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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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bringen, aber ich war eigentlich noch schärfer auf Simon Conklin. Es war Conklin gewesen, der meine Familie überfallen hatte. Ich wollte fünf Minuten mit ihm allein sein, eine Art Therapiezeit – für mich. Vielleicht konnten wir über Gary Soneji reden, über die »Größen«, wie sie sich nannten.
    »Der Keller! Hier unten! Schnell!« rief ein Agent plötzlich laut.
    Ich war außer Atem und hatte starke Schmerzen. Meine rechte Seite brannte höllisch. Ich folgte den anderen die schmale, gewundene Treppe hinunter.
    »Gott im Himmel«, hörte ich Kyle ganz vorn sagen.
    Simon Conklin lag ausgestreckt auf einer alten, blaugestreiften Matratze auf dem Boden. Der Mann, der mich und meine Familie überfallen hatte, war völlig verstümmelt worden. Dank zahlloser Anatomieseminare an der John Hopkins University war ich besser auf den grausigen Anblick vorbereitet als die anderen. Simon Conklins Brust, Bauch und Beckenbereich waren aufgeschnitten worden, als hätte ein brillanter Gerichtsmediziner eine Autopsie am Tatort durchgefühlt.
    »Er ist regelrecht ausgeweidet worden«, murmelte ein FBIAgent und wandte sich von der Leiche ab. »Warum, in Gottes Namen?«
    Simon Conklin hatte außerdem kein Gesicht mehr. In seine Schädeldecke war ein tiefer Einschnitt gemacht worden. Der Schnitt ging durch die Kopfhaut bis auf den Knochen. Dann war die Kopfhaut nach vorn über das Gesicht gezogen worden. Conklins langes schwarzes Haar hing nun an der Stelle, wo das Kinn hätte sein sollen. Es sah aus wie ein Bart. Ich hatte den Verdacht, daß das für Pierce eine Bedeutung hatte. Was bedeutete es für ihn, ein Gesicht auszulöschen – falls es für ihn überhaupt etwas bedeutete.
    Im Keller gab es eine ungestrichene Holztür, einen Hinterausgang, aber keiner der draußen postierten Agenten hatte Pierce flüchten sehen. Mehrere Agenten machten sich dennoch auf die Jagd nach ihm. Ich blieb bei der verstümmelten Leiche im Keller. Ich hätte in meinem Zustand nicht einmal mehr Nana Mama einholen können. Zum ersten Mal in meinem Leben begriff ich, was es bedeutete, körperlich alt zu sein.
    »Hat er das wirklich in dieser kurzen Zeit getan?« fragte Kyle Craig. »Alex, ist es möglich, daß er so schnell arbeiten kann?«
    »Wenn er so wahnsinnig ist, wie ich glaube, ja. Vergiß nicht, daß er so etwas während seines Medizinstudiums öfter gemacht hat, von seinen anderen Opfern ganz zu schweigen. Er muß unglaublich stark sein, Kyle. Er hatte keine Sezierwerkzeuge, keine elektrische Säge. Er hat lediglich ein Messer und seine Hände benutzt.«
    Ich stand nahe an der Matratze und schaute hinunter auf das, was von Simon Conklin übrig war. Ich dachte an seinen feigen Überfall auf mich und meine Familie. Ich hatte gewollt, daß wir ihn kriegen, aber nicht so. Niemand hat so etwas verdient. Nur bei Dante wurden den Verdammten derart grausame Strafen auferlegt. Ich beugte mich noch näher heran und untersuchte die Überreste des Mannes genauer. Warum war Thomas Pierce so wütend auf Conklin? Warum hatte er ihn derart bestraft?
    Im Keller des Hauses war es gespenstisch still. Sondra Greenberg sah bleich aus und lehnte an der Kellerwand. Ich hätte gedacht, sie sei an den Anblick von Mordopfern gewöhnt, aber vielleicht schaffen es manche Menschen nie, sich an so etwas zu gewöhnen. Ich mußte mich räuspern, bevor ich wieder sprechen konnte. »Er hat den Vorderquadranten des Schädels abgetrennt«, sagte ich. »Er hat eine Frontalkraniotomie durchgeführt. Es sieht aus, als würde Thomas Pierce wieder als Mediziner arbeiten.«
107.
    Ich kannte Kyle Craig seit zehn Jahren und war fast ebenso lange mit ihm befreundet. Ich hatte ihn nie zuvor wegen eines Falles derart besorgt und aufgeregt erlebt, ganz gleich, wie schwierig oder grauenhaft er war.
    Die Ermittlung gegen Thomas Pierce hatte seine Karriere ruiniert, jedenfalls glaubte er das. Und vielleicht hatte er recht.
    »Wie zum Teufel kann er uns nur immer wieder entwischen?« fragte ich.
    Es war der nächste Morgen, und wir waren immer noch in Princeton, frühstückten in PJ’s Pancake House. Das Essen war ausgezeichnet, aber ich hatte keinen richtigen Hunger.
    »Das ist das Schlimmste daran, er weiß immer genau, was wir vorhaben. Er sieht unsere Aktionen und Vorgehensweisen voraus, schließlich war er einer von uns.«
    »Anscheinend ist er doch ein Außerirdischer«, sagte ich zu Kyle.
    Er nickte müde und aß schweigend die Reste seiner fast noch flüssigen Eier, wobei er das

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