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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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»Überleg mal, wie anders alles geworden wäre, wenn Anna und Elmo zu den Anonymen Alkoholikern gegangen wären.«
    Â»Ja«, sagte Harriet. Sie zog den Zigarettenanzünder aus dem Armaturenbrett und betrachtete einen Moment die rote Glut, ehe sie zwei Zigaretten anzündete. Eine gab sie Reese. »Aber vergiß nicht, daß Mama und Dad nie auf den Gedanken gekommen sind, sie hätten ein Problem. Und da mein Leben mich dorthin geführt hat, wo ich heute bin, möchte ich im nachhinein auch nichts daran ändern.« Sie spitzte die Lippen und blies Rauchringe zum Rückspiegel hinauf. »Das heißt, bis auf ein paar wirklich scheußliche Jahre vielleicht.«
    Â»Genau«, stimmte Patty Jane zu. »Ein paar wirklich scheußliche Jahre vielleicht.«
    Reese schaltete das Radio ein. »Nichts für ungut, meine Damen«, sagte er, die Zigarette zwischen den Zähnen, »aber ihr fangt an, mich zu deprimieren.«
    Â»Daran wirst du dich gewöhnen müssen, Reese«, versetzte Patty. Sie beugte sich zu ihm hinüber und gab ihm einen spielerischen Klaps aufs Knie. »Du sitzt jetzt auch in der Dobbin-Achterbahn – immer rauf und runter.«

21
    ALS Evelyn Bright ihren Montagskurs über Musikverständnis absagte, erbot sich Harriet, ihn zu übernehmen. Sie spielte eine Platte von Sibelius und sprach über Stimmung und Thema und davon, daß eine Cellopartie wie Donner klingen könne, der über die Hügel rollt; dann aber hob sie den Tonarm von der Platte und erklärte der Gruppe, es sei weitaus einfacher, Musik zu lieben – überhaupt etwas zu lieben –, wenn man sich zuerst selbst liebe.
    Vier der fünf anwesenden Frauen schienen sich für Harriets Vortrag über Eigenverantwortung zu interessieren, Gudrun Mueller jedoch, die sich Konzertkarten kaufte, wenn immer sie genug Geld zusammenkratzen konnte, stand auf und sagte: »Entschuldigen Sie bitte, aber wollen wir uns nicht den Rest von Sibelius anhören?«
    Verlegen nahm Harriet sich vor, nur die Leute mit ihren Predigten zu beglücken, die sie hören wollten.
    Sie sprach mit Clyde Chuka über ihre Frustration. Es gäbe Menschen genug, die Hilfe brauchten, aber keine bekämen. »Deine Mutter zum Beispiel. Ich würde sie so gern zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker mitnehmen.«
    Sie hatten gerade Pause und saßen im Eßzimmer. Der Himmel war schiefergrau, und es hatte den ganzen Tag geregnet. Es waren kaum Kunden im Laden. Patty Jane war zu einem Elternsprechtag gegangen, und Harriet und Clyde Chuka hatten Mogeln, Binokel und Siebzehn-und-vier gespielt.
    Jetzt machten sie schon ihre dritte Pause innerhalb von zwei Stunden.
    Â»Der größte Medizinmann des ganzen Sioux-Volks könnte meine Mutter nicht von ihrer Vorliebe für Alkohol heilen«, sagte Clyde Chuka und nahm sich einen Zitronen-Kokosnuß-Riegel.
    Ein Hustenanfall unterbrach Harriets nächste Bemerkung. Sie spie Schleim in ein Taschentuch.
    Â»Das ist ein böser Husten«, stellte Clyde Chuka fest.
    Â»Ich weiß«, antwortete Harriet mit tränenden Augen. »Bronchitis.« Sie knüllte die Serviette zusammen und schob sie in ihre Hosentasche.
    Â»Schau dir diesen Regen an«, sagte Clyde Chuka. »Ich sollte meine Nagelscheren zusammenpacken und hier verschwinden. Bei dem Wetter kommt ja doch bestimmt keine meiner Kundinnen.«
    Â»Inky Kolstat ist gekommen. Dixie hat sie gerade in der Mache.«
    Â»Ja, die könnte nicht einmal der Tod daran hindern, ihren Frisörtermin einzuhalten.«
    Clyde Chuka schob den Teller mit den Süßigkeiten weg. »Machen wir den Laden zu, Harriet. Komm, wir holen unsere Regenmäntel und üben ein bißchen Singing in the Rain. «
    Sie teilten sich einen großen schwarzen Regenschirm, den Avel Harriet vor Jahren geschenkt hatte. Unter seinem ausladenden, tiefgezogenen Dach gingen sie wie unter einem Zelt.
    Blitze zuckten am Nachmittagshimmel, leuchtende Spinnenbeine, die über die Dächer sprangen. Sie gingen die Minnehaha Avenue hinunter und sprangen immer wieder zur Seite, um den Wasserschwällen auszuweichen, die unter den Rädern vorüberfahrender Autos aufspritzten. Sich über einen glitschigen Teppich goldgelben Herbstlaubs bewegend, versuchten sie, die größeren Pfützen zu meiden.
    Obwohl es nicht gerade gemütlich war, hatte es doch auch etwas Abenteuerliches, mitten im

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