Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
der Tlel noch die wenigen Menschen, die immer noch darin arbeiteten, mehr als einen neugierigen Blick zuwarfen.
    Draußen war es dunkel und ohne den hellen Sonnenschein auch deutlich kühler. Das Material seiner Jacke und seiner Hose reagierte augenblicklich, um ihn weiterhin warm zu halten. Pip vergrub sich noch tiefer in die schützende Kleidung, sodass sie wie ein warmes, muskulöses Kabel auf seinem Unterhemd und seiner Brust ruhte.
    Auf Gestalt gab es nur zwei Hubs, die den Zugriff auf das Informationssystem erlaubten: einen in Tlossene und den anderen auf der anderen Planetenseite in der zweiten Stadt Tlearandra. Doch er konnte nichts dadurch gewinnen, dass er einmal halb um den Globus flog, nur um dann dieselben Fragen zu stellen. Der Inhalt, die Bedienung und die Ressourcen der Hubs in beiden Städten waren identisch. Das wurde sowohl vom Gesetz als auch gewohnheitsmäßig verlangt, damit eine Einheit die andere aktualisieren konnte, falls es zu einem katastrophalen Fehler kommen sollte. Wenn er dorthin reisen würde, hätte sich doch nur seine Umgebung geändert. Gestalt war außerdem nicht groß oder wichtig genug, um einen privaten, zugangsbeschränkten Hub zu gewährleisten. Es gab beispielsweise keine militärische Präsenz, die derartige Kosten gerechtfertigt hätte. Die Kälte, die sich nun langsam in ihm ausbreitete, hatte nichts mit dem hiesigen nächtlichen Klima zu tun – sie beruhte allein auf seiner Enttäuschung und kam direkt aus seinem Inneren.
    Vielleicht hatte die Teacher doch recht. Zeitverschwendung hatte sie diese impulsive Reise in das System von Gestalt genannt. Und außerdem egoistisch.
    Er hatte die planetaren Systeme angezapft und nichts gefunden. So lange und tief hatte er gesucht und war trotz seiner Bemühungen nicht schlauer als vorher. Es wurde Zeit, die Suche nach etwas Realerem, Greifbarerem in Form der braunen zwergengroßen Tar-Aiym-Waffenplattform fortzusetzen, die er im Auftrag von Bran Tse-Mallory und Truzenzuzex suchen sollte. Hier konnte er offensichtlich nichts Neues erfahren – auf dieser kalten, unbedeutenden Welt waren anscheinend keine Informationen über seine Person oder seine Eltern zu finden.
    Er weinte nicht, hätte es aber gern getan.
    Auf Visaria hatten ihm die Worte eines sterbenden Meliorare die Hoffnung geschenkt, dass er etwas über das Wesen und die Identität seines Vaters herausfinden konnte. Trotz seiner ausgedehnten Suche hatte ihn das bloß an diesen Ort geführt, und wo sollte es jetzt weitergehen? Wie sollte er die DNS-Spur wieder aufnehmen, da er keine anderen Hinweise oder Informationen besaß? Sollte er sich überhaupt noch die Mühe machen? Vielleicht gehörte das einfach zu den Dingen, die das Schicksal ihm vorenthalten wollte, und er würde es nie erfahren. Doch er hätte dieses Wissen gern gegen eine der vielen entmutigenden, finsteren und schaurigen Informationen eingetauscht, die er bereits besaß.
    Die Lichter in der Stadt waren angegangen. In der klaren, sauerstoffreichen Luft wirkten die zahlreichen kuppelförmigen und anmutig geschwungenen Gebäude von Tlossene, als stammten sie von einem Ort aus dem Märchen, allerdings von einem, in dem die Fantasie durch modernes Hightech ersetzt worden war. Fotoemittierende Mauern erleuchteten die Straßen. Selbst zu dieser frühen Stunde waren kaum menschliche Fußgänger zu sehen, dafür aber umso mehr Tlel. Ihr gutturales Glucksen und Schwatzen erfüllte die Luft mit einem ständigen Geräuschkulisse aus Alien-Geplapper. Ansonsten störte nichts die ruhige Nachtluft. Er ließ den Übersetzer ausgeschaltet. In diesem Augenblick wollte er auch gar nicht wissen, worüber sie sich unterhielten. Es interessierte ihn nicht im Geringsten, was irgendjemand zu sagen hatte.
    Vielleicht war der verschlagene Meliorare Cocarol doch mit einer Lüge auf den Lippen gestorben, was ja der Vermutung der Teacher entsprochen hätte, und er hatte den jungen Mann, der für seinen Tod verantwortlich war, auf eine aussichtslose Verfolgungsjagd geschickt. Aber Flinx weigerte sich, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Noch nicht. Er würde es erneut versuchen, irgendwie. Es gab andere Wege, an die gesuchten Informationen heranzukommen. Methoden, die zwar nicht so schnell und effizient waren wie eine direkte Anfrage an das planetare Informationssystem, die er aber dennoch nutzen konnte.
    Erst einmal würde er sich hier ein wenig umhören.

3
     
    Er begann am folgenden Morgen damit, über sein Kommunikationsgerät

Weitere Kostenlose Bücher