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Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland

Titel: Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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heimlich Fotos geschossen hatte, war weit mehr als eine Geste. Sehr gerührt hatte ihn Hannahs Präsent: Gemeinsam mit einigen Kommilitonen brachte seine neue Stieftochter ein Katinka und Paul auf den Leib geschriebenes Mini-Musical zur Aufführung, wobei sie das Leben des Brautpaares in ein zurückliegendes Jahrhundert versetzt hatte und mit Kostüm und Perücke auftrat. Darin stellte sie Katinka als Prinzessin dar, die sich des armen Gauklers Paul erbarmte und ihn gegen alle höfischen Widerstände zum Mann nahm. So ganz unrecht hatte Hannah mit diesen Parallelen nicht, dachte Paul.
    Er schwelgte noch immer in Erinnerungen an den Mai, als seine Kundschafterin zurückkehrte. Paul musste zweimal hinsehen, denn das Mädchen wirkte total verändert: Ihr Gesicht war wie Papier, die Augen gerötet. Als sie völlig derangiert vor ihm stand, ihre Arme kraftlos herunterfallen ließ und schluchzend um Atem rang, wusste Paul sofort, dass etwas Schlimmes vorgefallen war.
    Er fasste sie an den Schultern, blickte ihr fest in die Augen und sagte: »Ganz ruhig. Hol erst mal Luft. Was ist passiert?«
    »Frieda!«, stieß die junge Frau aus, verschluckte sich und rang nach Luft.
    Paul klopfte ihr behutsam auf den Rücken. »Ruhig, ganz ruhig. Was ist mit Frieda los?«
    »Sie ist...« Wieder verschluckte sie sich, hustete. »Ich habe sie gefunden. Auf halben Weg zum Bruns-Hof.«
    »Was ist geschehen?« Paul bemühte sich um einen gemäßigten Tonfall. »Ist Frieda verletzt? Hatte sie einen Unfall?«
    »Verletzt?« Die junge Frau sah ihn entsetzt an. Ihr Mund verzerrte sich, als sie stoßartig schrie: »Frieda! Sie ... sie ... ist... tot! Tot!«

2

    Frieda Bruns lag am Rande eines Sonnenblumenfeldes, nicht weit entfernt von einem der großen Gewächshäuser, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen waren. Es war ein Bild, das im ersten Moment nichts Erschreckendes oder Abstoßendes an sich hatte. Paul nahm zunächst die kräftigen Farben wahr: das Gelb der Blumen, das Grün der Stiele und Blätter, das Braun des Humusbodens. Satte, leuchtende Farben, überstrahlt vom grellen Licht der Sonne.
    Die Tote fügte sich in dieses Bild auf beinahe harmonische Weise ein, denn ihr Körper war keineswegs entstellt, wie es Paul befürchtet hatte, sondern passte sich den fließenden, natürlichen Linienführungen der Umgebung an. Paul gingen aberwitzige Vergleiche mit Werken van Goghs durch den Sinn: seine Sonnenblumen und die berühmten Landschaftsbilder, hier lediglich ergänzt durch einen toten Körper, der dem exzentrischen Maler wahrscheinlich als zusätzliche Inspiration gedient hätte.
    Paul schüttelte diese unangebrachten Gedanken ab und konzentrierte sich auf das, was er sah: Frieda lag auf dem Rücken, den linken Arm angewinkelt und die Hand dicht am Kopf, als hätte sie ihn im Fallen noch schützen wollen. Der rechte Arm ruhte schlaff neben dem Körper. Ihre Beine waren ebenfalls leicht angewinkelt. Frieda trug eine weiße, ärmellose Bluse und einen ebenfalls weißen Rock mit klassischen Blumenmustern. Ihre Füße steckten in hellen Slippern. 
    Er näherte sich dem Mädchen, während seine Begleiterin von Weinkrämpfen geschüttelt zurückblieb. Er schob einige der mannshohen Sonnenblumen zur Seite, die ihm im Weg standen, und betrachtete Friedas Gesicht, das entspannt wirkte: kein Ausdruck von Schmerz oder Entsetzen, höchstens so etwas wie Verwunderung. Ihre fuchsroten Haare kringelten sich um ihre Stirn und waren in Höhe der linken Schläfe blutverklebt.
    Auch auf die Gefahr hin, Spuren zu verwischen, ging Paul neben Frieda in die Knie, nahm ihr Handgelenk und fühlte den Puls. Zwar war ihre Haut noch warm, doch das Herz schlug nicht mehr. Es bestand kein Zweifel: Frieda war nicht mehr am Leben, und Paul fragte sich zutiefst beunruhigt, was hier geschehen sein könnte. Ein gesundes junges Mädchen war doch wohl nicht einfach umgefalien und gestorben.
    Während seine Begleiterin wenige Schritte hinter ihm weiter bitterlich weinte, setzte Paul seine Untersuchung fort. Mehrere Fragen trieben ihn zum Handeln, die wichtigste lautete: Wie unglücklich musste Frieda gefallen sein, um durch so einen Sturz ums Leben zu kommen? Durch simples Stolpern stirbt man ja selten, dachte er und beugte sich noch dichter über sie. Er fand die Ursache ihrer Kopfwunde in einem großen Stein, dessen scharfkantige Spitze zwischen den Ackerkrumen hervorlugte und eindeutig Blutspuren trug. Paul wunderte sich darüber. Entfernten die

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