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Paula Kussmaul laesst nicht locker

Paula Kussmaul laesst nicht locker

Titel: Paula Kussmaul laesst nicht locker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kordon
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schwärmen. In die Deutsche Schule seien auch österreichische und Schweizer Kinder gegangen, erzählte er, und noch jede Menge aus anderen Ländern. Alle, die Deutsch lernen sollten, gingen auf die Deutsche Schule. Aber es sei eine ganz tolle Schule gewesen, mit supertollen Lehrern und jeder Menge toller Jungen und Mädchen. Ja, und natürlich seien Ausländer wie er oft angebettelt worden. Im Vergleich zu vielen Peruanern seien ja sogar die ärmsten Ausländer noch stinkereich. Und ganz klar, dass er in Lima auch allein unterwegs war. Wovor hätte er denn Angst haben sollen?
    Das Letzte war gelogen, das sah Paula Enno an. Er hatte ganz bestimmt nicht allein durch eine Stadt laufen dürfen, wo es so viel Arme gab. Aber wie sollte er das ihr gegenüber zugeben, wo doch alles so toll war an seinem Peru? »Ich möchte auch mal dorthin«, seufzte sie, um Enno einen Gefallen zu tun.
    »Ich flieg ganz bestimmt bald wieder hin.« Er kuckte verträumt. »Und dann bleibe ich da. Für immer.«
    »Und was machst du da?«
    Er zuckte die Achseln. »Da kann man alles machen. Vielleicht werd ich Ingenieur wie mein Vater.«
    Damit waren sie schon vor der Schule angelangt, und Paula sah, dass sie richtig vermutet hatte: Sascha, Kevin und Dennis, wie lauernde Banditen standen sie vor dem Tor, tuschelten miteinander und blickten ihnen voller Enttäuschung entgegen. Zu blöd, dass Enno nicht allein war!
    Enno aber sah seinen Verdacht bestätigt. Ärgerlich fuhr er Paula an: »Deshalb hast du auf mich gewartet! Du denkst wohl, ich brauch ein Kindermädchen? Damit sie mich wieder auslachen.«
    »Quatsch!« Paula spielte weiter die Harmlose. »Wir haben den gleichen Weg, nur deshalb hab ich gewartet. Aber wenn du nicht magst, aufdrängeln will ich mich nicht.« Hauptsache, sie hatte Saschas, Kevins und Dennis' dunkle Pläne mal wieder durchkreuzt. Zufrieden ließ sie Enno stehen und betrat hinter den drei Jungen die Schule.
    Kaum waren sie in der Klasse und Enno hatte sich auf seinen Platz gesetzt, nahm Markus seine Mappe und setzte sich von ihm fort. Er wollte nicht in Verdacht geraten, mit Enno befreundet zu sein. Sascha, Kevin und Dennis grinsten nur. Markus war eine Flasche. Er tat immer, was sie wollten. Sie nahmen ihn nicht ernst, jetzt jedoch freuten sie sich über ihn.
    Hennie hatte gesehen, dass Paula zusammen mit Enno zur Schule gekommen war. »Nimmst du ihn jetzt jeden Morgen an die Hand?«, zischelte sie ihr zu, als Paula sich neben sie setzte. Und als Paula nichts erwiderte, flüsterte sie: »Das ist doch ein Spinner, das merkt man doch.«
    Aber auch darauf antwortete Paula nichts. Sie ärgerte sich nur, dass Hennie so redete! Wer zog denn schon gerne um? Enno war in Peru aufgewachsen, also fühlte er sich dort zu Hause. Wenn Hennie in eine andere Stadt oder in ein anderes Land ziehen müsste, wäre sie bestimmt auch sehr traurig. Und dann würde sie vielleicht unentwegt von Bakenburg schwärmen und sich genauso zurücksehnen. Sie, Paula, würde ja nicht mal in eine andere Straße ziehen wollen. Enno aber war von seinen Eltern auf einen ganz anderen Erdteil mitgenommen worden, wo ganz andere Menschen lebten, ganz andere Bäume wuchsen und sogar das Wetter ganz anders war. Musste sie Hennie das erst sagen? War die so dumm, dass sie sich das nicht denken konnte?
    Paula war enttäuscht von der Freundin, und weil sie so enttäuscht war, schaltete sie auf stur. Kein Wort mehr hatte sie für Hennie übrig. Bis sie das irgendwann nicht mehr aushielt. In der Mathe-Stunde schrieb sie Hennie einen langen Brief, den sie ihr kurz vor der Pause zuschob. In dem Brief stand all das, was ihr zuvor durch den Kopf gegangen war. Hennie las die Zeilen und steckte ihr schon in der nächsten Stunde die Antwort zu. Sie schrieb, natürlich würde sie nicht gerne umziehen. Aber auf keinen Fall würde sie so blöd wie Enno sein und immer nur heulen. Weil solche Tränensäcke ja nie Freunde fänden. Schließlich könne doch niemand was dafür, dass Ennos Eltern aus Peru fortgehen mussten.
    Paula las den Brief und antwortete Hennie sofort. Das fände sie ganz doof von ihr, so was zu schreiben, kritzelte sie aufs Papier. Wenn Enno traurig sei, sei das doch nicht seine Schuld. Er sei nun mal kein Schauspieler, der sich verstellen könne. Oder solle er etwa ein zweiter Markus werden, der immer will, dass alle mit ihm zufrieden sind?
    Das Wort »doof« unterstrich Paula mehrfach, dann schob sie Hennie den Brief zu. Hennie las ihn, wurde ganz rot im Gesicht

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