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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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der Welt zu ermorden, den man liebte?
121.
    Ich brachte keinerlei Mitgefühl für Pierce auf, nicht einmal ein Quentchen an klinischer Empathie. Ich verabscheute ihn und seine grausamen, kaltblütigen Morde mehr als alle anderen Killer, die ich zur Strecke gebracht hatte, sogar noch mehr als Soneji. Kyle Craig und Sampson empfanden genauso, und das galt fast für das ganze FBI, besonders für die Leute in der Einheit für Verhaltenswissenschaft. Jetzt gerieten wir langsam in einen Zustand der Wut, wir waren besessen davon, Pierce das Handwerk zu legen. Würde er sich das zunutze machen, um uns um den Verstand zu bringen?
    Am folgenden Tag arbeitete ich wieder zu Hause. Ich schloß mich mit meinem Computer, mehreren Büchern und meinen Tatortnotizblöcken ein. Ich unterbrach die Arbeit nur, um Damon und Jannie zu Fuß zur Schule zu begleiten und dann kurz mit Nana zu frühstücken. Ich hatte den Mund voll mit pochierten Eiern und Toast, als sie sich über den Küchentisch beugte und eine ihrer berühmten Attacken aus dem Hinterhalt auf mich eröffnete.
    »Gehe ich recht in der Annahme, daß du über deinen Mordfall nicht mit mir sprechen willst?« fragte sie.
    »Ich würde lieber über das Wetter reden oder irgend etwas anderes. Dein Garten ist wunderschön, und deine Frisur ist super.«
    »Wir mögen Christine alle sehr gern, Alex. Sie hat uns schwer beeindruckt. Falls du das wissen willst und nur vergessen hast, danach zu fragen. Sie ist das Beste, was dir seit Maria widerfahren ist. Was willst du unternehmen? Was hast du für Pläne?«
    Ich verdrehte die Augen, aber ich mußte über Nanas Angriff lächeln.
    »Als erstes werde ich das köstliche Frühstück aufessen, das du zubereitet hast. Dann habe ich oben noch eine heikle Arbeit zu erledigen. Wie klingt das?«
    »Du darfst sie nicht verlieren, Alex. Laß das nicht zu.« Nanas Rat war gleichzeitig eine Warnung. »Aber du hörst ja sowieso nicht auf eine klapprige alte Frau. Was weiß ich schon? Ich koche hier nur und mache sauber.«
    »Und du redest«, sagte ich mit vollem Mund. »Vergiß das Reden nicht, alte Frau.«
    »Das ist nicht bloß Gerede, Sonnyboy. Hin und wieder ist es eine ziemlich vernünftige psychologische Analyse, manchmal eine nötige Aufmunterung und fachliche Beratung.«
    »Ich habe einen Plan«, sagte ich und ließ es dabei bewenden.
    »Dann sorg auch dafür, daß es ein Plan ist, der gelingt.« Nana hatte wie immer das letzte Wort. »Alex, wenn du sie verlierst, wirst du nie darüber hinwegkommen.«
    Der Spaziergang mit den Kindern und das Gespräch mit Nana hatten mich wiederbelebt. Ich fühlte mich fit und hellwach, während ich den Rest des Vormittags an meinem alten Schreibtisch arbeitete. Ich hatte damit begonnen, Notizen und Ergebnisse an den Schlafzimmerwänden aufzuhängen, dazu die ersten neuen Theorien über Thomas Pierce. Die Zettel hatten die Macht übernommen. Das Zimmer sah aus, als wüßte ich, was ich tat, aber im Gegensatz zur allgemeinen Meinung ist der äußere Anschein fast immer trügerisch. Ich hatte Hunderte von Anhaltspunkten und dennoch keinen einzigen schlüssigen Ansatz.
    Ich erinnerte mich an etwas, das Mr. Smith in einer seiner Nachrichten an Pierce geschrieben hatte, die von Pierce dann an das FBI weitergereicht worden waren. Der Gott in uns macht die Gesetze und kann die Gesetze ändern. Und Gott ist in uns.
    Die Worte waren mir bekannt vorgekommen, und schließlich spürte ich die Quelle auf. Das Zitat stammte von Joseph Campbell, dem amerikanischen Mythologen und Brauchtumsforscher, der in Harvard gelehrt hatte, als Pierce dort Student gewesen war. Ich versuchte, aus verschiedenen Blickwinkeln auf das Puzzle zu schauen. Zwei Punkte interessierten mich besonders.
    Erstens war Pierce neugierig auf Sprache. Er hatte anfangs in Harvard Linguistik studiert und bewunderte Noam Chomsky. Was bedeuteten ihm also Sprache und Wörter?
    Zweitens war Pierce extrem gut organisiert. Er hatte jedoch den falschen Eindruck verbreitet, Mr. Smith sei schlecht organisiert. Er hatte das FBI und Interpol absichtlich in die Irre geführt.
    Pierce hatte von Anfang an Anhaltspunkte hinterlassen, einige waren eindeutig. Er wollte gefaßt werden. Warum hörte er also nicht auf?
    Mord. Strafe. Bestrafte Thomas Pierce sich selbst oder alle anderen? Im Moment stand nur fest, daß er mich höllisch bestrafte, vielleicht hatte ich es ja verdient.
    Gegen drei machte ich einen Spaziergang und holte Damon und Jannie in der Sojourner-Truth-Schule

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