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Pauline Reage - Geschichte der O

Pauline Reage - Geschichte der O

Titel: Pauline Reage - Geschichte der O Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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brachte die Kette und die Zange, mit der Sir Stephen das letzte Glied der Kette öffnete und in den zweiten Ring fügte, den O am Schoß trug, es dann wieder zusammendrückte.
    Die Kette, die aussah, wie eine Hundekette - und auch eine war - war eineinhalb Meter lang und endete in einem Karabinerhaken. Nachdem O die Maske wieder aufgesetzt hatte, befahl Sir Stephen Natalie, das Ende der Kette zu nehmen und O im Zimmer herumzuführen.
    Natalie machte dreimal die Runde um das Zimmer und zog die nackte und maskierte O am Schoß hinter sich her. »Ja«, sagte Sir Stephen, »der Kommandeur hat recht gehabt, du mußt auch vollständig enthaart werden. Das kommt morgen. Heute behältst du deine Kette an.«
    An diesem Abend saß O zum ersten Mal nackt mit Jacqueline, Natalie, Rene und Sir Stephen bei Tisch. Die Kette lief zwischen ihren Beinen hindurch, über die Lenden nach oben und schlang sich um ihre Taille. Norah bediente allein und O wich ihrem Blick aus: vor zwei Stunden hatte Sir Stephen sie rufen lassen.
    Die frischen Platzwunden entsetzten das junge Mädchen im Kosmetiksalon, wo O sich am folgenden Tag epilieren ließ, noch mehr als die Eisen und die Brandmale. Es nützte nichts, daß O ihr erklärte, diese Enthaarungsmethode, bei der man das hart gewordene Wachs zusammen mit den Haaren mit einem Griff abreißt, sei nicht weniger schmerzhaft als ein Peitschenhieb, daß sie ihr, wenn sie auch nicht ihre gesamten Lebensumstände darlegte, doch immer wieder sagte, sogar zu erklären versuchte, wie glücklich sie sei, nichts konnte die Empörung und das Grauen mildem.
    Os Beschwichtigungsversuche führten nur dazu, daß sie danach nicht mehr, wie im ersten Augenblick, mit Mitleid betrachtet wurde, sondern voll Abscheu. Sie bedankte sich sehr freundlich, als sie fertig war und die Kabine verließ, in der man sie wie zur Liebe ausgespreizt hatte, hinterließ ein stattliches Trinkgeld und fühlte dennoch deutlich, daß sie eher hinausgeworfen als verabschiedet wurde.
    Was kümmerte es sie! Ihr war es völlig klar, daß der Kontrast zwischen dem Pelzwerk ihres Schoßes und dem Gefieder der Maske zu groß war, daß das Aussehen einer ägyptischen Statue, das die Maske ihr verlieh und das durch die breiten Schultern, schmalen Hüften und langen Beine noch betont wurde, ein überall gleich glattes Fleisch erforderte.
    Doch einzig die Standbilder von Göttinnen wilder Völker zeigten so hoch und deutlich die Spalte des Schoßes, zwischen deren Lippen der feine Grat noch zarterer Lippen erscheint. Sah man sie jemals von Ringen durchbohrt? O dachte an das rothaarige rundliche Mädchen bei Anne-Marie, die gesagt hatte, daß ihr Gebieter sich ihres Ringes nur bediene, um sie am Fußende seines Bettes anzuketten und auch, daß sie stets epiliert sein mußte, weil er sie nur dann völlig nackt fand.
    O fürchtete, Sir Stephen zu mißfallen, der sie so gern an ihrem Vlies zog, doch sie täuschte sich: Sir Stephen fand sie noch erregender, und als sie ihre Maske wieder aufgesetzt hatte - ihr Mund war ungeschminkt wie die Lippen ihres Schoßes und so bleich - streichelte er sie beinah schüchtern, wie man ein Tier streichelt, das man zähmen will.
    Er hatte nicht gesagt, wohin er sie führen wollte, auch nicht, wann sie aufbrechen würden oder wen der Kommandeur zu Gast geladen hatte. Er schlief den ganzen Nachmittag bei ihr und ließ das Abendessen für sich und O im Schlafzimmer servieren. Sie fuhren eine Stunde vor Mitternacht im Buick ab, O in einem großen, braunen Lodencape und mit Holzschuhen an den Füßen, Natalie, in schwarzer Hose und schwarzem Pullover, hielt sie an der Kette, deren Haken an dem Armband befestigt war, das sie am rechten Handgelenk trug.
    Sir Stephen chauffierte. Der Mond war fast voll, er stand hoch am Himmel und erhellte in großen, schneeweißen Tupfen die Straße, die Bäume und die Häuser der Dörfer, durch die sie fuhren, ließ alles, was er nicht beleuchtete, schwarz wie Tusche. Noch standen da und dort ein paar Leute vor den Haustüren, die neugierig aufsahen, wenn der geschlossene Wagen an ihnen vorbeifuhr (Sir Stephen hatte das Verdeck nicht zurückgeschlagen). Hunde bellten.
    Auf der dem Mondlicht zugewandten Seite sahen die Olivenbäume aus wie silberne Wolken, die zwei Meter über dem Boden dahinzogen, die Zypressen wie schwarze Federn. Das einzig Wirkliche an dieser Landschaft, die von der Nacht ins Phantastische überhöht wurde, war der Duft von Salbei und Lavendel.
    Die Straße stieg noch

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