Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen
im Bett auf und war mit einem Schlag hellwach.
» S steht nicht für Smith!«
Ich wußte, wer das S war.
123.
Thomas Pierce war in Concord, Massachusetts. Auch Mr. Smith war dort. Und ich verstand endlich sein Denken und Handeln.
Sampson und ich standen in einer hübschen, idyllischen Nebenstraße in der Nähe des Hauses von Dr. Martin Straw, der Mann, der Isabellas Liebhaber gewesen war. Martin Straw war das S in dem Puzzle. Das FBI hatte Pierce im Haus eine Falle gestellt. Dieses Mal wurde keine riesige Agententruppe eingesetzt, denn sie befürchteten, Pierce dadurch einen Hinweis zu geben. Kyle Craig wollte auch möglichst keine Schußwaffen sehen, und er hatte allen Grund dazu. Vielleicht wurde hier auch noch etwas ganz anderes gespielt.
Wir warteten fast den ganzen Morgen und den frühen Nachmittag. Concord war eine selbständige, etwas enge Stadt, die in Würde zu altern schien. Irgendwo in der Nähe standen die Häuser von Thoreau und Louisa May Alcott. Jedes zweite Haus war mit einer Plakette mit einem historisch relevanten Datum darauf versehen.
Wir warteten auf Pierce, warteten Stunde um Stunde. Die Zeit schleppte sich so endlos hin wie in Zwölf Uhr mittags . Vielleicht hatte ich mich geirrt, was das S betraf.
Schließlich hörten wir eine Stimme aus dem Funkgerät in unserem Auto. Es war Kyle.
»Wir haben Pierce gesehen. Er ist hier. Aber irgend etwas stimmt nicht, er fährt zurück zur Route Two«, sagte Kyle, »nicht zu Dr. Straw. Er hat etwas gesehen, das ihm nicht gefallen hat.«
Sampson sah mich an.
»Ich habe dir ja gesagt, daß er vorsichtig ist, er hat gute Instinkte. Er ist ein gottverfluchter Marsmensch, Alex.«
»Er hat etwas gemerkt«, sagte ich. »Er ist tatsächlich so gut, wie Kyle immer behauptet hat. Er weiß, wie das FBI arbeitet, und er hat etwas entdeckt.«
Kyle und sein Team hatten gewollt, daß Pierce in Straws Haus eindrang, bevor sie ihn zur Strecke brachten. Dr. Straw, seine Frau und seine Kinder waren zuvor weggebracht worden. Wir brauchten solide Beweise gegen Pierce, und zwar so viele, wie wir nur bekommen konnten. Ohne handfeste Beweise gegen Thomas Pierce würden wir womöglich vor Gericht verlieren. Und wir konnten eindeutig noch verlieren.
Eine Nachricht kam knackend über die Kurzwelle.
»Er fährt weiter Richtung Route Two. Irgend etwas war ihm nicht geheuer. Er ist auf der Flucht!«
»Er hat einen Kurzwellensender! Er hört uns ab!« Ich packte das Mikrophon und warnte Kyle. »Keine Gespräche mehr über Funk. Pierce hört mit, so hat er uns bemerkt.«
Ich ließ den Motor an und brachte die Limousine auf Touren, fuhr auf der stark belebten Lowell Road hundert. Wir waren der Route Two näher als die anderen, vielleicht konnten wir Pierce noch den Weg abschneiden. Ein glänzender silberner BMW fuhr aus der entgegengesetzten Richtung an uns vorüber. Die Fahrerin drückte auf die Hupe, als wir vorbeirasten, und ich konnte es ihr keineswegs verübeln. Hundert war auf dieser schmalen Kleinstadtstraße eine höchstgefährliche Geschwindigkeit. Durch die Laune eines Irren geriet wieder alles außer Kontrolle.
»Da ist er!« schrie Sampson.
Pierces Auto steuerte auf die Stadtmitte von Concord zu, dorthin, wo der Verkehr am dichtesten war. Auch er fuhr viel zu schnell. Wir rasten an im Kolonialstil gebauten Häusern vorbei, dann an einigen Nobelläden und näherten uns schließlich dem Monument Square. Ich erhaschte flüchtige Blicke auf das Rathaus, Concord Inn, die Masons Hall, dann auf einen Wegweiser zur Route 62 und auf einen weiteren zur Route Two. Unsere Limousine raste über die Kleinstadtstraßen an einem Auto nach dem anderen vorbei, um uns herum kreischten Bremsen. Einige Autofahrer hupten, mit Recht wütend und erschrocken angesichts der Autojagd.
Sampson und ich hielten den Atem an. Wir fuhren innerhalb des Stadtgebiets über hundertzehn.
Doch wir schafften es, heil aus der Innenstadt herauszukommen, fuhren über die Waiden Street und die Main Street zurück auf die Lowell Road Richtung Highway. Ich bog scharf auf die Route Two ab und hätte fast die Kontrolle über das Auto verloren, hielt das Gaspedal jetzt ganz durchgedrückt. Dies war unsere beste Chance, Thomas Pierce zu erwischen, vielleicht unsere letzte. Und Pierce dort vor uns wußte das auch.
Ich fuhr jetzt auf der Route Two über hundertvierzig, überholte Autos, als ständen sie still. Pierces Thunderbird hatte um die hundertdreißig drauf. Er hatte uns schon zu Beginn der
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