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Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ausgiebig. »Wollen wir ein wenig frische Luft reinlassen?«
    »Sie werden schon sehen.« Zwar konnte er auf dem breiten, flachen Gesicht der Sprecherin kein Lächeln sehen, aber er stellte fest, dass er ein emotionales empfing. »Ich denke, das wird Ihnen gefallen.«
    Das Dach im vorderen Schiffsteil glitt in die leichte Außenhaut des Skimmers. Seiner Programmierung entsprechend verlangsamte das Fahrzeug seine Geschwindigkeit, um den Zugwind zu verringern und die instrumentenlose Begutachtung der Umgebung zu ermöglichen. Vom Sturm sauber gefegt war die alpine Atmosphäre mit Sauerstoff angereichert und überflutete das Innere des Schiffes. Flinx, der bei mehr als einer Gelegenheit selbst miterlebt hatte, warum viele Außenweltler das Leben auf Gestalt nicht mochten, stellte fest, dass er nun auch einen Grund kannte, warum es einem hier gefallen konnte.
    Es war die beste Luft, die er je eingeatmet hatte.
    Gefiltert und gereinigt durch den gewaltigen, unberührten Alien-Wald darunter, angesättigt mit mehr Sauerstoff als die Atmosphäre auf der Erde, dem Mond oder sogar Nur, war die Luft, die jetzt das Schiff erfüllte, voller unveränderter Düfte des Waldes: Wohlriechende Gerüche, an die er sich kaum noch erinnerte, vermischten sich mit solchen, die er weder isolieren noch identifizieren konnte. Der simple Akt des Einatmens überwältigte fast seine Sinne. Ebenso angeregt sauste die hocherfreute Pip wild durch die Luft und schlug einige Haken und Rollen, was vermuten ließ, dass ihre Atemwege noch berauschter waren als seine.
    »Ich …« Er musste innehalten, um noch einen wunderbaren, belebenden Atemzug zu tun. »… verstehe, was Sie meinen.«
    Bleshmaa stand nahe der Öffnung, streckte ihren Kopf aber nicht hinaus, und atmete ebenfalls mehrfach tief ein. »Sie ist wundervoll sauber und rein, nicht wahr? So weit im Norden findet man keine Verschmutzungen mehr. Ein Besucher braucht keinen Sensor, um die Gifte in der Luft zu messen, weil es hier keine gibt. Die Atmosphäre im Nordland ist ungefährlich.«
    »Natürlich ist sie das«, erwiderte Flinx, »aber sie ist auch weitaus mehr als das! Das Aroma, die unglaubliche Kombination aus so vielen Düften ist einfach …«
    Er hielt inne, da sie ihn verständnislos anstarrte. Deutlich spürte er die Verwirrung in ihrem Geist, auch wenn sie sich nicht auf ihrem nichtmenschlichen Gesicht abzeichnete.
    Aroma? Düfte? Was ist das?, schienen ihre Gefühle laut und deutlich zu verkünden. Das traf ihn schwer. Die extravaganten Gerüche, die die blauen Gewächse abgaben, die üppigen Bouquets – sie konnte nichts davon in sich aufnehmen. Ebenso wenig wie jeder andere Vertreter ihrer geruchlich benachteiligten Spezies. Zwar ließen sich solche Emissionen auf wissenschaftliche Weise messen, aber die Instrumente würden ihnen nur sagen, dass der Atmosphäre etwas hinzugefügt worden war, wie sie auch subatomare Partikel durch die Aufzeichnung derer Wege erkennen konnten. Doch wie alle Tlel besaß Bleshmaa eben keinen Geruchssinn. Die fantastischen, magischen, überwältigenden Düfte der blauen Wälder von Gestalt würden jenen, die sich in ihrer Mitte entwickelt hatten, auf ewig ein Rätsel und verborgen bleiben.
    Umgekehrt konnte er keine organischen Wesen in der Nähe des Skimmers entdecken, die elektrische Impulse abgaben. Während er den spektakulären Wald riechen konnte, »roch« sie ihn, Pip und vermutlich auch den Skimmer, indem sie die Stärke und Art der elektrischen Strömung, die durch ihre Gehirne und Körper floss, spürte und maß. Das brachte ihn zum Nachdenken. Wenn ein Dschinn oder Zauberer ihm auf irgendeine Weise jene Fähigkeit verschaffen konnte, die die Tlel als Einzige unter den empfindungsfähigen Wesen zu besitzen schienen, würde er einen seiner Sinne dagegen eintauschen?
    Natürlich hatte er absolut keine Ahnung, wie das individuelle elektrische Feld eines Wesens »roch«. Glich es eher einem Duft oder war es wie das Aufeinanderprallen leuchtender Farben? Vielleicht entsprach es auch eher den Emotionen, die sein eigenes, ebenfalls einzigartiges Talent ihm zu empfangen ermöglichte? Doch da ihm dafür die biologischen Voraussetzungen fehlten, konnte er es sich nicht im Entferntesten vorstellen.
    Die Tlel waren nicht nur unfähig, die Düfte ihrer wunderbaren Umgebung in sich aufzunehmen, sie konnten auch den Körpergeruch anderer nicht wahrnehmen. Diese Fähigkeit blieb ihren Besuchern und den Siedlern überlassen, die mit vorinstallierten,

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