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Paul Flemming 03 - Hausers Bruder

Titel: Paul Flemming 03 - Hausers Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Trödelmarkt und jetzt ein glatter Hausfriedensbruch, so konnte das doch nicht weitergehen, mahnte ihn sein schlechtes Gewissen. Aber er wollte bloß einen kurzen Blick ins Wohnzimmer riskieren. Vielleicht lag das Hauser-Hemd ja offen auf dem Sofa herum, oder er konnte wenigstens die Aktentasche sehen, in der das Hemd gesteckt hatte.
    Unter Pauls Schuhen knirschte es verdächtig. Er sah auf den Boden aus weißgelben Mosaikfliesen: Scherben! Überall lagen kleine, gefährlich scharfe Glasscherben herum!
    Paul schaute sich nach der Ursache für diese Bescherung um und musste nicht lange suchen: Die Balkontür war zerschlagen worden! Nur noch gezackte, scharfkantige Glasränder ragten aus dem unbeschädigt gebliebenen Rahmen der Tür.
    Pauls erster Gedanke waren Einbrecher. Sollte er die Polizei mit seinem Handy oder von der Wohnung aus über das Festnetztelefon verständigen? Das Handy wäre wohl vernünftiger; wenn er den Apparat der Henleins benutzte, würde er sich nur selbst verdächtig machen. Andererseits . . .
    Er betrachtete noch einmal die zerbrochene Scheibe. Es bot sich ihm die einmalige Gelegenheit, ohne das Einverständnis der Witwe in der Wohnung nach dem Hauser-Hemd zu suchen und es »sicherzustellen«. Die Polizei konnte er danach ja immer noch informieren, und da er ihr ja schon einige Besuche abgestattet hatte, waren selbst eventuelle Fingerabdrücke erklärbar.
    Paul überwand seine letzten Hemmungen und machte einen großen Schritt durch die zerschlagene Balkontür.
    Das Wohnzimmer war wider Erwarten genauso aufgeräumt, wie er es in Erinnerung hatte. Paul sah sich aufmerksam um, doch nichts deutete daraufhin, dass hier Einbrecher gewütet hatten.
    Paul beschloss, im Flur und den anderen Räumen nachzusehen. Vielleicht hatte es der Dieb auf etwas ganz Spezielles abgesehen, wusste, wo es sich befand und musste deshalb nicht die ganze Wohnung auf den Kopf stellen.
    Womöglich, kam es Paul in den Sinn, als er die Flurtür öffnete, waren der oder die Einbrecher sogar hinter demselben Gegenstand her: das Hauser-Hemd! War Paul etwa zu spät gekommen? Wenn er das Hemd beziehungsweise die Aktentasche nicht in einem der anderen Räume finden würde, war es nur wahrscheinlich, dass es sich tatsächlich bereits jemand anderes unter den Nagel gerissen hatte.
    Oder aber. . .
    Als Paul die Tür zu einem der vom Flur abgehenden Zimmer vorsichtig öffnete, sah er sich plötzlich jemandem gegenüberstehen. Paul spürte den Adrenalinstoß, der durch seinen Körper schoss, sah eine große, gusseiserne Bratpfanne, die in der Luft über ihm zu stehen schien und wusste im selben Augenblick um die Gefahr, in der er schwebte. Doch er war starr vor Schreck – unfähig, sich zu bewegen. Er spürte noch einen dumpfen Schlag und dann einen brennenden Schmerz in seinem Kopf. Anschließend wurde alles um ihn herum schwarz.
    36
    Sein Mund war ausgetrocknet. Paul hatte das Bedürfnis, zu schlucken, doch seine Zunge klebte am Gaumen fest, und irgendetwas Festes und Großes steckte zwischen den Zähnen.
    Er bemühte sich, seine Augen zu öffnen, doch seine Lider waren viel zu schwer. Sein Schädel brummte, und er hatte absolut keine Vorstellung von dem, was vorgefallen war und wo er sich befand.
    Mit viel Mühe schaffte er es, das rechte Auge ansatzweise zu öffnen. Er sah Küchenmöbel, einen Herd, einen Kühlschrank. Direkt neben ihm stand ein Küchentisch, von dem er nur die Tischbeine sah. Also musste er auf dem Fußboden sitzen.
    Aber warum? Und wieso konnte er sich nicht vom Fleck bewegen?
    Sein rechtes Auge fiel wieder zu und Paul dämmerte für einige Zeit vor sich hin.
    Später, er wusste nicht wann, sammelte er zum zweiten Mal Kraft. Diesmal gelang es ihm, bei klarem Verstand zu bleiben.
    Er versuchte, sich in der Küche zu orientieren. Er kannte den Raum nicht, war sich aber sicher, noch immer in der Wohnung der Henleins zu sein.
    Er saß also auf dem Fußboden. Aus der Tatsache, dass er sich nicht bewegen konnte, schloss er, dass er gefesselt worden war. In seinen Rücken drückten mehrere harte Streben oder Röhren. Ein Blick zur Seite, und er wusste, dass man ihn an einem Heizkörper fixiert hatte. Er wollte aufschreien, aber er brachte keinen Ton heraus. In seinem Mund steckte ein verdammter Knebel!
    Paul sammelte Speichel. Nach einigen Anstrengungen schaffte er es, seine Zunge vom Gaumen zu lösen, trotzdem gelang es ihm nicht, den Knebel loszuwerden.
    Als der Schmerz in seinem Kopf abermals zunahm, musste er die

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