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Paul Flemming 03 - Hausers Bruder

Titel: Paul Flemming 03 - Hausers Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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kein Kaugummi, der ihn am Gehen hinderte, sondern eine sirupartige rote Flüssigkeit.
    Angewidert machte Paul einen Satz zur Seite. »Igitt!«
    Blohfeld reichte ihm kommentarlos ein Papiertaschentuch.
    »Eine schöne Tatwaffe, nicht wahr?«, raunte ihm der Reporter zu. »Damit hat sich der Metallstecher seinerzeit richtig Mühe gegeben.«
    »Ja«, sagte Paul gequält, als er sich das Blut von der Sohle zu wischen versuchte, »nur leider hat das Opfer davon nicht viel gehabt. Im Gegenteil. Dieses Zierschwert taugt nicht zur Waffe. Der Mörder musste seine ganze Kraft verwenden – so wie es aussieht, hatte der arme Dr. Sloboda einen langen Todeskampf.«
    Plötzlich kam in die Gruppe der Kripobeamten Bewegung. Zwei von ihnen steuerten auf Paul und Blohfeld zu.
    »Verschwinden wir«, sagte der Reporter rasch. »Wir sind fertig.«
    17
    Ein köstlicher Duft stieg ihm im schmalen Eingangsbereich des Goldenen Ritters in die Nase. Paul sah sich nach Marlen um, doch das urige Lokal war vollgestopft und die Kellnerin sicher schwer beschäftigt.
    Also ging er direkt durch die Gasträume bis in die Küche, in der es aus einem halben Dutzend Töpfen gleichzeitig dampfte. Jan-Patricks Herd hatte die Ausmaße eines kleinen Panzers, und Paul fragte sich nicht zum ersten Mal, wie dieses Monstrum eigentlich in die enge Küche gelangt war, ohne dass dafür eine Wand eingerissen werden musste. Sein Freund wirbelte geschäftig durch sein Reich, hantierte mit Pfannen aus schwerem Gusseisen und Kupfer und nahm frische Zutaten aus einem der beiden riesigen Kühlschränke aus poliertem Stahl, um gleich darauf zu der Marmorplatte zu eilen, auf der er gerade parallel zu diversen Vor – und Hauptspeisen vielversprechend aussehende Teigwaren zubereitete.
    »Hallo, Jan-Patrick«, rief Paul in das Chaos.
    Der Küchenmeister wandte sich von der Arbeitsplatte ab und gab einem Küchengehilfen einen Wink, damit dieser seine Arbeit übernahm. Im Gehen griff er nach einer Flasche und zwei Gläsern.
    »Musst du mich ausgerechnet immer dann besuchen, wenn ich am meisten zu tun habe?«, fragte Jan-Patrick mit aufgesetztem Vorwurf im Blick. »Na ja, so habe ich wenigstens einen Anlass für eine Pause. – Du trinkst doch einen Sherry mit, oder?«
    Paul nickte. »Aber nur einen kleinen. Ich habe heute Abend noch viel am Computer zu tun«, erklärte Paul und berichtete stichwortartig von dem Mord im Museum. »Einige Bilder hat Blohfeld gleich für die aktuelle Ausgabe mitgenommen, aber die große Masse muss ich heute Nacht wohl noch herunterladen und bearbeiten.«
    »Und da wolltest du dir eine kleine Auszeit gönnen und nach kulinarischer Abwechslung suchen«, folgerte der Koch, als er eingoss. Jan-Patricks Gesichtsausdruck – betont durch den stets braunen Teint und die tiefen Falten um Mund und Augen – verriet seine große Zuneigung zu seinem Freund und Nachbarn Paul.
    »Besser hätte ich es beim besten Willen nicht ausdrücken können«, sagte Paul, während er sich demonstrativ in der Küche umsah. »Hast du dir schon wieder etwas Neues für die Karpfensaison ausgedacht?«
    Jan-Patrick nickte zufrieden und grinste Paul über seine kräftige Nase hinweg an: »Diesmal habe ich den Karpfen in ein First Class-Menü integriert. Ich gebe zu, ein bisschen gewagt für so einen proletarischen Fisch, aber die ersten zufriedenen Gästestimmen hat Marlen bereits eingesammelt.«
    »Schieß los!«, forderte ihn Paul neugierig auf.
    Der Koch schob seine Ärmel zurück. »Zunächst eine Terrine von Taubenbrust und Wachtel mit Frankenweingelee. Das ist die kleine, aber feine Einstimmung. Dann der große Auftritt für unseren geschuppten Freund: Karpfenfilet auf Steinpilzrisotto mit Tomaten-Basilikumjus.« Er blickte seinen Freund erwartungsvoll an.
    »Das klingt tatsächlich ziemlich gewagt«, sagte Paul und wiegte den Kopf.
    »Es ist eben ein Experiment«, räumte der Küchenmeister ein. »Ich möchte den Karpfen aus der bodenständig deftigen Ecke herausholen und ihn in die Nouvelle Cuisine einführen.« Auf Pauls zweifelnden Blick hin ergänzte er: »Und für die hartnäckigen Skeptiker gibt es sogar einen karpfenfreien Zwischengang: Crepinette vom Lammrücken mit weißem Bohnenpüree und Kartoffelgratin. – Nun zufrieden?«
    Paul zwinkerte seinem Freund zu. »Natürlich, wie immer. – Darf ich probieren?«
    »Natürlich, wie immer. Und wie immer bist du eingeladen.«
    Die beiden setzten sich an einen kleinen Tisch, der in unmittelbarer Nähe zur Küche am Ende

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