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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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begann Harriet von neuem, »Melvin hätte nicht sterben müssen. Und Sie müssen es auch nicht.«
    Â»Aber nicht zuviel Schaum«, sagte Merry, die mit Argusaugen zusah, wie Augie ihr Glas füllte. Sie wandte sich Harriet zu. »Hören Sie, Kleine, jeder muß mal sterben.« Sie trank gierig von ihrem Bier, das ein Schaumbärtchen auf ihrer Oberlippe zurückließ.
    Â»Aber warum wollen Sie sich vom Alkohol umbringen lassen? Lassen Sie doch der Natur ihren Lauf.«
    Merry prustete verächtlich. »Soll die Natur ruhig ihren Lauf nehmen, ich nehme meinen.« Sie rülpste laut und wischte sich den Mund mit dem Handrücken. »Clyde, wer ist die Frau überhaupt, und was will sie von mir?«
    Â»Die Anonymen Alkoholiker«, flüsterte Harriet eindringlich. »Die können Ihnen helfen. Hier.« Sie schrieb die Adresse der St. Josephskirche auf eine Cocktailserviette und gab sie Merry, die sie zusammenknüllte und durch den Raum schleuderte.
    Â»Hey«, rief Augie, »das ist hier kein Müllplatz.«
    Â»Ich komm gleich wieder«, sagte Merry und klopfte auf ihren Barhocker. »Ich muß mal für kleine Mädchen.«
    In diesem Moment kreischte hinten in der Kneipe eine Frauenstimme: »Du erwartest doch nicht, daß ich dich füttere?«
    Â»Moment mal«, sagte Harriet, während die Frau weiterkeifte, »das klingt wie diese Verrückte, die früher ab und zu in den Salon gekommen ist.«
    Augie hörte sich zusammen mit Clyde Chuka Harriets Geschichte an.
    Â»Eines Tages ist sie einfach ausgerastet und hat angefangen zu schreien. ›Ihr in euren schicken Kitteln! Ich bin die Ärztin! Ich trag den weißen Kittel!‹ Du hast Patty Jane einmal geholfen, sie rauszuwerfen, Clyde, weißt du noch? An dem Tag, an dem du bei uns angefangen hast.« Harriet trank von ihrem Kaffee und verzog das Gesicht. Er war bitter. »Sie war seit Jahren nicht mehr da, aber die Stimme würde ich überall erkennen.« Als hätte sie ihr Stichwort bekommen, öffnete die Frau den Mund und begann zu wiehern.
    Â»Genau«, flüsterte Harriet.
    Es gab ein Poltern, als hätte jemand ein hartgefrorenes Stück Braten auf einen Tisch fallen lassen, dann erklang Merry Chukas Stimme. »Wollen Sie mir wohl aus dem Weg gehen, Sie Wahnsinnige!«
    Â»Natürlich, meine Mutter legt sich mit einer Verrückten an.« Clyde Chuka nahm einen Dollarschein aus seiner Brieftasche und warf ihn auf den Tresen. »Komm, Ma«, rief er, »ich bring dich nach Hause.«
    Â»Ich warte noch auf eine Entschuldigung von dieser trampeligen Kuh«, schrie Merry vom anderen Ende der Bar zurück.
    Â»Trampelige Kuh!« kreischte die Frau. »Sie sind doch in mich reingerannt, Sie alte Squaw.«
    Â»Ach ja? Ich werd dir zeigen, wie das ist, wenn ich in jemanden reinrenne, du weißes Luder!« Merry torkelte betrunken einen Schritt zurück.
    Â»Ma!« rief Clyde donnernd. Er zog den Reißverschluß seiner Jacke hoch und rannte zu ihr hinüber.
    Â»Dir werd ich’s zeigen!« keifte die Verrückte. Mit einem Schwung warf sie ihr langes graues Haar zurück und stieß Merry gegen die Wand. Über ihnen erzitterte ein Plastikbär mit einer Dose Hamms in der Pranke.
    Â»Ma!« sagte Clyde und hielt Merry fest.
    Die Verrückte richtete sich auf. Ihre Augen glitzerten wie schwarze Diamanten, als sie mit dem Finger auf Merry wies. »Blöde Kuh! Das nächste Mal bring ich dich um.« Sie machte kehrt und ging zurück zu ihrer Nische. Dort packte sie ihren Begleiter beim Arm und zog ihn durch den schmalen Gang zur Tür.
    Ein reizendes Paar, dachte Harriet. Sie geht auf fremde Leute los, und er ist sturzbetrunken.
    Clyde Chuka drückte seine Mutter auf einen schwarzen Plastikstuhl an der Wand, und Harriet sah überrascht, daß Merrys pummelige Hände, die sie vor ihr Gesicht geschlagen hatte, heftig zitterten. Alle Nerven Harriets spannten sich, und sie war plötzlich wieder ein Schulmädchen, das einen Vierjährigen gegen einen Rowdy auf dem Spielplatz verteidigte. Sie folgte dem Paar. Ihre Gummistiefel quietschten auf dem Holzboden. »He, Sie«, sagte sie zu der Verrückten vor ihr. »Was ist eigentlich los mit Ihnen?«
    Die Frau ignorierte sie und stieß die Tür auf. Regen peitschte herein.
    Auf einen zornigen Angriff der Frau war Harriet vorbereitet, nicht aber auf das Gesicht des Mannes,

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