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Pauline Reage - Geschichte der O

Pauline Reage - Geschichte der O

Titel: Pauline Reage - Geschichte der O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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und noch unerbittlicher sein kann, wie ein Mann, hatte sie nie bezweifelt. Aber O dachte, daß Anne-Marie weniger ihre Macht über sie hatte beweisen wollen, als vielmehr eine Komplizität zwischen sich selbst und O herstellen. O hatte das starre Geflecht ihrer widersprüchlichen Gefühle nie begriffen, aber sie hatte gelernt, es als eine unleugbare und wichtige Tatsache zu akzeptieren: sie liebte den Gedanken an die Marter, wenn sie sie erlitt, hätte sie die ganze Welt verraten, um loszukommen, wenn es vorbei war, war sie glücklich, sie erlitten zu haben, um so glücklicher, je grausamer und je andauernder diese Marter gewesen war.
    Anne-Marie hatte sich weder durch Os Gefügigkeit noch durch ihre Auflehnung täuschen lassen und wußte genau, daß ihr Dank keine Farce war. Dennoch hatte ihr Vorgehen noch einen dritten Grund gehabt, den sie O jetzt erklärte. Sie wollte jedem Mädchen, das in ihr Haus kam und hier in einem weiblichen Universum lebte, klarmachen, daß das ausschließliche Zusammenleben mit anderen Frauen ihre Weiblichkeit nicht aufhob, sondern sie vielmehr noch gegenwärtiger und spürbarer machte.
    Aus diesem Grunde verlangte sie, daß die Mädchen stets nackt waren; die Art, wie O gepeitscht und die Stellung, in der sie festgebunden worden war, bezweckten nichts anderes. Heute würde O für den Rest des Nachmittags - noch drei Stunden - mit gespreizten und angehobenen Beinen, Gesicht zum Garten, auf der Estrade ausgelegt bleiben. Sie würde unaufhörlich wünschen müssen, die Beine zu schließen.
    Morgen würde es Claire sein oder Colette oder Yvonne, die O darin ihrerseits anschauen würde. Diese Prozedur ging viel zu langsam und erforderte zuviel Sorgfalt (genau wie die besondere Anwendung der Peitsche), als daß man sie in Roissy anwenden könnte. Aber O würde sehen, wie wirkungsvoll sie war. Nicht nur wurde sie bei ihrer Abreise die Ringe und Buchstaben tragen, sie würde auch so weit geöffnet und so tief versklavt zu Sir Stephen zurückkehren, wie sie es nie für möglich gehalten hätte.
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück forderte Anne-Marie O und Yvonne auf, ihr in ihr Schlafzimmer zu folgen. Sie nahm ein grünes Lederkästchen aus ihrem Schreibtisch, legte es auf ihr Bett und öffnete es. Die beiden Mädchen setzten sich ihr zu Füßen. »Hat Yvonne dir nichts gesagt?« wollte Anne-Marie von O wissen. O schüttelte den Kopf. Was hatte Yvonne ihr zu sagen? »Sir Stephen auch nicht, das weiß ich. Hier also sind die Ringe, die er dich tragen lassen will.«
    Es waren Ringe aus nichtrostendem Stahl, genau wie der goldgefütterte Fingerring. Sie hatten die Stärke eines dicken Farbstifts, waren aus Rundstäben gearbeitet und von länglicher Form: die Glieder der schweren Eisenketten sehen ähnlich aus.
    Anne-Marie zeigte O, daß jeder Ring aus zwei U-förmigen Teilen bestand, die ineinandergepaßt wurden. »Dies hier ist nur das Probiermuster«, sagte sie. »Es ist abnehmbar. Das richtige Modell hat eine Innenfeder, die man zusammendrücken muß, damit das Gegenstück in die Führung eindringen kann, wo es dann stecken bleibt. Wenn der Ring einmal geschlossen ist, kann man ihn nicht mehr abnehmen, man müßte ihn durchfeilen.«
    Jeder Ring hatte die Länge von zwei Kleinfingergliedern und man konnte den kleinen Finger hineinstecken. An jedem hing, wie ein weiteres Kettenglied, oder wie die Befestigungsöse eines Ohrrings, die im Ohr selbst angebracht wird und eine Verlängerung darstellt, eine Scheibe aus dem gleichen Metall, ebenso groß wie der Ring. Auf der einen Fläche ein Triskel in Nielloarbeit, auf der anderen nichts.
    »Auf die andere«, sagte Anne-Marie, »kommt dein Name, Sir Stephens Titel, Name und Vorname, und darunter, über Kreuz, eine Peitsche und ein Reitstock. Yvonne trägt eine solche Scheibe an ihrem Halsband. Aber du, du wirst sie an deinem Schoß tragen«. »Aber. . .«, sagte O. »Ich weiß«, erwiderte Anne-Marie, »eben deshalb habe ich Yvonne mitgebracht. Zeig deinen Schoß, Yvonne.«
    Das rothaarige Mädchen stand auf und legte sich über das Bett. Anne-Marie öffnete ihr die Schenkel und zeigte O, daß eines der beiden Fleischläppchen in der Mitte und ganz unten durchgebohrt war wie mit der Lochzange. Der Eisenring paßte genau in die Hoffnung. »Ich werde dich gleich nachher durchbohren, O, sagte Anne-Marie, es ist im Handumdrehen geschehen, dagegen dauert es länger, bis die Klammern gesetzt sind, die die Epidermis und die darunterliegende Schleimhaut

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