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Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne

Titel: Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Truth School.
    »Meinst du, er hat die Leiche von hier bis auf den Schulhof geschleppt?«, fragte Sampson. Seine Stimme verriet, dass er nicht daran glaubte. Ich auch nicht. Aber wie war die Leiche des kleinen Mädchens auf den Schulhof gekommen?
    Ein leuchtend roter Luftballon schwebte einen Meter über dem Gebüsch, in dem der Mord verübt worden war.
    »Markiert das Ding die Stelle?«, fragte Sampson. »Ist der Ballon die Markierung?«
    »Weiß nicht... ich frage mich ...«, murmelte ich und schob die Zweige beiseite, um mir den Weg ins Versteck zu bahnen. Trotz der Kälte roch es stark nach Fichte, was mich daran erinnerte, dass es bis Weihnachten nicht mehr lange dauerte.
    Ich spürte die Anwesenheit des Mörders unter den Zweigen wie eine Herausforderung. Ich spürte auch Shanelles Anwesenheit, als wollte sie mir etwas sagen. Ich hatte den Wunsch, einen Augenblick allein hier zu sein.
    Der Mord war auf einer kleinen Lichtung verübt worden. Auf dem Boden war getrocknetes Blut. Einiges war sogar bis an die Äste gespritzt. Er hat sie hierher gelockt. Wie hat er das angestellt? Das Mädchen müsste doch Angst gehabt haben oder misstrauisch gewesen sein. Es sei denn, sie kannte ihn, weil er in der Gegend wohnte, in der auch Shanelle zu Hause gewesen ... Dann traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht. Der Ballon. Es war bloß eine Vermutung, aber ich hatte die dumpfe Ahnung, dass ich damit richtig lag. Der rote Ballon konnte der Köder des Killers gewesen sein, mit dem er das kleine Mädchen angelockt hatte.
    Ich ging in die Hocke, verharrte regungslos in diesem Zelt aus Bäumen und Sträuchern.
    Dem Mörder hat es hier gefallen, als er sich in der Dunkelheit versteckte. Er mag sein Aussehen nicht. Deshalb liebt er die Dunkelheit. Er mag seinen Verstand, seine Gedanken, nicht aber sein Äußeres. Wahrscheinlich hat er ein auffälliges körperliches Merkmal.
    Ich war mir natürlich nicht sicher, ob das alles zutraf, aber es kam mir schlüssig vor, als ich nun am Schauplatz des Mordes hockte.
    Hier hat er sich versteckt. Wahrscheinlich, weil er etwas an sich hat, woran sich die Leute erinnern würden. Wenn das zutraf, war es ein wertvoller Hinweis.
    Wieder sah ich Shanelle Greens zerfleischtes kleines Gesicht vor mir. Dann meine verstorbene Frau Maria. Ich spürte, wie die Wut mir vom Bauch bis in die Kehle stieg. In meinem Inneren brodelte es. Ich dachte an Jannie und Damon.
    Dann kam mir noch ein Gedanke über den Kindermörder: Wut und Hass schließen für gewöhnlich ein Bewusstsein des Selbstwerts ein. Seltsam, aber wahr. Der Mörder hasste, weil er viel mehr an sich selbst glaubte als der Rest der Welt.
    Schließlich stand ich auf und verließ das Versteck im Gebüsch. Ich hatte genug.
    »Holt den Ballon runter!«, rief ich einem Polizisten zu. »Holt den verdammten Ballon vom Baum! Sofort! Er ist ein Beweisstück.«
9.
    Er hatte ein hervorstechendes körperliches Merkmal. Ich war fast sicher. Das war schon mal ein Ausgangspunkt.
    Am Nachmittag waren Sampson und ich wieder auf der Straße. Wir arbeiteten in der Nähe der Northfield-VillageSiedlungen. Die Zeitungen und das Fernsehen in Washington hatten dem Mord an einem kleinen Mädchen im Southeast keine große Aufmerksamkeit geschenkt, sondern brachten fast nur Storys über den Mord an Senator Daniel Fitzpatrick, begangen von Tätern – Menschenjägern –, die sich Jack und Jill nannten. Shanelle Green schien nicht wichtig zu sein.
    Für Sampson und mich aber war die Kleine wichtig. Wir hatten ihren misshandelten Körper gesehen und mit ihren gebrochenen Eltern gesprochen. Jetzt zapften wir unsere Informationsquellen auf den Straßen an, sprachen auch mit unseren Nachbarn. Die Leute sollten wissen, dass wir weiter an diesem Fall arbeiteten und die Gegend durchkämmten und überwachten.
    »Also, ich steh auf ‘nen guten Mord und tu nichts lieber, als an ‘nem arschkalten Wintertag durch diese beschissenen Straßen zu latschen«, bemerkte Sampson, als wir am Wagen eines Dealers vorübergingen, ein schwarzer Jeep mit schwarz getönten Scheiben. Rapmusik dröhnte aus dem Innern des Autos, vor allem die dumpfen Bässe. »Ich liebe das Leid, den Gestank, den widerlichen Krach.« Sampsons Gesicht war ausdruckslos. Jenseits der Wut. Philosophisch abgeklärt.
    Unter dem offenen Wintermantel trug er ein Sweatshirt, auf dem die Tagesparole stand:
    Mir ist alles scheißegal aber macht mir keinen Scheiß sonst werde ich scheißwütend
    Genau. Ganz genau.

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