Patty Janes Frisörsalon
aber da hatte Reese schon den Fuà in den Spalt geschoben und drückte sie mit kräftiger Schulter auf.
»Polizei!« rief er laut, und er, Harriet und Clyde Chuka stürmten von der Treppe eines wohlgepflegten Herrenhauses direkt in einen Schweinestall.
Bei dem durchdringenden Gestank nach faulen Nahrungsmitteln und Katzenkot wurde Harriet fast übel. Wohin sie auch blickte, überall stapelten sich bergeweise Zeitungen und schmierige Plastiktüten, die mit Zeitschriften vollgestopft waren. Ein kurviger Pfad zog sich zwischen den Türmen hindurch vom Foyer ins Wohnzimmer, und auf diesem Pfad lief Temple Curry mit fliegenden Haaren vor ihnen davon.
»Verschwinden Sie aus meinem Haus!« Sie sprang auf eine Couch mit zerschlissenen Seidenbezügen und stieà mit dem Fuà einen Haufen Werkzeuge weg. »Zeigen Sie mir Ihren Durchsuchungsbefehl!«
Reese näherte sich ihr langsam, die Arme ausgebreitet, die Handflächen nach oben gekehrt, während sich Harriet und Clyde Chuka hinter ihm zusammendrängten. »Ich will niemanden verhaften«, sagte er. »Wir sind nur hergekommen, um Thor zu sehen.«
»Aber er will Sie nicht sehen!« Die schrille Stimme Temple Currys tremolierte wie die einer abgetakelten Opernsängerin. Sie stapfte auf der Couch hin und her, immer wieder in Gefahr, das Gleichgewicht zu verlieren. »Thor gehört mir, und er ist glücklich.« Sie hob einen Schraubenschlüssel auf und richtete ihn drohend auf Harriet. »Er will von Ihrer Schwester nichts wissen, also verschwinden Sie gefälligst!«
Harriet wurde eiskalt. Was wuÃte diese Wahnsinnnige?
»Legen Sie den Schraubenschlüssel hin«, befahl Reese. »Wir tun Ihnen nichts.«
Die Frau lachte wiehernd und warf den Schraubenschlüssel in den offenen Kamin.
»Danke«, sagte Reese ruhig. »Also, wo ist Thor?«
Die Frau lieà sich auf ihr Gesäà fallen. »Ich bin Dr. Temple Curry«, verkündete sie, glättete sich dabei das Haar und kräuselte die Lippen. »Vergessen Sie das nicht.« Sie legte den Kopf zurück und begann zu kichern.
Reese hielt hastig Kriegsrat mit Harriet und Clyde Chuka.
»Einer von uns sollte bei ihr bleiben.« Er wies mit dem Kopf auf Temple Curry. »Und da ich bewaffnet bin, sollte ich das sein.«
»Rufen wir ihn doch einfach mal«, meinte Clyde Chuka. Er hob die Stimme und rief laut: »Thor!«
»Thor!« rief auch Harriet.
»Er ist doch kein Hund. Er pariert nicht auf Kommando«, sagte Temple Curry und kicherte wieder.
Harriet faÃte Clyde Chukas Hand. »Ich glaube, es ist besser, wir suchen ihn.«
»Seid vorsichtig«, warnte Reese.
Sie folgten dem gewundenen Pfad in das EÃzimmer. So viele Birnen in dem groÃen Lüster waren zerbrochen oder ausgebrannt, daà er nur noch trübes Licht spendete. In dem Raum sah es so chaotisch aus wie im Wohnzimmer. Die Zeitungsallee zog sich weiter; Dutzende von Stapeln lehnten schief an zwei Wänden. Auf einem schweren Eichentisch türmten sich Brettspiele und weitere Zeitungen, und dazwischen lagen ein Fahrradschlauch und eine Kiste mit verfaulten Pfirsichen. Unter einem Torbogen verengten zwei Katzenkisten den Pfad; in einer von ihnen hockte gerade ein dicker dreibeiniger Siamkater. Der Gestank stieg auf und wurde fast greifbar. Harriet und Clyde Chuka hielten sich die Nasen zu, als sie an dem dicken Kater, der abschlieÃend mit dem Schwanz zuckte, vorüberkamen.
»Thor!« rief Harriet wieder.
Die Küche wäre für das Gesundheitsamt ein gefundenes Fressen gewesen. Die Wand über dem Herd war von einer gelben Fettschicht überzogen. RuÃschwarze Pfannen standen überall herum. Verkrustete Teller und Tassen stapelten sich im Spülbecken zu schiefen Türmen. Die Arbeitsplatten waren übersät mit geöffneten Frühstücksflockenkartons, Chipstüten, Dosen mit Donuts und Marmeladenpfannkuchen, und eine Katze â mit Tigerstreifen diesmal â bahnte sich schnuppernd ihren Weg durch das Durcheinander, um den Zuckerguà von einem Donut zu lecken.
Clyde Chuka deutete auf eine schwere Holztür. »Die führt bestimmt in den Keller.« Er öffnete die Tür und spähte eine steile Treppe hinunter, auf der rechts und links Dosen aller Art Spalier standen. »Sehen wir mal nach.«
»Lieber nicht«, entgegnete Harriet. »Der Keller ist zu gruslig.«
Sie standen
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