Patricia - Der Kuss des Vampirs
arbeiten. Also habe ich…«, sie schluckte unter dem Blick der anderen, »also habe ich ihm Venetia hineingeschickt.«
Hagazussa starrte sie an. »Venetia?«
»Sie war die Einzige, die zur Verfügung stand. Und vor allem eine Succubi, eine Hexe. Selbst wenn er sie wirklich gebissen hätte, so wäre ihr nicht viel geschehen.«
Ihre Herrin musterte sie kalt, dann nickte sie. »Das war vernünftig. Und Venetia mag so etwas ohnehin.« Sie blickte die Treppe hinauf, wo ihre eigenen Zimmer lagen. »Wie geht es ihr jetzt?«
»Ganz gut.« Mandara lächelte erleichtert, weil der erwartete Wutanfall ausgeblieben war, vermutlich hatte die Herrin dieses Etablissements eine zufriedenstellende Nacht in den Armen eines ihrer Favoriten gehabt. »Sie scheint es sehr genossen zu haben, ist jetzt aber erschöpft.«
Hagazussa stieg langsam die Treppe hinauf. »Ich werde mich um sie kümmern. Wo ist Strigon?«
»Er ist schon wieder fort und hat einige der Frauen mitgenommen.«
Die schöne Hexe blieb stehen und sah sie alarmiert an.
»Nur Vampirinnen«, beruhigte sie Mandara.
»Vermutlich hat er im Moment genügend andere Opfer«, sagte Hagazussa unbehaglich.
»Das könnte sein«, nickte Mandara, »er hat Venetia gegenüber einige Worte fallen lassen über eine Sterbliche, die seine Aufmerksamkeit erregt hat. Vielleicht…«
»Auf gar keinen Fall sollte er mit Lord Gharmond zusammentreffen«, unterbrach sie Hagazussa, die nicht das geringste Interesse an den privaten Aktivitäten ihrer Kunden hatte. »Haltet auf alle Fälle Augen und Ohren offen und gebt mir Bescheid, sobald einer der beiden das nächste Mal hier eintrifft.« Sie seufzte. »Mögen die Mächte verhindern, dass sie zur gleichen Zeit hier auftauchen. Ich habe nicht die geringste Lust, Gharmond auf Vampirjagd zu erleben.«
Die Augen der Schwarzhaarigen leuchteten auf. Als sie jedoch den scharfen Blick ihrer Herrin sah, senkte sie schnell die dunklen Wimpern. »Wird Lord Gharmond denn erwartet?« Sie versuchte, unbeteiligt zu klingen.
»Das kann man bei ihm nie wissen und ich möchte keinen Streit haben. Und vor allem möchte ich nicht, dass Gharmond vor Zorn mein schönes Bordell niederbrennt. Er hasst Strigon bis aufs Blut und würde ihn lieber tot als lebendig sehen.« › Und nicht ganz zu Unrecht‹, dachte sie.
»Lord Gharmond wird seine guten Gründe haben«, erwiderte die schwarzhaarige Succubi mit gesenktem Blick. Sie war nicht die Einzige in diesem Etablissement, die für den äußerst gut aussehenden Lord Gharmond schwärmte, der, wenn er in der richtigen Laune war, so ungemein charmant sein konnte und in jedem Fall ein hinreißender, wenn auch sehr dominanter Liebhaber war. Ob Sterbliche oder Hexe wie sie selbst, Gharmond war ein Mann, dem sie alle gerne bei seinen Liebesspielen gedient hätten. Er war der Favorit aller Damen in diesem Etablissement, auch wenn er sich seit einigen Jahren leider nicht allzu oft hier blicken ließ.
»Dennoch will ich hier keine Auseinandersetzung haben. Es ist nicht gut fürs Geschäft, wenn die Hälfte der Kunden mit angesenktem Hosenboden hier herausläuft«, erwiderte Hagazussa finster. Sie stieg nachdenklich in ihre Privatgemächer hinauf. Strigon war zwar früher ein guter Kunde gewesen, aber obwohl sie Verständnis für Gelüste aller Art hatte und alles anbot, was sich ein lustvolles Gehirn nur ausdenken konnte, waren seine blutsaugenden Perversitäten selbst ihr zuviel. Vampire waren ihr unheimlich. Tote, die eigentlich im Grab liegen und vor sich hinmodern sollten, stattdessen aber in der Dunkelheit fröhlich herumspazierten und Leute aussaugten, waren einfach nicht normal! Sie schüttelte sich, nahm sich jedoch zusammen, als sie die Tür zu ihrem Schlafzimmer öffnete. Sie blieb kurz stehen und blickte auf das Bild, das sich ihr bot.
Venetia hatte sich auf den roten Seidenkissen zusammengerollt, ein leichtes Tuch bedeckte ihren Körper. Ihre blonden Löckchen hingen ihr ins Gesicht und die roten Lippen waren im Schlaf halb geöffnet. Sie mochte diese kleine Succubi. Sie bereitete ihr Freude und war eine nette Abwechslung zwischen all den Männern, die um ihr Wohlwollen eiferten. Ihre Gedanken glitten zurück zu ihrem Liebhaber, den sie vor kurzem verlassen hatte. Gharmond allerdings war einer von der Sorte, die einer Frau genügte. Einer, der alles von ihr verlangte und selbst keinen Wunsch offen ließ. Aber er war auch nicht zu fassen, schenkte ihr seine Gunst, wenn ihm danach war und kümmerte sich dann
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