Paula Kussmaul laesst nicht locker
groß.
Die Mutter hatte das eingesehen und ihr versprochen, dass sie im nächsten Jahr an der Ostsee oder Nordsee eine Ferienwohnung mieten und endlich einmal richtige Badeferien machen würden. Dafür, so ihr Ehrenwort, wollte sie sparen und sparen. Katja und Jenny aber hatten darüber nur gelacht. Nächstes Jahr, so sagten sie, würden sie gar nicht mehr mitfahren. Da wollten sie mit ihren Freundinnen irgendwohin. Sie mussten nur noch herausfinden, wie sie sich das Geld dafür verdienen konnten. Sparen und sparen würde bei ihrem knappen Taschengeld ja nicht viel nutzen. Und weil das alles so war, hätten aus Paulas Sicht die großen Ferien längst vorüber sein dürfen. Nichts war schlimmer als so eine endlose Ferienlangeweile.
Die Mutter dachte ähnlich. Damit endlich wieder alles in festen Bahnen lief, wie sie sagte. Kinder, die nicht ausgelastet seien, erinnerten sie immer an besoffene Flöhe. Sie sprängen hierhin und dorthin und nie bekäme man sie in den Griff. Und letztendlich saugten sie einem doch das Portemonnaie leer.
Worte, die nur Linus gefielen. Da konnte er gleich mal einen besoffenen Floh spielen, bis endlich alle lachen mussten. An ihr Portemonnaie aber ließ die Mutter ihn trotzdem nicht ran.
Mama Paula
Doch dann waren die großen Ferien vorüber und endlich, endlich, endlich war auch Hennie wieder zurück.
Hennie war Paulas beste Freundin. Sie kannten sich schon aus dem Kindergarten. Richtig hieß Hennie ja Henriette. Den Vornamen aber fand Hennie fast genauso blöd wie Paula ihren Nachnamen. Deshalb nannte sie sich selbst nur Hennie und wurde ärgerlich, wenn einer sie Henriette rief. Nicht mal Frau Stein, das »Steinchen«, ihre Klassenlehrerin, durfte sie so rufen.
Pünktlich an dem Tag, bevor die Schule wieder begann, stand Hennie bei Kussmauls vor der Tür. Braun gebrannt und noch ganz ferienbunt angezogen, strahlte sie Paula an. In Griechenland waren ihre Eltern mit ihr gewesen. Auf einer Insel mitten im Mittelmeer. Schmidts hatten ja nur ein Kind, da konnten sie sich so weite Reisen leisten.
Von riesigen Badestränden schwärmte Hennie und ganz klarem und warmem Wasser, von jeder Menge alten Tempeln und einem Tal der Schmetterlinge. Paula gab sich Mühe, sich mit ihr zu freuen. Aber so ganz echt war ihre Freude nicht. Hennie spürte das und sprach danach lieber von der Schule. 4 b würden sie nun sein. Damit gehörten sie endlich zu den Großen, oder?
Ja, 4. Klasse, das war schon was, fand auch Paula. Aber Hennie sollte bloß nicht glauben, sie müsste Mitleid mit ihr haben. Stolz erzählte Paula ihr von dem großen Papagei, der jetzt in Persickes Wohnung eingezogen war und den sie schon kennen gelernt hatte. Ein toller Vogel! Ganz bunt! Und erst sein Zwinkern!
Ein Papagei, der Mädchen zuzwinkerte? Hennie wollte die Geschichte nicht so recht glauben. Vielleicht erzählte Paula ihr das nur, um auch etwas Schönes berichten zu können?
Paula sah ihr ihre Zweifel an und war beleidigt. Würde sie Hennie denn etwas vorflunkern, was so leicht zu überprüfen war?
Nein, das würde sie nicht tun. Das musste Hennie schließlich einsehen. Und nun erkundigte sie sich ganz neugierig nach diesem Zwinker-Papagei. Aber zu Fühmanns gehen und ihn sich ankucken, das konnten sie nicht; Fühmanns waren ja kein Zoo. Außerdem kannte Paula diesen Enno noch gar nicht richtig. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als mal wieder einen ihrer langen Spaziergänge zu machen. Spaziergänge waren ja ihre Spezialität. Schon immer waren sie gern durch die Stadt gelaufen und hatten sich dabei unterhalten. Beim Spazierengehen, so fanden sie, konnten sie am besten reden.
An diesem Tag kamen sie ganz zufällig gleich zweimal an der Schule vorüber. Neugierig blickten sie zu dem großen grauen Gebäude hin. Eine leere Schule war etwas Komisches. Ganz nutzlos lag sie da. Und überhaupt:
Waren Ferien denn nicht eigentlich völlig sinnlos? Es wurde wirklich Zeit, dass die Schule wieder begann.
Am Morgen darauf war es so weit. Endlich wieder Schule! Paula und Hennie waren mit die Ersten, die auf dem Schulhof herumstanden. Die ganze Klasse sah braun gebrannt und gut erholt aus und alle – sogar Paula – hatten viel zu berichten. Manche waren genau wie Hennie in irgendwelchen südlichen Ländern gewesen, andere irgendwo an der Nord- oder Ostsee oder in den Bergen.
Paula erzählte vom Kiessee, wie Linus verschwunden war und welche Angst sie um ihn ausgestanden hatten, bis sie ihn um Mitternacht endlich
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