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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium
Autoren: Alan Dean Foster
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weitaus weniger Hoffnung als in dem Augenblick, als er das Abteil betreten hatte, doch er war noch nicht desillusioniert. Um sicherzustellen, dass die Systeme auch den vollen Zugriff auf das Wissen des Commonwealth hatten, rief er eine allgemeine Sybakte über die Society selbst auf. Zumindest diese sollte jedem, der ein oberflächliches Interesse an der Geschichte der Commonwealth-Wissenschaft hatte, jederzeit frei zugänglich sein.
    Das System reagierte sofort und präsentierte ihm die komplette offizielle Geschichte der Meliorare: wie sie und ihre Aktivitäten entdeckt und schnell verboten worden waren, die Art ihrer eugenischen Experimente, wie man sie einen nach dem anderen gejagt und aufgespürt hatte, um sie dann vor Gericht zu stellen und zu verurteilen, sowie eine Analyse des kurzen, aber schmutzigen Kapitels, das sie in der Geschichte der biologischen Forschung des Commonwealth dargestellt hatten.
    Was er jetzt vor sich hatte, war die behördlich zugelassene Geschichte. Er erlaubte sich ein Grinsen, als er die angebotenen Informationen durchsah. Nicht alles war genau so abgelaufen, wie es in den offiziellen Dokumenten aufgeführt war. Zum Beispiel war ein gewisses Meliorare-Experiment namens Philip Lynx noch immer aktiv, wurde bedrängt und belagert, hatte sich aber stets seiner Haut erwehren und einer Geistauslöschung entgehen können. Er rutschte auf dem Stuhl herum und machte sich mental bereit. Es war an der Zeit, tiefer vorzudringen und anders vorzugehen.
    Er begann mit dem Tunnelbau.
    Einiges von dem, was er tat, war legal, anderes nicht. Da er zuvor schon auf die terranischen Systeme zugegriffen hatte, fiel es ihm nicht weiter schwer, den internen, frei beweglichen Sicherheitsmaßnahmen auszuweichen, die auf Gestalt noch weitaus weniger effektiv waren. Die verschlüsselten Sektionen standen ihm offen, sie lagen vor ihm zwar nicht wie ein Buch, aber wie ein Muster aus dreidimensionalen Sybakten – eine Blume aus Informationen. Trotz der kühlen Luft innerhalb des Verwaltungsgebäudes sammelte sich der Schweiß auf seiner Stirn, als er weitergrub und -buddelte und sich immer tiefer in den lokalen Hub vorwagte.
    Er fand nur wenig, was augenscheinlich verboten war – schließlich war das hier ja auch nicht Visaria – und vieles, was bestimmte Bürger gern unter Verschluss gehalten hätten, doch nichts hatte in irgendeiner Art und Weise, Gestalt oder Form mit dem toten Meliorare Cocarol zu tun oder der verstörenden verbotenen Gesellschaft, deren Mitglied er gewesen war. Je weiter Flinx vordrang, desto entmutigter wurde er. Er ging sogar das Risiko ein, entdeckt zu werden, indem er seinen eigenen wahren Namen, seinen Spitznamen und alles, was er in der Vergangenheit über die persönliche Geschichte seiner Mutter in Erfahrung bringen konnte, eingab. Doch es war alles umsonst. Da war nichts. Kein Hinweis in Worten, kein Glitzern im Datenraum, kein Hinweis auf irgendetwas, das im Zusammenhang mit der Society, seinen Ahnen oder ihm stand.
    Als die direkte Anfrage kein Ergebnis hervorbrachte, versuchte er es auf andere Weise. Er suchte rückwärts, wollte den winzigsten Schnipsel an Information erhaschen, der ihn in eine andere Richtung führen würde. Er formulierte Anfragen, die völlig aus der Luft gegriffen waren und auf keinen Tatsachen mehr basierten. Doch alles, was er unternahm, erzielte dasselbe Resultat – nichts.
    Als sein Magen knurrte – eine ebenso primitive und schlichte wie auch notwendige Unterbrechung –, sah er auf seine Uhr. Erschrocken stellte er fest, dass er sich schon fast den ganzen Tag in diesem Abteil aufhielt. Seine Kehle war trocken. Er hatte nicht daran gedacht, sich etwas zu trinken mitzunehmen oder mal etwas aus der Notfallreserve seiner Jacke zu sich zu nehmen. Seine Optionen überdenkend, musste er widerstrebend feststellen, dass selbst wenn er bleiben und weitersuchen wollte, Pips rasanter Stoffwechsel dringend nach Futter verlangte. Warum sollte er keine Pause einlegen?
    Er kam ohnehin nicht weiter.
    Seine verkrampften Muskeln vorsichtig lockernd unterbrach er die Verbindung, ließ das Neuronenstirnband vom Kopf gleiten und legte es wieder in die entsprechende Tasche zurück. Ein kurzes Ziehen, und schon hatte er den Mazr aus der Konsole geholt, den er rasch in einem Beutel an seinem Gürtel verbarg. Das Gerät würde keine Hinweise auf seine verdeckte Anwesenheit zurücklassen. Äußerst enttäuscht verließ er erst das Abteil und dann das Gebäude, wobei ihm weder
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