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Pauline Reage - Geschichte der O

Pauline Reage - Geschichte der O

Titel: Pauline Reage - Geschichte der O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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dann wieder eindrang, ihr eine neue Wunde schlug, schrie sie.
    Sie schrie aus Auflehnung, nicht nur aus Schmerz, darüber war er sich klar. Auch sie wußte - und darum war sie auf alle Fälle die Besiegte - daß es ihm Freude machte, sie zum Schreien zu zwingen.
    Als er fertig war und ihr befohlen hatte, wieder aufzustehen, erklärte er ihr, alles, was er in sie ergossen habe, werde langsam wieder aus ihr ausfließen, gefärbt vom Blut der Verletzung, die er ihr zugefügt habe, daß diese Wunde nicht heilen werde, solang ihre Lenden nicht für ihn bereit wären und daß er sich weiterhin den Zugang mit Gewalt erzwingen wolle.
    Er habe nicht die Absicht, auf den Weg zu verzichten, dessen Benutzung Rene ihm allein zugestanden habe, sie brauche sich keiner Hoffnung auf Schonung hinzugeben. Er erinnerte sie daran, daß sie selbst sich einverstanden erklärt habe, Renes und seine Sklavin zu sein, er halte es jedoch für wenig wahrscheinlich, daß sie, bei aller Kenntnis der Sachlage, wisse, worauf sie sich eingelassen habe. Wenn sie es begriffen habe, werde es für eine Flucht zu spät sein.
    O hörte ihm zu und sagte sich, wenn sie sich lange genug widersetzte, würde es vielleicht auch für ihn zu spät sein, würde er für sein Werk entflammen und sie ein bißchen lieben. Denn ihr ganzer innerer Widerstand und die zaghafte Weigerung, die sie zu äußern wagte, hatten nur einen Grund: sie wollte für Sir Stephen genausoviel bedeuten wie für Rene, er sollte für sie mehr als nur physisches Verlangen empfinden.
    Nicht, daß sie in ihn verliebt gewesen wäre, aber sie sah sehr wohl, daß Rene Sir Stephen mit der ganzen Hingabe eines Knaben an einen Älteren liebte, und sie fühlte, daß er bereit wäre, Sir Stephen zuliebe so viel von ihr zu opfern, wie dieser verlangen würde, sie wußte mit sicherem Instinkt, daß Renes Haltung ihr gegenüber die Kopie von Sir Stephens Haltung darstellen würde. Sollte Sir Stephen sie verachten, so wurde Rene, trotz der Liebe, die er für sie empfand, von dieser Verachtung angesteckt werden, während er nie daran gedacht hätte, sich von der Haltung der Männer in Roissy beeinflussen zu lassen.
    Denn in Roissy war er ihr gegenüber der Gebieter gewesen und die Haltung der Männer, denen er sie ausgeliefert hatte, hing von der seinen ab. Hier aber war er nicht mehr der Gebieter, im Gegenteil. Sir Stephen war Renes Gebieter, ohne daß Rene sich dessen klar bewußt war, das heißt, Rene bewunderte ihn und wollte ihn nachahmen, mit ihm wetteifern, und deshalb teilte er alles mit ihm, deshalb hatte er ihm O ausgeliefert: dieses Mal war sie ausgeliefert in des Wortes voller Bedeutung.
    Rene würde sie ohne Zweifel auch weiterhin lieben, in dem Maß, wie Sir Stephen sie liebenswert finden, sie lieben würde. Es war klar, daß Sir Stephen von nun an ihr Gebieter sein würde und zwar, was auch immer Rene glauben mochte, ihr einziger Gebieter, und ihr Verhältnis würde das Verhältnis zwischen Herrn und Sklavin sein. Sie erwartete kein Mitleid, aber konnte sie nicht hoffen, ihm ein bißchen Liebe abzuzwingen?
    Sir Stephen ruhte in halb liegender Stellung in seinem großen Sessel am Kamin, wie vor Renes Weggang, O hatte er nackt dastehen lassen und ihr befohlen, seine Anweisungen zu erwarten. Sie hatte wortlos gewartet. Dann war er aufgestanden und hatte ihr befohlen, ihm zu folgen.
    Noch immer nackt, nur mit den hochhackigen Sandaletten und Strümpfen bekleidet, war sie hinter ihm die Treppe von der Diele im Erdgeschoß zum ersten Stock hinaufgestiegen und in ein kleines zu einem größeren, das Sir Stephens Schlafzimmer war, beide hatten ein gemeinsames Badezimmer. O wusch und trocknete sich - das Handtuch färbte sich ein wenig rot - zog Sandaletten und Strümpfe aus und legte sich zwischen die kühlen Laken.
    Die Vorhänge waren nicht zugezogen, aber es war dunkle Nacht. Eh er die Verbindungstür schloß, trat Sir Stephen zu O und küßte ihr die Fingerspitzen, wie in der Bar, als sie von ihrem Hocker gestiegen war und er ihr das Kompliment wegen ihres Eisenringes gemacht hatte. Er, dessen Hände und Geschlecht in sie eingedrungen waren und ihre Lenden und ihren Mund verwüstet hatten, wollte mit seinen Lippen nur die Spitzen ihrer Finger berühren. O weinte und schlief beim Morgengrauen ein.
    Am nächsten Tag, kurz vor Mittag, hatte Sir Stephens Chauffeur O nach Hause gebracht. Sie war um zehn Uhr aufgewacht, eine alte Mulattin hatte ihr eine Tasse Kaffee serviert, ein Bad bereitet und ihre

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