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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ein unerreichbares Ziel, etwas, das er sich sehnlichst wünschte, das er aber niemals erreichen würde.
    Warum machte er sich überhaupt die Mühe? Warum setzte er sich immer wieder unter Druck, unterzog sich ständig freiwillig den mit der Verantwortung einhergehenden Qualen? Die Zivilisation konnte selbst auf sich aufpassen und brauchte ihn nicht, trotz der Bedrohung durch das Große Böse. Was war sein andauerndes Leiden denn wert? Selbst die Tlel, die er als unglaublich fröhlich, hilfsbereit und im Frieden mit der Welt um sich herum lebend eingeschätzt hatte, fochten mörderische Konflikte untereinander aus. GrTl-Hüter und NaTl-Sucher schlachteten sich gegenseitig ab – und das ausgerechnet wegen soziophilosophischer Gegensätze. Seiner Meinung nach gehörten sie auch zu den zahlreichen anderen Spezies, bei denen das Empfindungsvermögen an jene vergeudet worden war, deren soziale Reife nicht mit ihren technologischen Fortschritten Schritt halten konnte.
    Die Graupelschauer hatten nachgelassen, doch es wehte noch immer ein heftiger Wind. Auf einmal rutschte er mit dem Stiefel auf einem unter dem Schnee verborgenen Stein seitlich weg, taumelte und fiel auf ein Knie. Die alarmierte Pip, die seine Resignation spürte, bemühte sich, aus seiner Jacke zu gelangen. In dem Moment, in dem er auf dem Boden aufkam, sprinteten zwei der Raubtiere mit erwartungsvoll glänzendem Augenband vor und begannen, hungrig an seinen Stiefeln zu nagen. Der Rest des immer größer werdenden Rudels schien zu spüren, dass das Ende der Jagd nahte, und schlich sich verstohlen näher an ihn heran, hielt nur inne, um zu sehen, ob die beiden Aggressivsten der Herde das gleiche Schicksal ereilte wie den Einzelkämpfer kurze Zeit zuvor.
    Flinx’ Kopf begann zu pochen. Es hatte ganz den Anschein, als ob ihn nicht einmal sein unaufhörlicher Kopfschmerz in Frieden sterben lassen wollte. Als er sich wieder erheben wollte, gelang es ihm nicht, und er fiel längs vornüber. Hinter ihm ertönte das schaurige Geheul aus mehreren hundert Kehlen, als das Rudel vorwärtsstürmte. Gefangen in der Jacke ihres Herrn bemühte sich die panische Pip verzweifelt, sich daraus zu befreien.
    Auf einmal spürte Flinx einen Hitzestoß. Dieser kam jedoch nicht von den heranrasenden aufgestachelten Räubern, die sich endlich auf ihn stürzen konnten, und auch nicht von dem versehentlich aktivierten Kocher, sondern von einer ganz anderen Quelle. Die Hitze mähte eine, zwei, vier der eng beieinander stehenden fleischfressenden Kreaturen um, versengte ihr Fleisch und ihr Fell. Doch Flinx war kaum noch bei Bewusstsein, um den widerlichen Gestank von verbranntem Gewebe wahrzunehmen.
    Die Hitze strich über ihn hinweg. Ihr folgte ein zweiter Stoß, der ausreichte, um den Rest des Rudels voller Panik die Flucht ergreifen zu lassen. Die Kreaturen prallten gegeneinander und fielen übereinander, während sie versuchten, sich hinter Bäumen, Felsen und Schnee in Deckung zu bringen.
    Eine Gestalt stand nun vor ihm: ein großer, unregelmäßiger, ihn überragender Schatten. Groß gewachsen und aufrecht stehend, eine ungewöhnliche Waffe in beiden durch Handschuhe geschützten Händen haltend, trotzte sie dem Wind ebenso todesmutig, wie sie dem Rudel, das sich jetzt zerstreut hatte, gegenübergetreten war. Durch den Schleier seines weiter schwindenden Bewusstseins hörte Flinx eine Stimme. Sie klang ebenso unverblümt und abfällig wie die eines pensionierten Profes sors.
    »Jeder, der dumm genug ist, bei diesem Wetter hier draußen herumzulaufen, verdient es eigentlich, dass man ihn hier lässt. Doch da das vermutlich nicht geplant war, sehe ich mich wider besseren Wissens wohl oder übel gezwungen, dir das Leben zu retten.«

13
     
    Das wankelmütige Schicksal (wenn nicht das Glück) hatte offenbar doch Mitleid mit ihm gehabt und entschieden, dass sein Kopf nicht mehr weiterpochen sollte – vorerst zumindest. Als Flinx endlich erwachte, war der lähmende Schmerz verschwunden – ebenso wie der Wind, die Graupel, die Kälte und (das bemerkte er augenblicklich) auch das Rudel aus Aasfressern, das schon bereitgestanden hatte, um ihm das Fleisch von den Knochen zu nagen. Zwei weitere Einzelheiten wurden ihm na hezu gleichzeitig bewusst. Die erste war das vertraute Gewicht einer zusammengerollten schlangenförmigen Gestalt auf seiner nackten Brust, sodass er davon ausgehen konnte, dass Pip ebenfalls überlebt hatte. Die zweite war die Erkenntnis, dass ihm zum ersten Mal seit

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