Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
Niemals.«
Hielt den Moment nicht für geeignet, um sie nach der wahren Natur von Zweitsohn Davids Beziehung mit dem Wetter-Moderator von Toxic TV auszuhorchen. Wird vermutlich ohnehin amüsanter zu beobachten, wie die Dinge sich entwickeln.
PS: Hatte seltsamen Traum. War von Kopf bis Fuß mit Magnolienfarbe bedeckt und wurde vom einsamen Vater ausgesprochen verführerisch mit einem in Terpentin getränkten Lappen abgerieben. Bin ein wenig erschrocken, dass er noch immer in meinem Unbewussten herumlungert. Dachte, ich hätte ihn und seinen Schlafzimmerblick für alle Zeiten aus meinem Gedächtnis gestrichen.
22. September
Heute hat Katies Schwimmunterricht wieder angefangen. Bin ein wenig besorgt, weil sie nur, einen Fuß auf dem Boden, quer durchs Becken paddelt und dabei ihre Barbie-Schwimmflügel schwenkt, obwohl ich ein Vermögen für den Kurs bezahlt habe.
» Jedes Kind hat sein eigenes Lerntempo, Mrs Hunt«, sagte der Lehrer, ließ seine sehr offiziell wirkende Trillerpfeife an der Kordel wirbeln und gab sich so lässig wie Simon Cowell in The X Factor, wenn ein hoffnungsloser Versager » My Way« jault, ohne den Ton halten zu können.
» Ja, aber Katie besucht den Kurs jetzt schon seit fast zwei Jahren«, wandte ich ein. » Der kleine Junge da ist neu und schon im Schwimmerbereich.«
Ich zeigte auf ein Kind, das selbstbewusst ins Wasser sprang und durch das Schwimmbecken rückwärts kraulte.
» Ach ja, Brandon.« Der Lehrer seufzte. » Nun, der ist ein Ausnahmefall. Er hat Talent. Ich wette, dass er sich einmal im Schwimmsport einen Namen machen wird. Da bin ich sogar sicher.«
Im nächsten Moment bemerkte ich Angelica Law auf der Zuschauertribüne. Sie jubelte lautstark und schwenkte eine amerikanische Flagge, nachdem Brandon zum Schmetterlingsstil angesetzt hatte. Seine kleine Bademütze von Speedo glänzte im Chlorwasser. Alle anderen Eltern beobachteten ihn mit offenen Mündern.
» Susie!«, rief sie, sobald sie mich entdeckt hatte. » Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir!«
Alle drehten sich um und starrten mich an, als ich mich, heftig errötend wie ein liebeskrankes Schulmädchen, zu ihr vorarbeitete.
» Wer ist sie?«, hörte ich jemanden fragen, während ich auf weichen Knien vorbeiwankte.
» Vielleicht ist sie ja auch berühmt«, mutmaßte ein anderer, und die Leute reckten die Hälse, um mich anzugaffen. War damit beschäftigt, nicht zu stolpern und gleichzeitig die Pobacken einzuziehen.
» Vielen, vieeeelen Dank für Brandons reizendes Geburtstagsgeschenk«, säuselte Angelica und klopfte auf den Sitz neben sich, um mich zum Platznehmen aufzufordern. » Es tut mir wirklich leid, dass ich Sie nicht hereinbitten konnte. James’ Agent war da, und ich musste die Kinder beaufsichtigen. Kleine Jungen können ganz schön wild sein, wenn Sie verstehen, was ich meine.« Sie kicherte spitzbübisch und zwinkerte mir zu.
» Offenbar schwimmt Brandon gern«, meinte ich. Zugesehen, wie er sich wieder auf den Rücken drehte und durchs Wasser kraulte.
» Ja. In L. A. hatte er Privatstunden. Sein Lehrer glaubt, dass er sich eines Tages für die Olympiade qualifiziert, wenn er fleißig genug trainiert.«
Als ihr Telefon piepste, verzog sie das Gesicht. » Entschuldigen Sie, Susie, aber ich muss rangehen. James hat einen schlechten Tag, und Sie wissen ja, wie Männer sind.« Sie verdrehte die Augen zur Decke.
Den Rest der Schwimmstunde mit dem Versuch verbracht, nicht zu lauschen, während sie mit ihrem berühmten Ehemann telefonierte. Konnte jedoch James brüllen hören, sein neuer Regisseur sei ein Wichser. Außerdem werde er alles hinschmeißen, wenn er nicht bald einen neuen Wohnwagen bekäme. Ausgesprochen spannend. War so sehr damit beschäftigt, mich in Angelicas goldenem Glanz zu sonnen und die anderen Eltern überlegen anzugrinsen, dass ich Katies klägliche Schwimmkünste komplett vergaß.
Zu Hause Riesenkrach mit Joe gehabt. Er weigert sich nämlich, Katie und Jack zu trainieren, damit sie Olympiasieger oder zumindest irische Meister im Schwimmen werden. Er lehnt es sogar ab, einen Trainingsanzug zu tragen. Oder eine Trillerpfeife zu benutzen. Ein ausgesprochen schlechter Anfang.
Es war ja schon schlimm genug, dass er vor einem Jahr keine Lust hatte, den amerikanischen Football in Irland einzuführen. Und jetzt nimmt er den Kindern die Chance auf eine Goldmedaille im Schwimmen. Dabei wären doch nur ein paar Trainingsstunden um sechs Uhr morgens nötig, und das lediglich etwa zehn Jahre
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