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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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einen lecker stinkenden Kadaver aus und lasst mich in Ruhe?«
    Pip, die neben ihm saß und die Nahrungshappen, die er ihr zurechtgelegt hatte, verschlang, blickte ihn ernst an. Wenn es keine anderen sprachfähigen Kreaturen in der Nähe gab, neigte ihr Herr eigentlich nicht dazu, etwas zu sagen. Ihre Sorge hielt sie allerdings nicht davon ab, weiterzufressen.
    Nachdem er sein geschmackloses, aber nahrhaftes Mahl beendet hatte, hätte sich Flinx am liebsten vor dem laufenden Kocher in der Hitze, die dieser erzeugte, entspannt. Ihm war jedoch klar, dass das nur eine Verschwendung von Zeit und Energie dargestellt hätte, was er beides nicht entbehren konnte. Also zwang er sich, aufzustehen, den Kocher einzupacken und den mühsamen Marsch den Abhang hinab fortzusetzen.
    Fast so, als wäre seine Lage noch nicht schlimm genug, zogen am östlichen Horizont langsam dunkle Wolken auf, die einen weiteren Sturm ankündigten, der seinem tödlichen Vorgänger in nichts nachzustehen schien. Das Glück, das bei so vielen vorherigen Gelegenheiten auf diversen anderen Welten stets mit ihm gewesen war, schien Flinx jetzt verlassen zu haben.
    Hier ist es zu kalt für das Glück, sagte er sich, schulterte seinen selbst zusammengebastelten Rucksack und marschierte weiter. Und für mich ist es ebenfalls zu kalt.
    Zu seinem Glück brachte der Wetterumschwung keinen neuen Schnee mit sich. Allerdings brach er wie eine Mauer aus Wind, Hagel und Graupel über ihn herein. Er ging weiter und zwang sich, nicht stehen zu bleiben; er hatte Angst, dass, wenn er dies tat und sich einen Unterschlupf suchte, er einschlafen würde und dann erwachte, weil ihn seine gierige und unwillkommene Gefolgschaft in Stücke riss. Das Rudel war ihm noch immer auf den Fersen, das konnte er durch den gefrierenden Regen erkennen. Die Kreaturen trotteten methodisch hinter ihm her und schienen nur darauf zu warten, dass er umfiel. Die leise Belustigung, die er anfänglich bei ihrem Anblick verspürt hatte, war längst verflogen. Nun sah er sie nicht länger als witzige Miniaturversionen der Tlel. Vor seinem inneren Auge waren ihre Gesichter und Füße verschwunden, und sie hatten nichts als das Glänzen klauenbesetzter Füße und rasiermesserscharfer Zähne zurückgelassen.
    Plötzlich flammte Schmerz in seinem rechten Knöchel auf. Er blickte nach unten und erkannte erstaunt, dass eine der Kreaturen, ein Exemplar, das offensichtlich mutiger war als der Rest, sich zu ihm vorgewagt hatte, um ein Stück aus seinem Bein zu beißen. Seine Zähne waren zwar scharf, aber nicht lang genug, um Flinx’ dicke Winterkleidung zu durchdringen. Er empfand nur einen leichten Schmerz, als sich der Kiefer um sein Bein schloss. Seine Haut war nicht einmal aufgerissen. Den Angriff spürend, bemühte sich Pip, aus seiner Jacke zu gelangen.
    Aber er benötigte ihre Unterstützung gar nicht. Mit seinem anderen Fuß schob er den entschlossenen Aasfresser von seinem Bein weg, und indem er seinen Stiefel hart aufkommen ließ, brach er ihm seinen dünnen Hals. Dann atmete er tief durch, wischte sich die Feuchtigkeit aus dem Gesicht und blickte sich durch den Graupelschauer um. Der Rest der Herde hatte die ebenso kurze wie tödliche Begegnung genau beobachtet, und keiner schien entschlossen zu sein, sich zu opfern, um den verblichenen Kameraden zu rächen.
    Flinx musste allerdings feststellen, dass sie sich vermehrt zu haben schienen. Ob sie durch den Geruch, die Bewegung oder die Geräusche angelockt worden waren, konnte er nicht sagen, aber jetzt waren es keine Dutzende, sondern definitiv Hunderte von ihnen. Wann wäre die kritische Masse, eine nicht abschätzbare Zahl erreicht, sodass sie sich stark genug fühlten, um über ihn herzufallen? Doch dann drehte er sich um, setzte sein Gesicht erneut dem unbarmherzig herabfallenden Niederschlag aus und ging weiter.
    Wie oft er ernsthaft daran dachte, einfach aufzugeben, konnte er nicht sagen. Er hatte zwar genug zu essen, um seinen Hunger zu stillen, doch seine Erschöpfung ließ sich auf diese Weise nicht lindern. So viel Nahrung er auch in sich hineinstopfte – seinen andauernden Schlafmangel konnte er auf diese Weise nicht bekämpfen. In gewisser Hinsicht machte es das Essen nur noch schlimmer. Es wäre viel leichter gewesen, sich einfach auf den weichen, einladenden Schnee zu legen, die Augen zu schließen und endlich das zu genießen, was ihm schon seit einer Ewigkeit vorenthalten wurde. Für ihn, für Philip Lynx, war Ruhe nichts weiter als

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