Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)

Musikalität in seinem pummeligen Körper hat.
    » Also glaubst du nicht, dass sie über mich Bescheid weiß?«, schnaufte er.
    » Dass du schwul bist?« Ich lachte. » Dahinter kommt sie nie, solange du bei deinem nächsten Besuch nicht in Strumpfhosen und Stulpen aufkreuzt. Vermutlich müsstest du dazu noch ein Tüllröckchen anziehen, damit sie es kapiert.«
    » Sehr komisch.« David klang bedrückt. » Die Sache ist ernst, Susie. Max ist mir sehr, sehr wichtig. Ich glaube, dass er der Richtige ist.«
    » Hoppla!« War beeindruckt. David hatte bis jetzt noch nie eine feste Beziehung.
    » Ja, und deshalb würde ich mich freuen, wenn du bei unserem Besuch besonders nett zu ihm wärst.«
    » Wird gemacht«, antwortete ich. » Aber findest du nicht, David, dass du es deiner Mutter allmählich sagen solltest. Immerhin bist du schon fünfunddreißig.«
    » Ich hoffe noch immer, dass sie es irgendwann von selbst merkt.« Er seufzte auf. » Ich möchte eine Szene vermeiden. Du kennst mich doch. Dramatik halte ich nicht aus.«
    Legte auf, ehe ich ihn bitten konnte, die Disney-DVDs zurückzubringen, die er sich letztes Jahr ausgeliehen hat. Kann nicht behaupten, dass ich mit einem glücklichen Ende rechne. Mrs H. würde nicht glauben, dass David schwul ist, und wenn der Papst es ihr höchstpersönlich in einer Privataudienz schonend beibringt.

18. September
    Katie hat die Einladung zu Brandon Laws Geburtstagsfeier mitgebracht. Laut der handschriftlichen Erläuterung auf der geprägten cremefarbenen Karte wird bei ihm zu Hause eine Muschelfiesta stattfinden. Weiß zwar nicht genau, was das ist, klingt aber exotisch und, noch wichtiger, sehr exklusiv.
    » Das ist ja wunderbar, Katie!«, begeisterte ich mich, als sie widerstrebend die Einladung vom Boden ihrer Schultasche hervorkramte, wo sie an einem angebissenen Erdnussbutterbrot klebte. » Dir wird die Geburtstagsfeier sicher gefallen.«
    » Doofe Feier«, schmollte sie. » Ich will nicht hingehen.«
    » Warum nicht?«, fragte ich und suchte dabei die Karte nach einem Hinweis darauf ab, ob Eltern auch eingeladen waren.
    » Weil Brandon in Amerika geboren wurde und weil sein Dad berühmt ist. Er redet über nichts anderes. Außerdem war er schon eine Million mal in Disneyland und wir noch nie.« Mich finster angestarrt.
    » Nun, dafür haben wir ein Ferienhaus auf dem Land«, entgegnete ich, um ihrem Selbstbewusstsein auf die Sprünge zu helfen, denn schließlich konnte sie auf dem Schulhof damit angeben.
    » Auf dem Land ist es doof«, erwiderte sie und bedachte mich mit einem vernichtenden Blick. » Brandon hat ein Ferienhaus in Hollywood. Er kennt sogar Hannah Montana.«
    Den restlichen Nachmittag damit verbracht, Katie davon zu überzeugen, dass es eine wunderbare Idee ist, zu der Geburtstagsfeier zu gehen. Darf die Gelegenheit, Angelica, ihren Mann, den berühmten Schauspieler, und ihren aus Promi-Freunden bestehenden Hofstaat kennenzulernen, auf gar keinen Fall verpassen. Es ist lebenswichtig, sie alle zu beeindrucken. Falls ich das schaffe, werden wir in den Ferien womöglich nach L.A. eingeladen. Dann würden Mum und Dad einsehen, dass Portugal auch nicht das Gelbe vom Ei ist. Außerdem hätten wir in diesem Fall keine Zeit, wenn sie sich endlich durchringen, uns zu fragen, ob wir sie dort besuchen wollen.
    Joe gesagt, dass mich Katies sonderbare Menschenscheu ein wenig besorgt. Seiner Ansicht nach besteht kein Grund dazu. » Sie muss sich noch an den neuen Tagesablauf gewöhnen, Susie«, meinte er, ohne die Irish Times sinken zu lassen. » Dir geht es schließlich auch nicht anders.«
    War nicht sicher, was er mir damit mitteilen wollte. Habe den Verdacht, es könnte eine Anspielung darauf gewesen sein, dass er seine Hemden nun schon seit Wochen selbst bügeln muss. Sicherheitshalber nicht nachgehakt.

19. September
    Die erste Lamaze-Stunde mit Louise. Hatte die leise Befürchtung, dass die anderen uns für ein Lesbenpaar halten und glauben könnten, Louise wäre mit der Bratenspritze geschwängert worden. Aber niemand zuckte mit der Wimper, was zeigt, wie weltstädtisch Dublin inzwischen geworden ist. Wahrscheinlich ist es mittlerweile in, die beste Freundin zum Geburtsvorbereitungskurs mitzunehmen, wenn der Partner sich davongemacht hat, ohne auch nur eine Nachsendeadresse, andere Kontaktdaten oder sein DNA-Profil zu hinterlassen.
    Louise einen aufbauenden Vortrag darüber gehalten, sie brauche nicht verlegen zu sein, weil sie unverheiratet und eine zukünftige