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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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Toben der Natur unterwegs zu sein. Sie kamen an einem Frisör vorüber, der in einem weißen hochgeschlossenen Kittel mit einer Zigarre im Mund vor seinem Ladenfenster stand und den Kopf schüttelte. Vor der Tür eines Hauses schrie verzweifelt eine Katze, und als die Tür endlich geöffnet wurde, ließ sie noch ein schrilles Miau hören, als wollte sie sagen: »Wie konntest du nur?«, ehe sie ins Haus flitzte.
    Sie waren ungefähr eine Meile gegangen, als Harriet sagte: »Ich schwimme in meinen Stiefeln.« Sie wies zur anderen Straßenseite hinüber. »Da ist das Come Right Inn. Gehen wir doch einen Moment rein.«
    Â»Harriet –«
    Â»Ich will nichts trinken. Das heißt, einen Kaffee vielleicht. Aber vielleicht ist deine Mutter drin. Vielleicht kann ich da mit ihr reden.«
    Â»Wieso hab ich das Gefühl, daß das von Anfang an dein Ziel war?«
    In der Kneipe herrschte die aufgekratzte Stimmung, die sich einstellt, wenn man vor einem Gewitter Zuflucht gefunden hat. Doch Harriet schauderte. Hier hat alles angefangen, dachte sie. Sie sah sich in dem düsteren Raum um, und tatsächlich, da war Merry Chuka. Gleich neben der Jukebox schwenkte sie ihren Hintern zum Gesang von Aretha Franklin.
    Â»Da ist deine Mutter«, flüsterte Harriet. »Es scheint ihr glänzend zu gehen.«
    Merry tänzelte wippend ein paar Schritte zurück und drehte dabei die Hände, als wollte sie die Luft in Schwingungen versetzen.
    Â»Zwei Kaffee«, sagte Clyde Chuka zum Wirt und setzte sich müde auf einen Barhocker, um seiner Mutter bei ihrem ausgelassenen Tanz zuzusehen.
    Â»Hallo«, sagte Harriet zu Augie. Der Wirt brummte eine Begrüßung. Von Kursen zur Verbesserung des Images hält er offensichtlich noch genauso wenig wie beim letztenmal, dachte Harriet.
    Als die Musik abbrach, drückte Merry die Augen zu und erstarrte in ihrer Tanzpose.
    Â»Verdammt noch mal, Augie«, rief sie. »Ich hab einen Vierteldollar reingesteckt.« Sie versetzte der Jukebox einen krachenden Schlag.
    Â»Hör auf, Merry, du hast deine drei Stücke schon gehabt«, sagte der Wirt. Er wandte sich Harriet und Clyde Chuka zu und verdrehte die Augen. »Leute gibt’s!«
    Â»Ja, und manchmal sind sie anderer Leute Mütter«, versetzte Clyde Chuka. Er lehnte sich auf seinem Barhocker zurück, schlug die Zunge ein und pfiff laut.
    Merry, die immer noch vor der Jukebox stand, hob mit einem Ruck den Kopf. »Clyde?« Schlingernd wie ein Schiff im Sturm lief sie zum Tresen. Sie sprang auf den Hocker neben Harriet und fiel ihr in die Arme.
    Â»Oh, là, là«, sagte sie, richtete sich auf und bestellte eine Runde. »Für meinen Sohn und seine Freundin.«
    Â»Für uns nur Kaffee«, sagte Clyde Chuka zum Wirt. Er legte seine Arme um die runden, vollen Schultern seiner Mutter. »Ma, ich trinke nicht, das weißt du doch. Und Harriet auch nicht. Sie ist übrigens nicht meine Freundin. Ihre Schwester, Patty Jane, ist meine Freundin.«
    Merry neigte ihren Kopf zurück und bettete ihn auf Clyde Chukas Arm. »Tut mir leid«, sagte sie zu Harriet. »Ich brauch Gläser.« Sie hielt inne und sah mit einem breiten Grinsen, das ihre runden Wangen so hoch schob, daß die Augen fast verschwanden, zu ihr auf. »Ich brauch Gläser in Massen. Volle.«
    Â»Mrs. Chuka«, begann Harriet, »erinnern Sie sich an mich? Ich habe mit Ihnen und Melvin da drüben in der Nische gesessen und getrunken ... vor ungefähr anderthalb Jahren.«
    Merrys Gesicht wurde traurig. »Melvin. Richtig, so hieß er. Aber dem tut jetzt kein Zahn mehr weh. Der ist tot. Mausetot.«
    Â»Ma!« sagte Clyde Chuka. »Das hast du mir nie erzählt. Melvin ist tot? Wie ist das denn passiert?«
    Merry seufzte. »Er ist ins Reservat raufgefahren – da, wo er aufgewachsen ist, in der Nähe vom Leech-See. Die Kleine von seiner Schwester wollte heiraten. Bei der Hochzeit hat er sich vollaufen lassen und ist abgehauen. Sie haben ihn in einem Bach mit ungefähr einem halben Meter Wasser gefunden.«
    Â»Mein Gott, das tut mir leid«, sagte Clyde Chuka.
    Merry schob die Unterlippe vor und zuckte die Achseln. »Ist nicht der erste Mann, den ich verloren hab. Und auch nicht der beste.« Sie trank ihr Bier aus und hämmerte mit dem Glasboden auf den Tisch. »He, was ist los, Augie, ist das Faß leer?«
    Â»Mrs. Chuka«,

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