Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
alleinerziehende Mutter ist. Wenn Ginger Spice Geri es schafft, schafft Louise es auch. (Werde ihr allerdings empfehlen, dem Kind keinen zu ausgefallenen Namen zu geben, solange ihr niemand zusichert, eine Fotostrecke von dem Neugeborenen inklusive Home-Story zu veröffentlichen.)
Habe meinen Vortrag abgekürzt, da er Louise nicht zu beeindrucken schien. Sie war eindeutig nervös, obwohl sie versuchte, tough zu wirken.
Die Kursleiterin war sehr ruhig und sprach mit leiser, sanfter Stimme, vermutlich um zu verhindern, dass eine der werdenden Mütter einen hysterischen Anfall bekam. Fand es dennoch ein wenig verstörend, wie sie im Raum hin und her lief, mit den Händen wedelte und dabei bedeutungsvoll dreinblickte.
» Wussten Sie, dass die innere Weisheit einer Frau sie während der Geburt begleiten kann?«, fragte sie und sah mich ziemlich eindringlich (und beklemmend) an.
» Äh, nein, wusste ich nicht«, murmelte ich und versuchte, mich hinter Louise zu verstecken. War wegen ihres ausladenden Bauchs kein großes Problem.
» Oh ja, das kann sie«, fuhr sie in hypnotischem Singsang fort. » Frauen bestimmen selbst über ihr Schicksal.«
War mir da nicht so sicher. Was ist mit der gläsernen Decke in den Unternehmen und der jahrhundertelangen männlichen Unterdrückung? Habe jedoch geschwiegen, weil Louise heftig nickte.
» Zuerst werden wir üben, tief und reinigend durchzuatmen«, sprach die Kursleiterin weiter. » Danach versuchen wir es mit dem rhythmischen Atmen, das eine schon vor Jahrhunderten in östlichen Kulturen entwickelte Entspannungstechnik ist.«
Hatte so meine Zweifel. Warum sich mit jahrhundertealten Techniken aufhalten, obwohl die moderne Medizin doch solche Fortschritte erzielt hat? Habe trotzdem mitgemacht und fand das bewusste Atmen eigentlich recht angenehm. Wäre sogar beinahe eingeschlafen, bis Louise eine Panikattacke bekam und, den Kopf zwischen den Beinen, dasitzen und in eine Papiertüte pusten musste.
» Alles in Ordnung, Louise«, säuselte ich bemüht tröstend und beruhigend. » Alles wird gut.«
» Ach, halt den Mund, Susie«, zischte sie, von plötzlicher unbeherrschbarer Wut ergriffen. » Gar nichts wird gut. Ich bin schwanger. Steve schert sich einen Dreck darum, und ich muss das Baby allein großziehen. Du hast ja keine Ahnung, wie ich mich fühle.«
Die Kursleiterin dabei ertappt, wie sie mir einen mitleidigen Blick zuwarf. Offenbar ist sie Zornesausbrüche gewöhnt.
PS: Habe den Verdacht, dass Louise keine Chance hat, eine natürliche Geburt durchzustehen, wenn sie schon bei einem einfachen Lamaze-Kurs ausrastet. Bin aus offensichtlichen Gründen nicht darauf eingegangen. Trotzdem stolz auf meine unerschütterliche Gelassenheit während des Zwischenfalls. Vielleicht sollte ich mich zur Leiterin von Geburtsvorbereitungskursen und nicht zur Lebensberaterin weiterbilden. Habe schließlich zwei Kinder zur Welt gebracht. Spielt sicher keine Rolle, dass ich beide Male Unmengen von Lachgas und eine Rückenmarksnarkose gebraucht habe.
PPS: Muss mich nächste Woche bei der Kursleiterin nach der geheimnisvollen inneren Weisheit erkundigen. Könnte sie nämlich gut dazu gebrauchen, um Jack daran zu hindern, jeden Tag seine Zahnbürste ins Klo zu werfen.
20. September
Katie bei der Geburtstagsfeier/Muschelfiesta abgeliefert. War ein wenig überwältigt, als ich vor der riesigen Villa mit dem makellos gepflegten Garten und den ordentlich gestutzten Zypressen zu beiden Seiten des Tores hielt. Habe mir aber nichts anmerken lassen. Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass kleine Kinder wie Hunde sind. Sie spüren Angst aus hundert Metern Entfernung, und Katie zog noch immer nicht so recht. (Finde, dass die Regierung sich überlegen sollte, kleine Kinder zur Suche nach Drogen und Sprengstoff an Flughäfen und anderen gefährdeten Orten einzusetzen. Katie und Jack brauchen keine Sekunde, um eine Rolle Pringle-Chips mit Saure-Sahne-Schnittlauch-Geschmack aufzuspüren. Bin sicher, dass sie einen wichtigen Beitrag zur Terrorbekämpfung leisten könnten.)
Wurde von Angelica persönlich an der unbeschreiblich sauberen Tür begrüßt, die mit einem wundervoll altmodischen, blitzblank polierten Türklopfer aus Messing versehen war. War ein kleines bisschen enttäuscht, dass kein richtiger Butler im Frack vor mir stand, habe es jedoch verborgen.
» Heeey, Katie«, quietschte sie. » Brandon wird sich soooo freuen, dich zu sehen.«
Katie verzog finster das Gesicht und bohrte die
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