Patrimonium
körperlich in mehrerlei Hinsicht ähnelte. Außerdem – und das war das wohl spannendste Detail an dieser Person – war Sadako Basrayan nicht auf Gestalt geboren worden, sondern etwa zwanzig Jahre zuvor von der Erde aus eingewandert.
Flinx konnte sich kaum noch zurückhalten. Selbst die Teacher, zu der er über sein Kommunikationsgerät Kontakt aufnahm, musste zugeben, dass ihr Besitzer möglicherweise auf einen Hinweis gestoßen war, der sehr vielversprechend und nicht nur ein Hirngespinst zu sein schien. Unter dem Vorwand, er wolle über die musikalische Begleitung für eine Oper, die er gerade schrieb, sprechen, gelang es Flinx, den einsiedlerischen Mr. Basrayan zu treffen. Sobald sein Gast ihm versichert hatte, dass der farbenfrohe Minidrache, der ihn begleitete, nur die Aufregung seines Herrn widerspiegelte, als er sich von seiner Schulter erhob, um durch das Wohnzimmer zu sausen, kam der erleichterte Komponist schnell, wenngleich ahnungslos Flinx’ Bedürfnissen nach. Basrayan regte die Fantasie seines jüngeren Besuchers nicht etwa dadurch an, dass er Musikstücke vorschlug, sondern dass er eine üppige Haarpracht zur Schau trug. Sie waren zwar schwarz und nicht rot, doch davon ließ sich Flinx nicht entmutigen. Er brauchte nur eine Strähne davon, die er während des Besuches verstohlen von dem Sessel, in dem der Komponist saß, auflas.
Die Ermittlung der DNS-Sequenz war ein einfacher Prozess. Da er sich nicht die Zeit nehmen wollte, die Probe zur Teacher zu bringen, nutzte der aufgeregte Flinx eine Selbstbedienungs-Analyseeinrichtung in Tlossene. Dieser Servicedienst würde den genetischen Code des musikalischen Mr. Basrayan extrahieren und mit einer Probe von Flinx’ eigener DNS vergleichen.
Am folgenden Tag erhielt er die Unterlagen mit den Auswertungen, die er mit ruhiger Hand, aber hochrotem Kopf entgegennahm. Doch die anfängliche Aufregung und die hohen Erwartungen wurden rasch von einer erdrückenden Niedergeschlagenheit abgelöst, als er den Ausdruck ungeduldig überflog. Die Codes passten nicht zusammen. Sie waren nicht einmal ähnlich. Daraufhin warf er die teure Analyse in den nächsten öffentlichen Müllrecycler und stapfte mit grimmigem Gesicht aus dem Gebäude wieder auf die Straße.
Wochen später war er kurz davor aufzugeben, als sich plötzlich eine interessante Korrespondenz mit einem Rosso Eustabe entspann.
Wie viele andere Kontaktpersonen traf Flinx auch diese – die, so schien es, Teil einer nahezu endlosen Parade wenig hilfreicher Personen war – in der Lobby seines Hotels. Mit den diversen Personen, zu denen er den Kontakt durch lange und harte Arbeit aufgebaut hatte, nahm er hier Drinks und Snacks auf seine Kosten zu sich. Nachdem man sich einander vorgestellt und eine oberflächliche Unterhaltung geführt hatte, folgte die Übergabe von Informationen vom Besucher an den jungen Mann, der die Einladung ausgesprochen hatte – doch diese Informationen hatten Flinx bisher nichts außer Erkenntnissen über das Wesen von einigen der am wenigsten gesellschaftsfähigen Bürger von Gestalt eingebracht. Er hatte sich mit genug mürrischen, griesgrämigen, unzufriedenen, reizbaren, halb verrückten und finsteren Ikonoklasten getroffen und sie ausgefragt, sodass er für den Rest seines Lebens genug davon hatte. Die Tatsache, dass man ihn selbst gelegentlich auch zu dieser Gruppe zählen konnte, ignorierte er dabei geflissentlich.
Eustabe taumelte nicht gerade in die Lobby, doch es war offensichtlich, dass sein Bewegungsapparat durch lebenslange harte Arbeit mehr als nur ein wenig in Mitleidenschaft gezogen worden war, und vielleicht hatte er überdies regelmäßig organische Komponenten zu sich genommen, die seiner Gesundheit ebenfalls nicht gerade zuträglich gewesen waren. Flinx erhob sich aus dem anpassungsfähigen Sessel, der im Verlauf der letzten Wochen eine innige Bekanntschaft mit seinem Hintern geschlossen hatte, und streckte methodisch eine Hand in Richtung der neuesten Kontaktperson aus, die Teil der scheinbar endlosen Kette unangepasster Informanten war. Sein Gast erwiderte den Willkommensgruß mit einer seiner Hände, die immer noch aus Fleisch bestand, während die zweite ebenso wie der Arm, an dem sie angebracht war, synthetisch zu sein schien. Anders als die meisten Personen, die eine größere Prothese benötigten, hatte sich Eustabe nicht um eine bemüht, die eine Kopie seines echten Arms war. Das Verbundwerk aus Plastizin und Karbonfiber mit dem darüberliegenden
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