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Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne

Titel: Patterson, James - Alex Cross 03 - Sonne, Mord und Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Ein kleiner Junge mit Wuschelkopf, zehn oder elf Jahre alt, lief über die Einfahrt ins Haus. Ich glaubte den Jungen von den Fotos in Jeanne Sterlings Büro wiederzuerkennen. Sie hatte einen Jungen und ein kleines Mädchen. Genau wie ich. Sie nahm ihre Fälle mit nach Hause. Genau wie ich. Beängstigend.
    Andrew Klauk glich einem Wal, sah aber aus, als könne er sich sehr, sehr schnell bewegen. Ein Wal, der vom Tanzen träumt. Er war schätzungsweise fünfundvierzig Jahre alt. Ruhig und extrem selbstsicher. Durchdringende braune Augen packten einen und ließen nicht wieder los, drangen tief ins Innere. Er trug einen weiten grauen Anzug mit weißem, zerknittertem, leicht schmuddeligem Hemd mit offenem Kragen. Braune italienische Lederschuhe. Eine andere Sorte Mörder, aber dennoch ein Mörder, dachte ich.
    Auf der Fahrt hierher hatte Jeanne Sterling mir eine sehr provokative Frage gestellt: Was ist der Unterschied zwischen den Serienmördern, die ich in der Vergangenheit gejagt hatte, und den Kontraktkillern der CIA, der Drogenfahndung und der Armee? Glaubte ich, dass einer dieser sanktionierten Killer tatsächlich der Jack von Jack und Jill sein könnte?
    Sie hielt es für so wahrscheinlich, dass sie die Möglichkeit überprüfen lassen wollte, und nicht nur von ihren eigenen Leuten.
    Ich studierte Klauk, während wir uns beiläufig, manchmal sogar fröhlich unterhielten. Es war nicht das erste Mal, dass ich mich mit einem Menschen unterhielt, der seinen Lebensunterhalt durch Töten verdiente, sozusagen mit einem Massenmörder. Dieser Mörder jedoch durfte abends nach Hause gehen, zu seiner Familie in Falls Church, und führte ein – wie er es nannte – »normales, relativ schuldfreies Leben«.
    Wie Andrew Klauk es einmal formulierte: »Dr. Cross, ich habe in meinem ganzen Leben kein Verbrechen begangen. Ich habe nicht mal einen Strafzettel wegen Geschwindigkeitsübertretung bekommen.« Dann lachte er – etwas unangebracht, wie ich fand. Und ein bisschen zu laut.
    »Was ist denn so lustig?«, fragte ich ihn. »Hab ich irgendwas nicht kapiert?«
    »Wie viel wiegen Sie – so um die zwei Zentner? Und Sie sind einsneunzig groß? Das stimmt doch, oder?«
»Kommt ungefähr hin«, sagte ich. »Einsachtundachtzig. Knapp zwei Zentner. Aber wen interessiert das?«
»Mich, Detective. Ich bin viel zu dick und sehe aus, als wäre ich außer Form, aber ich könnte Sie jetzt und hier auf der Terrasse mit bloßen Händen töten«, ließ er mich wissen. Seine Bemerkung störte mich ungemein, vor allem, da er sie so provozierend vorgebracht hatte.
Vielleicht konnte er mich mit bloßen Händen töten, vielleicht auch nicht. Auf alle Fälle musste er es mir sagen. So also arbeitete sein Verstand. Gut zu wissen. Aber es war ihm gelungen, mich ein bisschen zu verunsichern, sodass ich besonders vorsichtig wurde.
»Vielleicht überrascht es Sie«, sagte ich. »Aber ich bin nicht sicher, ob ich die Pointe begriffen habe.«
Wieder lachte er, wobei er kurz durch die Nase schnaubte. Mit ihm Limonade zu trinken war beängstigend. »Ich könnte und würde es tun, wenn mein Land es von mir verlangte. Das ist die Pointe. Das hätten Sie wohl nicht für möglich gehalten, was? Nicht bei der CIA und besonders nicht bei Männern und Frauen in meiner Position«, erklärte er.
»Helfen Sie mir, die Pointe zu verstehen«, sagte ich. »Ich meine damit nicht, dass Sie versuchen sollen, mich hier im Garten der Sterlings umzubringen. Aber sprechen Sie weiter.«
Sein schmales Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen. »Ich würde es nicht bloß versuchen . Das können Sie mir glauben.«
Er war wirklich ein Bursche, vor dem man Angst haben musste. Ein bisschen erinnerte er mich an den psychopathischen Mörder Gary Soneji. Mit Soneji hatte ich genauso geredet. Weder Klauk noch Soneji hatte ein Gesicht, auf dem viel zu lesen war. Nur dieses kalte Starren, das nicht verschwand. Dann plötzlich Lachausbrüche.
Ich hatte eine Gänsehaut. Am liebsten wäre ich aufgestanden und gegangen.
Klauk starrte mich einen langen Moment an, ehe er fortfuhr. Ich hörte Jeanne Sterlings Kinder im Haus. Die Kühlschranktür ging auf und zu. Eisstücke klingelten in einem Glas. Vögel schwirrten und zwitscherten in den Bäumen im Hintergrund. Es war eine seltsame, eigenartige Szene. Mir kam sie unglaublich gespenstisch vor.
»Bei verdeckten Operationen muss eine entscheidende Voraussetzung gegeben sein: Bei subversiven Aktivitäten, bei Sabotageakten musst du besser sein als der

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