Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
verurteilen.
Angelica am Schultor Katies Einladungskarte überreicht.
» Danke, Schätzchen«, jubelte sie und schwenkte den Autoschlüssel. » Hören Sie, dürfte ich Sie noch einmal um Hilfe bitten? Brandons Kindermädchen ist morgen nicht da, und ich habe wieder einen Termin. Ginge das? Ich wäre Ihnen soooo dankbar.« Sie nahm meine Hand und sah mich flehend an.
» Aber klar«, erwiderte ich. » Kein Problem.«
» Phantastisch«, antwortete sie, hauchte mir einen Luftkuss auf die Wange und hüpfte in ihren Range Rover Sport, bevor ich sie fragen konnte, ob sie Lust auf einen koffeinfreien Kaffee mit entrahmter Milch hätte (das Einzige, was sie laut TV Ireland Today! trinkt). » Sie sind wirklich ein Schatz.«
Bin begeistert, weil Angelica sich inzwischen darauf verlässt, dass ich im Notfall für sie in die Bresche springe. PS: Katies Geburtstagseinladungen haben in der Schule für ziemlichen Wirbel gesorgt. Bin sicher, das getuschelte Wort » Angeberei« aufgeschnappt zu haben. Habe es also offenbar geschafft, alle gebührend zu beeindrucken.
21. Oktober
Festgestellt, dass Brandon womöglich an einer Zwangsstörung leidet. Gestern hat er den ganzen Nachmittag damit verbracht, Katies Bücher alphabetisch zu ordnen.
» Möchtest du vielleicht etwas spielen, Brandon?«, fragte ich, als ich sah, wie er sie immer wieder umsortierte.
» Nein, danke, Mrs Hunt«, erwiderte er höflich und mit konzentriert angespannter Miene. » Ich muss zuerst alles richtig hinstellen.«
Katie verdrehte die Augen zum Himmel. » Ich habe dir doch gesagt, dass er komisch ist«, verkündete sie. » Nie hörst du mir richtig zu.«
Habe wirklich Mitleid mit Brandon. Anscheinend hat das Promi-Leben ihm geschadet. Liegt bestimmt an den vielen Umzügen. Außerdem ist es sicher auch kein Spaß, auf Schritt und Tritt von Paparazzi belagert zu werden, auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht.
Ihn um sechs bei Angelica abgeliefert. Als sie die Tür aufmachte, wirkte sie ein wenig erhitzt und atemlos.
» Fehlt Ihnen etwas?«, fragte ich, erschrocken über ihr zerzaustes Äußeres. » Fühlen Sie sich nicht wohl?«
» Was? Nein!« Schweißperlen schimmerten auf ihrer Stirn, und ihre Augen waren ein wenig glasig. » Vielen Dank, dass Sie sich um ihn gekümmert haben. Bis morgen.«
Mit diesen Worten packte sie Brandon, zerrte ihn ins Haus und schloss die Tür, ehe ich mich erkundigen konnte, ob er zu Katies Geburtstagsfeier kommen würde. War ein wenig verärgert, habe jedoch versucht, es nicht persönlich zu nehmen. Wahrscheinlich brütet sie eine Erkältung aus und war nicht in Plauderstimmung.
PS: Katie hat morgen Geburtstag. Bin ziemlich sentimental, weil mein Baby jetzt fünf wird. Außerdem fühle ich mich ziemlich flau, denn ich habe bis jetzt neunundzwanzig Zusagen von ihren Mitschülern erhalten. Kann mich des Verdachts nicht erwehren, dass einige Mütter meine Großzügigkeit ausnützen. Die gute Nachricht ist, dass sich eine hoch ansteckende Form der Vogelgrippe auf Irland zubewegt. Hoffentlich ist sie morgen da, damit mindestens die Hälfte von Katies Freunden im letzten Moment absagen muss.
PPS: Befürchte, Louise könnte im Kinosessel stecken bleiben. Sollte vielleicht anrufen und mich nach der genauen Breite erkundigen.
22. Oktober: Katies Geburtstag
War eine ausgezeichnete Idee, Louise zu Katies Geburtstagsfeier einzuladen. Nicht nur deshalb, weil ihre ausladenden Körperformen die Jungen daran hinderten, von ihren Sitzen zu springen und zur Popcorntheke zu rennen. Die Mädchen waren nämlich hin und weg von ihr und deshalb den ganzen Nachmittag lang beschäftigt. Nachdem es sich herumgesprochen hatte, dass Louise nicht einfach nur dick ist, sondern ein echtes, leibhaftiges Baby im Bauch hat, konnten sie vor Begeisterung kaum noch an sich halten. War sehr praktisch, da es verhinderte, dass sie auf den Gängen herumtobten.
» Das ist ja soooo niedlich«, jubelten sie, umringten Louise und betasteten abwechselnd ihren Bauch.
Dachte, Louise würde sich über die Aufmerksamkeit freuen. Leider schienen sie die Berührungen und die damit einhergehenden komplizierten Fragen ein wenig verlegen zu machen.
Nach dem Film eine Ewigkeit gebraucht, um die Kinder zusammenzutreiben, sie zu zählen und sie in Reih und Glied zu einem Hamburgerrestaurant zu führen, wo sich gerade einige Kriegsgegner zu einer Demonstration versammelten. (Planten offenbar, sich zu stärken, bevor sie durch die Straßen marschierten, um der Welt
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