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Pauline Reage - Geschichte der O

Pauline Reage - Geschichte der O

Titel: Pauline Reage - Geschichte der O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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bereitete, eine Frau unter ihren Händen keuchen zu hören, zu sehen, wie ihre Augen sich schlossen, die Spitzen ihrer Brüste sich unter ihren Lippen und ihren Zähnen aufrichteten - in sie einzudringen, mit ihren Händen in Schoß und Lenden einzudringen und zu spüren, wie sie sich um ihre Finger schloß und ihr Stöhnen zu hören, machte O schwindelig - diese Lust war nur deshalb so durchdringend, weil sie O ständig und zuverlässig bewies, welche Lust sie selbst verschaffte, wenn sie sich fest und stöhnend um jemand schloß, mit dem Unterschied, daß sie sich nicht vorstellen konnte, sich einer Frau so hinzugeben, wie diese sich ihr hingab, sondern nur einem Mann.
    Außerdem schien es ihr, daß die Mädchen, die sich ihr hingaben, rechtens das Eigentum des Mannes waren, dem sie selbst gehörte und daß sie nur als sein Stellvertreter handelte.
    Wäre Sir Stephen in den vergangenen Tagen ins Zimmer gekommen, als Jacqueline zur Stunde der Siesta bei ihr lag, sie hätte ohne das geringste Bedauern, ja mit äußerstem Vergnügen, Jacquelines Schenkel mit ihren eigenen Händen für ihn auseinandergezwungen, wenn es ihm gefallen hätte, sie zu nehmen, anstatt sie nur durch die durchbrochene Zwischenwand zu beobachten, wie er es getan hatte.
    Man konnte O auflassen wie einen Jungfalken, sie war ein Raubvogel, der von Natur aus »abgetragen« und »berichtigt« war und sich auf die Beute stürzen und sie dem Jäger zutragen würde. Und siehe da . . .
    Als sie jetzt wieder mit klopfendem Herzen an Jacquelines zarte und rosige Lippen unter dem blonden Rauchwerk ihres Schoßes dachte, an den noch zarteren und rosigeren Ring zwischen ihren Lenden, den sie nur dreimal zu durchstoßen gewagt hatte, hörte sie Sir Stephen in seinem Zimmer.
    Sie wußte, daß er sie sehen konnte, während sie selbst ihn nicht sah, und wieder einmal fühlte sie, wie glücklich sie über diese ständige Gefangenschaft war, in der seine Blicke sie hielten.
    Die kleine Natalie saß mitten im Zimmer auf dem weißen Teppich und sah aus wie eine Fliege in der Milch während O, die vor ihrem improvisierten Frisiertisch, der bauchigen Kommode stand und sich in dem darüberhängenden alten Spiegel bis zur Mitte sehen konnte, leicht grünlich und verschwommen wie auf der Oberfläche eines Teiches, an die Kupferstiche vom Ausgang des vorigen Jahrhunderts erinnerte, auf denen Frauen abgebildet sind, die im Hochsommer nackt im Halbdämmer ihrer Gemächer herumgehen.
    Als Sir Stephen die Tür aufstieß, drehte sie sich so heftig von der Kommode um, daß die Ringe zwischen ihren Beinen klirrend an einen der Bronzegriffe schlugen. »Natalie«, sagte Sir Stephen, »hole die weiße Schachtel, die unten im zweiten Zimmer liegt.«
    Natalie kam zurück, legte den Karton aufs Bett, öffnete ihn und holte den Inhalt heraus, wickelte Stück für Stück aus der Seidenpapierhülle und reichte eines nach dem anderen Sir Stephen. Es waren Masken. Kopfputz und Masken zugleich, sie waren so gearbeitet, daß sie Mit Ausnahme von Mund und Kinn, den ganzen Kopf bedeckten und schmale Schlitze für die Augen freiließen. Sperber, Falke, Käuzchen, Fuchs, Löwe, Stier, lauter Tiermasken, menschlichen Maßen angepaßt, aber aus dem Fell oder dem Gefieder der echten Tiere gefertigt, die Augenhöhlen von Wimpern gesäumt, wenn das betreffende Tier Wimpern hatte (wie der Löwe).
    Pelz und Federn reichten dem Träger bis über die Schultern. Man brauchte nur ein ziemlich breites Band, das unter dieser Art Nackenhaube verborgen war, festzuziehen und die Maske lag dicht über der Oberlippe (für jedes Nasenloch war eineHoffnung vorgesehen) und an den Wangen an. Eine Versteifung aus Pappmache, zwischen dem Überzug und dem Fellfutter hielt das ganze in der Fasson. Vor dem großen Spiegel, wo sie sich von Kopf bis Fuß sah, probierte O alle Masken.
    Die seltsamste Maske, die O am meisten verwandelte und zugleich am besten zu ihr zu passen schien, stellte ein Käuzchen dar, die fahlroten und beigen Federn verschmolzen mit ihrer Sonnenbräune; das Federkleid bedeckte ihre Schultern fast völlig, reichte bis zur Mitte des Rückens und vom bis zum Ansatz der Brüste. Sir Stephen gebot ihr, das Lippenrot wegzuwischen, und als sie die Maske abnahm, sagte er:
    »Du wirst also beim Kommandeur das Käuzchen sein. Aber, O, verzeih mir, du wirst an der Kette geführt werden. Natalie, schau in der ersten Schublade meines Schreibschranks nach, dort wirst du eine Kette und eine Zange finden. Natalie

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