Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paul's Blog

Paul's Blog

Titel: Paul's Blog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
Vom Netzwerk:
freue mich auf die PfingstFERIEN! Ferien klingt gut. Theo, Max, Feli, ihre Freundin und ich wollen eventuell ein paar Tage campen. Ich bin ja nicht so der Camping-Fan, aber ich habe Lust was mit den anderen zu machen. Vorher hat Feli noch Geburtstag. Was schenke ich ihr?
     
 
    Sonne
    May 18, 2008 at 1:35am
    Ich wusste gar nicht, dass es die noch gibt. Ich meine, in dieser Intensität. Lauter Sonnentage. Feli hat ihren Geburtstag an der Havel gefeiert. Das ist der Vorteil, wenn man im Mai Geburtstag hat. Das sollte man sich schon bei der Zeugung überlegen. Ich muss in die Karibik umziehen, damit ich im Oktober am Strand feiern kann. Jedenfalls war es abgefahren, fast schon wie Sommer. Feli hatte drei Eimergrills besorgt. Wir haben sie in den Sand eingegraben, dann war es wie Lagerfeuer und sie hat kleine fettige Würstchen drauf geschmissen, die sofort verbrannt sind. Verbrannte Würstchen gehören einfach zum Grillen dazu. Mir fehlte allerdings der Ketchup, den sie vergessen hatte. Zu verkohlten Würstchen braucht man Ketchup und Bier, das ist diese besondere Geschmacksexplosion, wenn sich süß, bitter und aschig im Mund mischt.
    Das mit dem Geschenk war ziemlich schwierig. Ich schwankte zwischen einem Rettet-den-Regenwald-T-Shirt und einer CD und habe schließlich festgestellt, dass es entweder nur sehr persönliche oder unpersönliche Geschenke gibt. Jedenfalls hatte ich echt Probleme, was zu finden. Theo hat Feli die CD von Portishead geschenkt. Als er sie kaufte, wusste ich, dass er das perfekte Geschenk gefunden hat. Mist. Ich denke einfach zu viel nach. Dann habe ich ganz spontan einen blauen Schal gekauft. In einem Laden, der so nach Moschus gerochen hat, dass man nicht mehr klar denken konnte. Ich glaube, das war zu persönlich. Jedenfalls wenn ich an die Blicken der anderen denke. Feli ist rot geworden. Ich kann es echt nicht, ich kann nicht schenken. Vor lauter Verwirrung habe ich vergessen, mich zu betrinken. Ich glaube, deshalb hat sich Feli mit mir unterhalten, ich war der letzte, der noch nüchtern war. Theo meint, ich sollte aufhören, mein Leben als eine Reihe von Katastrophen zu sehen. So wie er das sieht, mag Feli mich. Ich weiß nicht, ich war noch nie nüchtern, wenn ich auf einer Party neben einem Mädchen gesessen habe. Intensiv könnte ein gutes Wort dafür sein. Klingt ziemlich persönlich. Fast noch persönlicher als der blaue Schal. Wir haben auf die Havel gesehen und ich habe über Moby Dick geredet. Dass er für die Natur steht, die stärker ist, die einen überwältigt. Lauter wirres Zeug. Und egal, was ich gesagt habe, es klang extrem persönlich. Als ob jedes Wort eine Anspielung wäre. Natur – ihr Körper, überwältigen und so weiter. Und ich kann noch nicht mal sagen, dass ich betrunken war. Sie hat mich kalt erwischt.
     
 
    Moby - Der Film
    May 28, 2008 at 8:54pm
    Feli hat die DVD von Moby Dick ausgeliehen. Theo, Feli und ich haben ihn am Wochenende zusammen bei ihr gesehen. Feli hat ein winziges Zimmer. Da passt gerade mal ein Bett und ein Schreibtisch rein. Wir klemmen uns auf ihre Matraze vor mein Laptop. Der Film ist der Hammer. 170 Minuten Seeschlacht. Aber eigentlich passiert gar nicht viel. Schiff putzen, Ausguck halten, warten.

    Irre Farben. Blau, braun, weiß. Himmel/Meer, Schiff/Menschen, Segel/Eis. Bis sie den ersten Wal erlegen und alles voller Blut ist. Oder roter Farbe. Sie stecken bis zu den Armen im Blut. Ab da dreht Kaptain Ahab dann richtig durch. Feli sieht aus, als ob sie das nicht so interessant findet. Sie lehnt sich an mich und ich schaue immer mal wieder nach, ob sie eingeschlafen ist. Aber sie ist nur ein bisschen gelangweilt.
    - Da spielt ja keine einzige Frau mit!
    - Genau.
    - Das ist ein Männerthema, sagt Theo.
    - Tiere jagen und töten?

    Ich frage mich, ob ich deshalb einen Toten sehen will. Weil es ein Männerthema ist. Weil es in meinen Genen ist. Blut, Töten und so weiter.
    - Deshalb müsst ihr solche Filme sehen, brummt Feli, die sich neben mir eingerollt hat und kurz vor dem Einschlafen ist.
    Theo fängt an, mit den Augen zu rollen. Ich verstehe nicht, ob er meint, wir sollten jetzt besser gehen oder irgendetwas anderes. Der Film ist dann auch ziemlich schnell zu Ende. Am irrsten fand ich die Szene, wo man Moby Dick in einer Luftaufnahme unter Wasser auf das Schiff zuschießen sieht. Wie eine Torpedo.

    Theo hört nicht auf mit den Augen zu rollen und auf Feli zu zeigen. Also fahre ich den Computer runter und packe ihn ein. Feli

Weitere Kostenlose Bücher