Paula Kussmaul laesst nicht locker
Strickmützen auf dem Kopf.
»Sind das Indianer?«, fragte Paula leise.
»Ja«, sagte Enno mit ernstem Gesicht. »Das sind die echten Amerikaner. Indios. Alle anderen kamen erst später.«
Doch das hätte er lieber nicht sagen sollen, das war mal wieder was für Hennie. »Du bist ja auch kein echter Amerikaner«, bemerkte sie gleich. »Bist ja auch erst später dahin gezogen.«
Was hatte Enno darauf für eine Antwort? »Wer sein Land liebt«, sagte er, »ist dort auch zu Hause.«
»Wer hat denn das gesagt?«, fragte Paula neugierig. War ja klar, dass Enno sich einen solchen Satz nicht selbst ausgedacht hatte.
»Esmeralda«, antwortete Enno und gleich kamen ihm Tränen.
Esmeralda? Ach ja, Enno hatte in der Schule davon erzählt. Esmeralda, so hieß die Haushälterin, die ihm Spanisch beigebracht hatte. Wenn ihm allein schon ihr Name die Tränen in die Augen trieb, musste er sie sehr lieb gehabt haben. Beeindruckt wanderten Paula und Hennie von Bild zu Bild. Paula hatten es besonders die Malereien angetan. Was für schöne Farben auf diesen Gemälden zu sehen waren! »Sind die alle von Indios gemalt?«, wollte sie wissen.
»Was denn sonst?«, lautete Ennos stolze Antwort.
In einer Ecke hingen zwei ebenso bunte Wandteppiche, darunter stand ein Regal mit den unterschiedlichsten Tonfiguren. Enno nahm eine davon in die Hand, sie stellte acht Musikanten dar, die im Kreis standen. Er blies in ein Loch und sofort gab es einen schönen hellen Klang. »Die haben auch Indios gemacht«, erklärte er. »Indios können so was schon vor ihrer Geburt.«
Paula musste lachen. Sicher war auch das wieder so ein Esmeralda-Spruch. Hennie jedoch wandte ein: »Die machen das doch nur für die Touristen. In Griechenland ist das genauso.«
Gleich war Enno beleidigt. »Aber das hier ist echte Kunst. Mit den Händen gemacht. Meine Eltern kaufen nichts anderes.«
»Und wo ist nun dein Papagei?« Hennie wurde ungeduldig.
»Hier.« Enno führte sie in eine sehr große und geräumige Küche. Direkt am Fenster stand der riesige Käfig, den Herr Fühmann selbst in die Wohnung getragen hatte. Drinnen, auf einer Stange, saß der farbenprächtige Manolito.
»Oh, ist der schön!«, entfuhr es Hennie.
»Stell dich vor ihn hin«, sagte Paula. »Vielleicht zwinkert er dir zu.«
Hennie probierte es – und tatsächlich, nachdem der Papagei sie ein Weilchen angesehen hatte, zwinkerte er ihr zu.
Vor Begeisterung klatschte Hennie in die Hände. Das erschreckte den Vogel, er flatterte auf und kuckte unwillig. »Kann der noch fliegen?«, fragte Paula.
»Nicht mehr richtig«, erklärte Enno. »Sie haben ihm die Flügel gestutzt. Schon lange bevor er zu uns kam.« »Lasst ihr ihn denn manchmal frei?«
»Ja, aber nur einmal am Tag«, gab Enno zu. »Weil er uns jedes Mal alles voll kackt.«
Hennie hatte sich noch ein paar Mal zuzwinkern lassen, jetzt wollte sie, dass Manolito sang.
Enno stellte sich vor den Käfig und stimmte laut sein 0 Moon of Alabama an. Sofort hob der Papagei den Kopf und krächzte ihm nach: »0 Moon of Alabama.«
Vor Freude umarmten Paula und Hennie einander. Das war ja irre. So etwas hatten sie noch nicht erlebt.
»Jetzt pfeifen!«, rief Paula.
Wieder stellte Enno sich vor Manolito hin und diesmal pfiff er ihm eine Melodie vor. Sofort pfiff auch Manolito diese Melodie, nach der man wirklich Du bist verrückt, mein Kind singen konnte.
»Und jetzt soll er was sagen«, bat Hennie.
Doch da schüttelte Enno den Kopf. »Nicht so viel auf einmal. Sonst schnappt er über. Dann hört er überhaupt nicht mehr auf zu singen, zu pfeifen oder zu reden.«
Ein lustiger Gedanke, so ein unentwegt trällernder, pfeifender, quasselnder Manolito. Paula und Hennie mussten lachen und da fing der große bunte Vogel von selber zu reden an. »Ahoi, Enno!«, krächzte er. »Ahoi, Enno!«
Wieder mussten Paula und Hennie lachen und Manolito krächzte munter weiter: »Frische Brise heute, was? Frische Brise heute, was?«
Paula und Hennie mussten sich aneinander festhalten, sonst wären sie vor Lachen noch umgefallen, so ulkig hörte sich das an. Manolito aber schien ihnen gleich all seine Sprüche vorführen zu wollen. »Was gibt's denn heut zu essen?«, krächzte er als Nächstes. »Was gibt's denn heut zu essen?« Gleich darauf ließ er wieder sein »Ahoi, Enno! Ahoi, Enno!« ertönen.
»Kommt!«, bat Enno. »Gehen wir in mein Zimmer. Sonst kommt er gar nicht mehr zur Ruhe. Wenn er sich zu sehr aufregt, kann er krank werden.«
»Komisch,
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