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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sehr vielen Tagen wieder richtig warm war.
    Die wärmeempfindliche Decke, unter der er augenblicklich lag, passte sich ständig an seine sich stabilisierende Körpertemperatur an und rutschte jetzt ein kleines Stück weiter nach unten. Sein kompletter Körper war taub – dieses Mal jedoch nicht aufgrund der Kälte, sondern weil er unglaublich erschöpft war. Er blinzelte einmal und drehte sich auf der gepolsterten Couch ein wenig nach links, um seine unerwartete, aber angenehme neue Umgebung zu inspizieren. Seine Muskeln protestierten bei der kleinsten Bewegung.
    Der Raum war größer als erforderlich. Die sanft geschwungene Kuppel spiegelte unmissverständlich den tlelianischen Einfluss wider, die Decke war jedoch hoch genug, um auch sehr groß gewachsenen Besuchern Platz zu bieten. Sie war mit ungleichmäßig geformten grauen und grünen Kacheln bedeckt. Einige der Fliesen waren außerdem versilbert worden und schimmerten jetzt perlmuttfarben. Das indirekte Licht aus verborgenen Lichtquellen ließ auf ihnen Funken tanzen. Verschlossene Türen auf der linken und rechten Seite führten zweifellos in andere Räume.
    Direkt gegenüber der Stelle, an der er lag, loderte ein knisterndes Feuer in einer traditionellen steinernen Tlel-Feuerstelle. Es erfüllte vermutlich eher einen dekorativen Zweck, doch Flinx empfand die zusätzliche Wärme als sehr wohltuend. Alles andere in dem Raum entsprach der modernen Technologie. Das Holzfeuer spiegelte daher wohl eher den ästhetischen Geschmack des Besitzers wider, als dass es wirklich erforderlich gewesen wäre.
    Replikationen von Kunstwerken hingen an den Wänden und deuteten darauf hin, dass er sich bei jemandem aufhielt, der nicht nur kulturell gebildet war, sondern überdies einen guten Geschmack besaß. Neben Kopien berühmter Werke aus der Geschichte der menschlichen Kreativität entdeckte er auch einige beeindruckende Tlel-Originale. Zwei große, bequeme Sessel standen im rechten Winkel zueinander vor dem Kamin und schienen die Einladung auszusprechen, das lodernde Feuer in seiner primitiven Form ebenfalls als Kunstwerk anzusehen.
    Während er sich umsah, erinnerte sich Flinx wieder an die Umstände, unter denen er hierhergebracht worden war. Er wusste, dass man ihn erst vor Kurzem aus dem Schnee gehoben, einen kurzen Weg getragen und einfach auf irgendein Transportmittel hatte fallen lassen. Danach hatte er für unbestimmte Zeit eine erstaunlich ruhige Reise gemacht. Die gleichmäßige, sanfte Vibration und seine zunehmende Erschöpfung hatten ihn fast augenblicklich einschlafen lassen. Wie lange er sich in diesem Zustand glückseliger Gleichgültigkeit befunden hatte, wusste er nicht. Doch jetzt war er hellwach und erneut Herr seiner Sinne, sodass er augenblicklich mehr als nur seine physikalische Umgebung wahrnehmen konnte.
    Zuallererst spürte er die Präsenz eines anderen empfindungsfähigen Wesens. Flinx streckte sein Talent aus und tastete nach den Gefühlen, die er ohne Schwierigkeiten oder auf Widerstand zu stoßen erkennen konnte. Zum jetzigen Zeitpunkt waren diese facettenreich und unklar. Doch weitaus wichtiger war für ihn die Erkenntnis, dass sie zweifellos von einem Menschen stammten.
    Obwohl er sich sehr bemühte, konnte er nicht verhindern, dass sein Herz wild zu schlagen begann, als eine Gestalt im Türrahmen auf der rechten Seite erschien und das Zimmer betrat. Er sah genauso aus, wie Rosso Eustabe ihn beschrieben hatte: groß, wenngleich nicht ganz so groß wie Flinx, mit dunklen Augen, die zu seinem sehr kurz geschnittenen Haar passten. Unter seiner blassgelben, locker sitzenden, einteiligen Winterkleidung schien er gut gebaut zu sein. Seine Haut hatte fast denselben Olivton wie die von Flinx, auch wenn man unmöglich sagen konnte, ob die Farbe natürlich oder das Resultat einer kosmetischen Verbesserung war. Ein ordentlich getrimmter Spitzbart begann unter seiner Nase und verjüngte sich zu einem Punkt unterhalb seines Kinns. Einen Bart hatte Eustabe nicht erwähnt. Möglicherweise hatte sein Informant diesen einfach übersehen oder es handelte sich dabei um eine erst kürzlich erfolgte Veränderung.
    Es wäre doch mehr als ironisch, dachte Flinx, während er den Eintretenden anstarrte, wenn es sich bei dem Mann, der ihn gerettet hatte, auch noch um seinen Vater handeln würde.
    Der Mann ging zum Feuer und nutzte einen kleinen Schürhaken, um die Position mehrerer lodernder Scheite zu verändern. Das nicht mehr brennbare Holz fiel in sich zusammen

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