Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patrimonium

Patrimonium

Titel: Patrimonium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
empfindungsfähige Wesen in unmittelbarer Umgebung befanden, fiel es Flinx nicht schwer, sich auf dasjenige zu konzentrieren, das eine Bedrohung für ihn darstellte. In der umherwirbelnden, fast schon eiskalten Luft im Heck des Skimmers fiel es ihm schwer, die Pistole ruhig zu halten. Das Wetter konnte jedoch nicht die Gefühle beeinflussen, die er aussandte, und zwar so sicher, genau und eindeutig, als wären sie ein echtes Projektil.
     
    Sicher in seinem Gurt vor den kraftvollen Rucklern und dem Schlingern seines Schiffes geschützt, setzte sich der zuvor so zuversichtliche und geduldige Halvorsen auf einmal auf und blinzelte. Als der Skimmer plötzlich und unerwartet zu seinem Ziel aufschloss, wusste er, dass er eigentlich eine oder mehrere der integrierten Waffen abfeuern sollte. Stattdessen hielten seine Hände einige Zentimeter über den entsprechenden Steuerungsmechanismen inne, wobei die Handflächen nach unten zeigten und seine Finger leicht zitterten. Obwohl er sich das Hirn zermarterte, konnte er nicht die richtigen Worte finden, um sie per verbaler Anweisung zu aktivieren. Hätte er ein Induktionskopfband getragen, wäre er vermutlich nicht einmal mehr in der Lage gewesen, auch nur einen mentalen Befehl zu geben.
    Obwohl das Ziel rasend schnell näher kam, feuerte er nicht. Und das lag nicht daran, dass mit den Waffen seines Skimmers etwas nicht in Ordnung war, und auch nicht daran, dass sich seine Beute außerhalb der Reichweite befand, sondern daran, dass er plötzlich und völlig unerwartet seine Meinung geändert hatte. Für jemanden, dem schon öfter vorgeworfen worden war, überhaupt keine Meinung zu haben, war dieser abrupte Gesinnungswandel umso erstaunlicher.
    Seine Finger zitterten, als er versuchte, einen der verschiedenen Kontaktpunkte zu drücken, der den Tod in Form von verschiedenen Hightech-Waffen zu dem vor ihm fliegenden Schiff schicken würde. Warum sollte ich das tun?, fragte er sich. Gibt es nicht schon genug Elend im Universum? Wir werden alle früh genug sterben. Selbst Norin Halvorsen würde sterben. Vielleicht würde er sein Ende in einem heruntergekommenen, deprimierenden Loch finden, wo er krank und allein daläge und niemand ein paar freundliche Worte über seinen verwesenden Knochen spräche. Er nahm Platz in Anspruch, der einigen neutralen Neutronen eher zugestanden hätte, vergeudete Sauerstoff und trug zur Gesellschaft anderer empfindungsfähiger Wesen nichts Nennenswertes bei – so weit war es mit seinem Leben gekommen. Das war die erbärmliche Zusammenfassung seiner elenden Existenz. Was er für Vergnügen gehalten hatte, war in Wahrheit nichts weiter als die instinktive Benutzung diverser primitiver Stimulationen, die seine Nervenenden betäuben sollten. In seinem Streben zu überleben, hatte er tatsächlich nichts anderes gemacht, als seine Seele zu anästhetisieren.
    Er begann zu schluchzen. Ein kleiner, unterdrückter Teil von ihm schrie laut auf, brüllte seinen Zorn hinaus und versuchte, den kalten, berechnenden Killer wiederzubeleben, der sich an professionellen Fertigkeiten, teurem Likör und billigen Frauen ergötzte. Dieses Segment seines Charakters, das üblicherweise das dominantere war, wurde in diesem Augenblick auf ein leises Piepsen reduziert, das gegen den Tsunami aus Verzweiflung kaum zu hören war. Hätte Halvorsen die Quelle dieser Wut und Trauer identifizieren können, dann hätte er vielleicht die Chan ce gehabt, sich zu wehren und ihr zu widerstehen. Doch das gelang ihm nicht. Er konnte nur unter dem Gewicht erdrückender Verzweiflung leiden, wie er sie seit den frühesten Tagen seiner unaussprechlich trostlosen Jugend nicht mehr erlebt hatte.
    Wenn er schon nicht feuern wolle, dann müsse er sich zumindest zurückfallen lassen, forderte der professionelle, berechnende Teil seines Verstandes, der immer noch funktionierte. Oder er müsse zumindest den Kurs ändern oder eigene Ausweichmanöver einleiten. Doch es gelang ihm nicht, die erforderlichen Befehle zu geben, um selbst diese Aktionen auszuführen. Alles, was er zustande brachte, war, in seinem Gurt zu sitzen und melancholisch vor sich hin zu wimmern, auch wenn ihm der Grund dafür weiterhin schleierhaft war.
    Und seine Verwirrung nahm noch zu, als der Skimmer seinem immer langsamer werdenden Ziel beständig näher kam. Hoch aufgerichtet stand eine groß gewachsene Gestalt im Heck des Schiffes und war den Elementen ausgesetzt. Sie starrte ohne zu blinzeln in das Cockpit des sich nähernden

Weitere Kostenlose Bücher