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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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wohl oder übel anerkennen, daß er im Begriff stand, Vater zu werden. Er hatte in seinem Leben schon Aufregenderes erlebt.
    Aufregend fand er zum Beispiel den Gedanken, eines Tages Architekt zu werden. Mit fünf hatte er zusammen mit seinem Vater ein Vogelhäuschen gebaut, und seine Liebe zur Baukunst war an jenem Samstagnachmittag erwacht, als Olaf ihm beigebracht hatte, was Ausdrücke wie Nivellieren, Planieren und Dachschräge bedeuteten.
    Â»Mein kleiner Architekt«, hatte sein Vater gesagt und ihm das weißblonde Haar gezaust. »Vielleicht baust du eines Tages mal große amerikanische Häuser, hm?«
    Im Geist hatte Thor schon Dutzende gebaut. Er war ein Anhänger der Prairie-Schule und liebte Bauten mit klaren, sauberen Linien und überraschenden, großzügigen Räumen; er konnte den Tag kaum erwarten, da er sie aus dem Boden wachsen sehen würde.
    Im vergangenen Winter war Bing Norling, einer der erfolgreichsten Torjäger der National Hockey League, in Bill Blaines Sportgeschäft gekommen, wo Thor jobbte. Eigentlich hatte er nur einen Hockeyschläger kaufen wollen, aber dann hatte er sich eine halbe Stunde lang mit Thor darüber unterhalten, wer die trinkfestesten Spieler in der Liga waren. Das war aufregend gewesen. Beinahe an die Front zu kommen (»Wir brauchen Sie dringender hier, um die Jeeps zu reparieren, als wir Sie in Seoul brauchen«, hatte sein vorgesetzter Offizier zu ihm gesagt) war aufregend gewesen. Vater zu werden war jedoch keine Aussicht, für die Thor sich begeistern konnte. Er war noch nicht bereit, die Verantwortung auf sich zu nehmen, die damit verbunden war, von einem Kind so geliebt zu werden, wie sein Vater von ihm geliebt worden war. Nein, noch nicht. Später vielleicht, wenn er seinem Vater verziehen hatte, daß er gestorben war und ihn allein gelassen hatte. Aber jetzt noch nicht.
    Auch Harriet war nicht begeistert. Patty Jane hatte sich ihr Leben lang um andere gekümmert; um Elmo und Anna, wenn sie betrunken gewesen waren, und natürlich um Harriet. Jetzt, meinte sie, verdiene ihre Schwester endlich einmal Zeit für sich.
    Â»Deine einzige Pflicht sollte jetzt sein, deinen Mann glücklich zu machen«, sagte sie zu Patty Jane.
    Der Widerstand von den beiden Menschen, die ihr auf der Welt die liebsten waren, gab Patty Jane doppelten Ansporn. Sie würde Thor und Harriet mit reiner Willenskraft dazu bringen, sich auf das Kind und ihre neuen Rollen als Vater und Tante zu freuen. Ihre Gefühle wuchsen im gleichen Maß wie ihr Leib: Aus der Ambivalenz im Leamington Hotel wenige Augenblicke nach ihrer inneren Erkenntnis, daß sie schwanger war, entwickelte sich im Lauf der nächsten Tage Akzeptanz, die jetzt zu einer täglich wachsenden stillen Freude über das, was in ihr vorging und was daraus werden würde, ausgereift war. Oft stellte sie sich nackt vor den Spiegel im Badezimmer, um sich aus verschiedenen Blickwinkeln zu mustern, und dachte, während sie mit beiden Händen über die Wölbung ihres Bauches strich: »Vielleicht gebe ich in diesem Moment meinem Kind eine Rückenmassage.«
    Im ersten und zweiten Monat ihrer Schwangerschaft wachte Patty Jane immer wieder mitten in der Nacht auf. Dann entdeckte sie jedesmal, daß sich ihre Hände schützend über ihren Bauch gelegt hatten, und während sie in der stillen dunklen Nacht lag, weinte sie fast vor Ehrfurcht über die Weisheit ihres Körpers. Eine dunkle Linie erschien, die unter ihrem Nabel begann und in ihrem weichen braunen Schamhaar verschwand, und Patty Jane fand es wunderbar, als wollte die Natur ihr mit dieser Zweiteilung eine graphische Darstellung liefern: Also, links von dieser Linie befindet sich der Kopf des Kindes, rechts liegt der Körper ...
    Der Fleck über ihrer linken Augenbraue und die dunkle Verfärbung der Haut zwischen ihrer Nase und Lippe störten sie auch nicht.
    Â»Das ist die Schwangerschaftsmaske«, erklärte sie Harriet stolz.
    Â»Fröhlicher Karneval«, sagte Harriet.
    Da sie in ihrer Ehe nur wenige Stunden nicht schwanger gewesen war, konnte Patty Jane nicht beurteilen, ob ihr wachsendes Verlangen nach Thor eine Nebenwirkung ihres Zustands war oder nicht; aber wie auch immer: ihr Verlangen war groß. Thor war zu jeder Zeit und an jedem Ort Ziel ihrer Leidenschaft, aber je stärker ihr Körper sich veränderte, desto abwehrender wurde Thor.
    Â»Schatz, was ist denn nur

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