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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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dem zerstörten Gaitgo und spürte eine neue Zielstrebigkeit und Entschlossenheit, weiterzumachen. Was sein Reiseziel anging, hatte er ohnehin keine große Wahl: Da er dem Ort, an den er wollte, momentan weitaus näher war als dem fernen Tleremot, konnte er nur Richtung Norden weiterziehen. Es sah fast so aus, als wäre er auf die eine oder andere Weise dazu bestimmt, das zu finden, weswegen er hergekommen war, oder dabei umzukommen.
    Es war nicht das erste Mal, dass er sich in solch einer Lage befand, stellte er sarkastisch fest.
    Als er auf das andere Ende der Schlucht zuwanderte, hing er seinen Gedanken nach und stellte sich vor, jemand würde kommen und ihn retten. Vielleicht das Shuttle der Teacher oder sogar seine bemerkenswerten und rätselhaften Freunde von Ulru-Ujurr. Doch er stampfte weiter durch den tiefen Schnee, und es materialisierten sich weder Schiff noch Aliens auf magische Weise vor ihm, um ihn aus seiner verzweifelten Situation zu retten.
    Schon bald war jedoch klar, dass er nicht länger allein war.
    Die Gefühle, die zunehmend am Rand seines Talents zupften, waren einfach, grundlegend, primitiv. Kaum empfangbar. Die Art von elementaren Emotionen, die von etwas generiert wurden, das auf der Skala der empfindungsfähigen Wesen sehr weit unten stand. Ohne die Raffinesse und charakteristischen Zwischentöne, die ein höheres Bewusstsein auszeichneten, waren sie leicht zu interpretieren. Vorfreude. Aufregung.
    Hunger.
    Zwar sah er das erste Exemplar ihrer Art, noch bevor er aus der tödlichen, schneebedeckten Schlucht taumelte, doch es wurde schnell offensichtlich, dass sich ihr Territorium nicht auf diese beschränkte. Sie folgten ihm hinaus und blieben ihm auch auf den Fersen, als er langsam den Hang hinabkletterte und sich immer weiter von den schlimmsten der immer noch auftretenden pinkfarbenen Verwehungen entfernte. Immer, wenn er anhielt, um eine Rast zu machen, warteten sie ebenfalls und hielten Abstand. Die Sonne stand jetzt hoch am Himmel, und er musste die Augen zusammenkneifen, um seine neuen Begleiter in der schmerzhaft grellen Helligkeit ausmachen zu können. Er konnte sie sehen, doch zählen konnte er sie nicht – dafür waren es einfach zu viele.
    Vielleicht mehrere Dutzend, schätzte er. Es konnten aber auch über hundert sein. Sie waren anders als alles, was er bisher auf Gestalt gesehen hatte – sie glichen weder den Lawinen auslösenden Ressauggs noch den bedrohlichen, mit einem inneren Staubsauger ausgerüsteten Räubern.
    Der größte von ihnen war auf seinen beiden dicken Beinen etwa einen halben Meter groß. Ihr Gewicht variierte zwischen zehn und einem Kilo, sie waren komplett mit kurzem, dichtem Fell bedeckt und trugen ein überraschend großes Farbspektrum zur Schau, in dem alles – von blass kirschrot bis hin zu dunkel malvenfarben – vertreten war. Dank dieser Vielfalt an Schattierungen verschmolzen einige von ihnen perfekt mit dem Schnee, während man andere vor dem nackten Fels nicht mehr ausmachen konnte. Sie beobachteten ihn mit Augenbändern, die die Breite seines kleinen Fingers hatten. Zwischen den geteilten Kiefern waren Reihen aus kurzen, scharfen, nadelartigen Zähnen zu erkennen, und ihre flachen Schädel erinnerten ihn an umgedrehte Essteller. Auch wenn sie sich in einigen Aspekten unterschieden, war die Ähnlichkeit der Schädel mit denen seiner einheimischen Freunde nicht zu leugnen. Mehrere Mitglieder der Herde besaßen farbenfrohe und bewegliche Kämme. Wenn diese nicht flach am Kopf anlagen, wirkten sie wie eine Schar aus unzähligen Miniaturflaggen.
    Zwar starrten sie ihn mit unverhohlenem Interesse an, doch ihre Aufmerksamkeit richtete sich nicht allein auf ihn. Einige gruben auf der Suche nach etwas Essbarem mit ihren mit Klauen besetzten Füßen im Boden herum. Andere schienen sich mit ihren Artgenossen zu streiten und diese zu belästigen. Sie gaben eine ganze Bandbreite an Geräuschen ab: vom sanften, fast unhörbaren Piepsen bis hin zu einem unterbrochenen Keuchen, das sich fast so anhörte, als würde man eine Metallfeile mehrfach über einen Holzstamm ziehen. Und sie hatten irgendetwas an sich …
    Trotz der offensichtlichen Gefahr, die sie für ihn darstellten, musste er grinsen, als ihm klar wurde, was seine Fantasie angeregt hatte. Die Kreaturen erinnerten ihn an eine Schar verkleinerter, vielzahniger, scheinbar ahnungsloser Tlel. Und die oberflächliche Ähnlichkeit bezog sich nicht nur auf die Form ihrer Schädel. Auch wenn es ihm

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