Paul Flemming 07 - Die Paten vom Knoblauchsland
Gehilfen kümmerten. Obwohl Paul noch nicht wusste, was sein Freund heute auf die Tageskarte geschrieben hatte, konnte ihn seine Nase nicht trügen:
»Knoblauch«, tippte er, was Jan-Patrick bestätigte.
»Ja, mein lieber, diese Woche widme ich mich ganz und gar diesem wunderbaren Erzeugnis unserer Region.« Er schwenkte den brutzelnden Inhalt einer Pfanne und erklärte: »Ich habe ein paar Zehen klein gehackt und zwei Minuten in Öl gedünstet. In dieser Schüssel warten Artischocken im Zitronenwasser, die Stiele sind schon entfernt, ebenso die äußeren, etwas härteren Blätter und das Heu aus der Mitte. Ich gebe sie dem Knoblauch zu, bis sie goldgelb sind.« Der Koch drehte das Gas auf halbe Flamme, rührte ab und zu um und schüttete mehrere großzügige Schlucke fränkischen Weißwein dazu. Anschließend setzte er einen Deckel auf die Pfanne. »Die Artischocken müssen eine halbe Stunde schmoren, dann etwas frisch gepressten Zitronensaft darauf und einige Minzeblätter. Wenn du Zeit hast, darfst du nachher gern probieren.«
»Gern. Aber fürs Erste wäre mir ein Gläschen von dem Wein auch ganz recht. Ich hatte einen miserablen Tag und möchte auf andere Gedanken kommen.«
Jan-Patrick wischte seine Hände an einem Handtuch ab und ging zu einem seiner Kühlschränke. »Den Wein, den ich zum Kochen verwende, könnte ich zwar guten Gewissens als Tafelwein auf meine Karte setzen, aber wenn du so einen schlechten Tag hattest, verdienst du Besseres.« Er stellte einen Bocksbeutel mit goldener Qualitätsplakette auf die Arbeitsplatte, dazu zwei Gläser. »Scheurebe aus dem Supersommer 2010. Der Favorit meines Stammwinzers aus Volkach.« Jan-Patrick goss ihnen beiden ein.
Schon nach dem ersten Schluck ging es Paul besser. Während Jan-Patrick seine Kochtöpfe unter Kontrolle hielt, rührte, schnupperte und kostete, erzählte Paul von den Geschehnissen der vergangenen Stunden, von der Toten im Sonnenblumenfeld, dem unsympathischen Kommissar und seiner Rettung durch Katinka.
»Und sie hat dich einfach laufen lassen?«, hakte Jan- Patrick ein.
»Natürlich. Was ist das für eine Frage? Ich war doch bloß ein Zeuge.« Und außerdem ihr Mann, fügte er in Gedanken hinzu.
»Das sah dieser Fiesling Schnelleisen wohl anders, wenn ich richtig zugehört habe.«
»Stimmt, aber er hatte nichts gegen mich in der Hand und hat bloß den großen Macker markiert. Inzwischen haben die Spurensicherer bestimmt schon Hinweise auf den Täter gefunden, womit dieser absurde Vorwurf gegen mich schnell aus der Welt geschafft sein dürfte.«
»Worauf tippst du denn? Handelte es sich um ein Sexualverbrechen?«
»Möglicherweise. Aber ich bin nicht sicher. Frieda war vollständig angezogen, der Rock nicht mal ansatzweise verrutscht.«
»Na ja, auf jeden Fall eine schlimme Sache. Wie alt war das arme Mädel überhaupt?«
»Gerade mal 19.«
»Eine Schande. Sie hatte noch ihr ganzes Leben vor sich. Hoffentlich wird der Mistkerl, der das getan hat, bald gefasst. Das habe ich doch richtig verstanden, dass es kein Unfall war?«
»Zumindest wird in alle Richtungen ermittelt. Denn für einen Unfall gibt es zu viele Unstimmigkeiten.«
Jan-Patrick lüpfte den Deckel der Artischockenpfanne, wendete den Inhalt und deckte sie wieder ab. »Ist Katinka wohl noch mal in ihren Justizpalast gefahren, oder weshalb hast du sie nicht gleich zum Essen mitgebracht?«, wollte er dann wissen.
Paul bestätigte Jan-Patricks Vermutung und erklärte, dass sie zurzeit sehr viel zu tun habe und abends kaum vor sieben oder acht nach Hause kam.
»Apropos nach Hause«, meinte der Koch und schürzte die Lippen. »Wo ist denn euer Heim eigentlich? Ein Ehepaar braucht doch seine gemeinsamen vier Wände. Oder willst du mir erzählen, dass ihr eure beiden getrennten Wohnungen behalten wollt?«
Paul wirkte nicht ganz glücklich, als er erklärte: »Nein, wir haben - wie du weißt - zwar unsere Nachnamen behalten, aber selbstverständlich wollen wir zusammenziehen. Katinka hat auch schon eine traumhaft schöne Mansardenwohnung an der Kleinweidenmühle für uns gefunden. Parkettboden, offene Küche, großes Bad, unverbaubarer Pegnitzblick.«
»Du siehst nicht so aus, als würdest du dich darüber freuen.«
»Doch, tue ich! Es fällt mir nur schwer, mich von meinem Loft am Weinmarkt zu trennen. Ich habe mich dort sehr wohlgefühlt all die Jahre und gern mitten in der City gewohnt. Ich werde mein Atelier vermissen - und meine Nachbarn.«
Jan-Patrick klopfte ihm
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