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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium
Autoren: Alan Dean Foster
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Synfleisch, aus dem die Finger, die Hand und der Arm des künstlichen Glieds bestanden, war in schlichtem, schnörkellosen Grau gehalten. Vielleicht hatte der Besitzer aber auch nur darauf verzichtet, die Extra-Credits für den Kauf eines perfekten Duplikats auszugeben, überlegte Flinx.
    Zusätzlich zu dem Arm ließ der Gang des Mannes vermuten, dass auch ein Teil des rechten Beins, wenn nicht sogar das komplette, unecht war. Gleiches galt für beide Ohren, und es gab erkennbare Anzeichen für vorgenommene preisgünstige Hautregenerationsmaßnahmen an Hals und Stirn. Sein Gesicht war wettergegerbt, markant, erfahren und ließ ihn älter aussehen, als er vermutlich war. Mit Ausnahme einiger dünner hellbrauner Härchen, die sich bis dato behaupten konnten, waren die grauen Stoppeln, die sein Kinn und den Rest seines Gesichts zierten, von derselben Farbe – wenn nicht sogar von derselben Zusammensetzung – wie seine linke Armprothese. Irgendwo und irgendwann hatte Flinx’ neuester Informant einen schrecklichen Unfall miter- und überlebt. Doch die Emotionen des Mannes ließen keine Rückschlüsse auf eine persönliche Katastrophe in seiner Vergangenheit zu, und Flinx konnte auch nicht in ihn hineinblicken, um zu erkennen, ob sich dort ebenfalls Ersatzteile befanden. Auf Einladung seines jungen Gastgebers ließ sich Eustabe im Sessel diesem gegenüber nieder.
    »Ich bin Skua Mastiff«, stellte sich Flinx seinem Gast vor.
    »Ross Eustabe.«
    Flinx fiel es schwer, die Gefühle des Mannes einzuordnen.
    In einem Augenblick schien der Neuankömmling völlig gelöst zu sein, doch im nächsten war er auf einmal total angespannt, als ob jemand hinter ihm her wäre. Vielleicht war dem auch so, grübelte Flinx, oder es konnte alles nur Einbildung sein.
    »Es heißt, Sie führen ein soziologisches Forschungsprojekt für eine Datensammlerfirma auf einer anderen Welt durch.« Eustabes echte Finger kratzten unablässig über die Armlehne seines Sessels, als würden sie nach einem Loch suchen, in dem sich seine Hand verbergen konnte. Das reaktive Material, aus dem die Lehne angefertigt war, reagierte darauf, indem es vergeblich versuchte, sich dem ständig veränderten Druck anzupassen.
    »Stimmt.« Flinx ließ das automatische Lächeln eines Handlungsreisenden aufblitzen. Es wirkte völlig echt – und das war nicht weiter verwunderlich, da er bei den vorangegangenen Interviews genug Zeit gehabt hatte, dies ausgiebig zu üben. »Man hat mich engagiert, um Statistiken über Gestalt aufzustellen. Wie ich Sie bereits in unserer Korrespondenz informiert habe, sind wir insbesondere an jenen Commonwealth-Bürgern interessiert, die sich aus bestimmten Gründen aus der Gesellschaft zurückgezogen haben, aber dennoch daran interessiert sind, dass es unter ihresgleichen zu einer Veränderung kommt. Künstler beispielsweise, die in ihren Werken des Öfteren verschiedene Stadien der Menschheit abbilden. Oder kosmetische Biochirurgen, die zuweilen außerhalb der Grenzen dessen, was im Allgemeinen als guter Geschmack bezeichnet wird, arbeiten müssen. Sowie jene, die sich dem Kontakt zu anderen ihrer Art aus Gründen, die nicht wirklich offensichtlich sind, verweigern.«
    »Ich erinnere mich.« Eustabe nickte mit dem Gesichtsausdruck eines weisen Familienoberhaupts, das weiß, wo alle Leichen begraben liegen. »Und ich glaube, ich habe da etwas für Sie.«
    Wie schon bei so vielen vorangegangenen Interviews nahm Flinx sein Kommunikationsgerät vom Gürtel, aktivierte es und wies es an, die Unterhaltung aufzunehmen. »Fahren Sie fort.«
    Eustabe kratzte sich mit den Fingern seiner echten Hand an seinen Kinnstoppeln, als würde er dort fühlbar Feedback kriegen. »Allerdings wäre da noch die Frage der Bezahlung …«
    »Den Bedingungen haben Sie bereits zugestimmt, als Sie auf meine Bitte um Informationen geantwortet haben.« Flinx versuchte, nicht allzu gleichgültig zu erscheinen, und zwang sich, sein anfängliches Lächeln zu wiederholen. »Und wie darin vereinbart«, fuhr er hastig fort, »erhalten Sie einen weiteren Bonus – von meiner Firma –, wenn uns Ihre Informationen zu einer brauchbaren Kontaktperson führen.«
    Eustabe nickte gedankenverloren. »Ich bin privater Transportunternehmer. In meinem Besitz befinden sich zahlreiche Langstrecken-Schwerlast-Skimmer, und ich liefere lebendige Waren an die im Hinterland lebenden Einwohner. Und davon gibt es hier auf Gestalt so einige.«
    »Das habe ich bereits gehört«, antwortete Flinx
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