Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
Schuhspitze in den Boden.
» Sie ist ein bisschen schüchtern«, meinte ich und schob sie ins Haus. Habe gebetet, dass sie keine Szene macht.
» Ich verstehe«, erwiderte Angelica, neigte den Kopf zur Seite und setzte sofort eine ernste und besorgte Miene auf, die mich an Bill Clinton erinnerte. » Brandon war auch ziemlich scheu, aber wir haben ihn zu einem Berater geschickt, und er hat sich wirklich gebessert.«
Als sie lächelte, zeigte sie ebenmäßige Zähne, wie ich sie seit meinem Aufenthalt in L.A. im letzten Jahr nicht mehr gesehen hatte. Sofort albtraumhafte Bilder vor Augen gehabt, wie ich einsam, nur mit 239 Fernsehsendern als Gesellschaft, in einem Hotelzimmer in Beverly Hills gesessen hatte. Das Lächeln erwidert. War nicht sicher, ob sie von mir erwartete, dass wir die Handflächen aneinanderschlugen.
» Ist alles für die Party bereit?«, fragte ich in der Hoffnung, dass sie mich hereinbitten würde, damit ich mich gründlich umschauen konnte. Vielleicht würde sie mich ja einem berühmten Freund, Bono zum Beispiel, vorstellen.
» Tja, der Partyservice hat sich verspätet«, antwortete sie. » Sie kennen das ja. Doch ich glaube, inzwischen ist alles geregelt. Die Jongleure und die Clowns sind auch schon da.«
Bei diesen Worten lief Katie los, ohne sich noch einmal umzuschauen, und ließ mich allein auf der Schwelle zurück.
» Okay, ich sollte mich besser drinnen um das Chaos kümmern. Bis später, Susie.« Sie schloss die Tür, ohne mich zum Eintreten aufzufordern. War deshalb gezwungen, mich allein die Auffahrt hinunterzutrollen. Bin nicht sicher, glaube aber, gesehen zu haben, dass der Gitarrist von U2 aus dem Fenster blickte, als ich ging.
PS: Hatte die blitzartige Erkenntnis, dass Angelicas Rasen wie gekämmt wirkt. Offenbar hat sie ein Hauspersonal, das ihr jeden Wunsch von den Augen abliest. Bin mehr denn je entschlossen, eine innige Freundschaft mit ihr zu pflegen.
21. September
Um acht Überfall von Mrs H. Sie trug einen engen kanariengelben Arbeitskittel, gewiss ein Überbleibsel aus den Siebzigern, und schwenkte einige Pinsel.
» Heute feiern wir eine Anstreichparty!«, flötete sie, förderte einen Farbroller und eine riesige Flasche Terpentin aus ihrer Tasche zutage und hielt sie Katie und Jack mit einer ausladenden Bewegung hin. » Seid ihr bereit?«
» Oh Scheiße«, hörte ich Joe murmeln.
» Was ist los?«, fragte ich.
» Hat Joe es dir denn nicht erzählt, Kind?«, erwiderte Mrs H. und tätschelte ihm liebevoll die Wange. » Du und die Kinder helft mir heute dabei, das Haus zu verschönern, damit alles fertig ist, wenn David kommt.«
» Das soll wohl ein Scherz sein?« Joe, der mit verlegener Miene neben der Yuccapalme stand, finster angesehen. (Merke: Darf nicht vergessen, Palme schnellstmöglich zu gießen. Habe jedoch den Verdacht, dass es bereits zu spät sein könnte und ich eine neue Pflanze kaufen muss– eine robustere, die weniger Pflege braucht. Einen Kaktus vielleicht?)
» Ein Scherz? Eine Renovierung ist kein Grund zum Scherzen, Kind«, tadelte Mrs H. » Außerdem sind Anstreichpartys derzeit groß in Mode. Alle guten Innenarchitekten im Fernsehen veranstalten welche. Wenn viele an einem Strang ziehen, geht die Arbeit gleich viel leichter von der Hand. Findet ihr nicht auch, Kinder?«
Katie und Jack machten ziemlich zweifelnde Gesichter, als ihnen dämmerte, dass tatsächlich körperliche Arbeit gemeint war.
Den restlichen Tag bei Mrs H. verbracht, ihren gebrüllten Befehlen gehorcht und jede erreichbare Stelle abgebeizt, abgeschmirgelt und gestrichen.
» David erwartet bestimmt nicht, dass du dir solche Mühe machst«, keuchte ich, erschöpft von der Tätigkeit, alles im Farbton Magnolie-Creme zu bemalen. Wollte außerdem unbedingt nach Hause, um die Casting-Show American Idol nicht zu verpassen.
Mrs H. sah mich argwöhnisch an und rückte ihr mit Farbe bekleckertes Kopftuch zurecht, um ein abtrünniges Haar in die Schranken zu weisen. » Ich glaube, dir ist nicht ganz klar, wie modebewusst mein David ist, liebe Susie. Er hat sich schon vor Jahren eine Farbkarte erstellen lassen.«
» Was ist denn seine Lieblingsfarbe? Rosa?«, drang Joes Stimme missmutig unter einer Abdeckplane hervor.
Mrs H. beschloss, nicht auf den Seitenhieb einzugehen, und tunkte ihren Pinsel noch einmal ins Terpentin. » Ja, das Haus muss tipptopp sein. Wir wollen Irland würdig vertreten. Ich würde mir nie verzeihen, wenn es irgendetwas daran auszusetzen gäbe.
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