenn ihm sonst niemals eingefallen wäre, sie zu berühren. Das wäre nicht angemessen gewesen, die Kluft zwischen ihnen beiden war zu groß. Er erinnerte sich daran, wie er sie eines Morgens beobachtet hatte, als sie auf der Wiese vor dem Schloss tanzte. Nun, vielleicht hatte sie nicht sonderlich anmutig getanzt, aber fröhlich herumgesprungen war sie - frisch, lebendig und unschuldig. › Ich sollte nicht dulden, dass diese kleine Versuchung hier vor meiner Nase herumläuft. Es ist weder für sie gut noch für mich. Für sie ist es sogar gefährlich.‹
»Mylord?«
Churtham zuckte zusammen und wandte sich heftig um, wütend über seinen Diener, der ihn störte, und noch mehr über sich selbst, weil er so vertieft in den reizvollen Anblick gewesen war, dass er ihn nicht hatte kommen hören. Um nichts in der Welt hätte er jetzt von dieser jungen Frau dabei ertappt werden wollen, wie er neben ihr stand und sie betrachtete. Er trat leise von ihr weg und verließ den Raum.
Draußen sah er seinen Butler mit einem kalten Funkeln an. »Gibt es etwas, Simmons?«
Sein Butler lachte nie und lächelte kaum, aber diesmal wirkte er noch ernster als sonst, er senkte zwar unter diesem Blick die Lider, aber seine Augen suchten die Tür zur Bibliothek. »Nein, Mylord.«
Churtham sah ebenfalls hinüber. Er wusste genau, was in seinem alten Diener vor sich ging, und er wusste noch besser, dass es keine gute Idee gewesen war, dieses junge Ding hier im Haus arbeiten zu lassen. Er wandte sich scharf ab und ging hinüber zur Treppe, die ins Turmzimmer führte.
»Gute Nacht, Mylord«, hörte er hinter sich Simmons‹ Stimme.
»Gute Nacht.«
Der Schlossherr
Nur wenige Tage, nachdem sie der plötzliche Sturm so erschreckt hatte, dass sie schon Gespenster zu sehen und zu spüren vermeint hatte, huschte Pat eines Nachts leise die Treppe hinunter. Sie vermied die Stufe, die beim Drauftreten immer so auffällig knarrte, durchquerte die hohe und düstere Halle, die nicht einmal am Tag richtig ausgeleuchtet war, und betrat die Bibliothek. Zum Glück hatte sie niemand gesehen. Sie hatte schon ihr Kleid abgelegt gehabt um zu Bett zu gehen, als ihr eingefallen war, dass sie unbedingt dieses eine interessante Buch lesen wollte. Es war ein Gedichtband von Lord Byron, jenem Dichter, der es so gut verstand, die romantischen Fantasien seiner Leser zu wecken und ihr Herz zu berühren. Also hatte sie schnell ihren Schlafrock über ihr Unterkleid geworfen und war losgelaufen um das Buch zu holen. Sogar ihre Tante hatte von ihm geschwärmt. Und obwohl sie sonst in keinem Punkt jemals mit ihr übereingestimmt hatte, so war dieser vor fast dreißig Jahren verstorbene Dichter, auch ihr immer einer der liebsten gewesen.
In der Bibliothek brannten noch alle Kerzen. Pat lief zum Bücherregal, kletterte auf die Leiter und zog nach kurzer Suche das gewünschte Buch heraus. Gerade aber, als sie die Bibliothek wieder verlassen wollte, hörte sie Schritte, die schnell näher kamen. Sie wollte auf keinen Fall von Simmons überrascht werden, der eine unangenehm überlegene Art hatte, sie von oben herab anzusehen, und so huschte sie zum nächstgelegenen, von schweren Vorhängen verdeckten Fenster und verbarg sich dahinter.
Keine Sekunde zu früh, denn schon betrat jemand die Bibliothek und machte sich offenbar irgendwo bei den Bücherregalen zu schaffen. Vorsichtig steckte sie die Nase hinter dem Vorhang hervor. Zu ihrer Verblüffung sah sie jedoch nicht Simmons oder einen der anderen ihr schon bekannten Mitbewohner, sondern einen hochgewachsenen Mann, der in Stiefeln und Reitanzug vor der Bücherwand stand, Bücher
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