Pausenbrot und Pradatasche: Roman (German Edition)
rührte das dritte Tütchen Zucker in ihren koffeinfreien Milchkaffee. » Meine Entscheidung steht fest.«
» Aber warum?«, fragte ich. Hätte sie gern daran erinnert, dass Schwangerschaftsdiabetes insbesondere bei den Frauen zuschlägt, die mehr als das Doppelte des empfohlenen Gewichts zugenommen haben. Außerdem ist so viel Zucker ohnehin ungesund. » Du bist eine unabhängige Frau und wirst es auch allein schaffen. Viele Frauen tun das.«
» Ich bin einfach der Ansicht, dass ein Baby eine intakte Familie braucht«, erwiderte sie mit Tränen in den Augen. » Mit zwei liebevollen Elternteilen. Überleg mal. Du hast Joe, der dir hilft. Ich glaube, ich wäre damit überfordert.«
Nachdenklich in meinem Mokka mit Milchschaum gerührt. Ihr Einwand hatte etwas für sich, obwohl ein Kindermädchen, das im Haus wohnte, ein guter Ersatz wäre. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass ein Kindermädchen nicht schmollt, wenn man keine Lust auf Sex hat.
» Wahrscheinlich ahnst du gar nicht, was für ein Glückspilz du bist, Susie«, fuhr sie fort. » Joe hat dir sogar die Affäre verziehen.«
» Es war gar keine richtige Affäre.« Nervös aufgelacht und gehofft, sie würde mir keine Gardinenpredigt halten. » Es ist ja nicht so, dass wir wild und leidenschaftlich übereinander hergefallen wären.« Kurz den einsamen Vater mit seinen strahlend blauen Augen vor mir gesehen. Fest meinen Kaffeebecher umklammert und das seltsame Bedürfnis unterdrückt, in Tränen auszubrechen.
» Nun, jedenfalls hat Joe sich nicht verdrückt. Ich könnte dieses Baby allein großziehen, aber offen gestanden will ich das nicht. In einer richtigen Familie wird es das Kind besser haben. Und eine Familie werden wir– wir müssen uns den Tatsachen stellen– niemals sein. Schließlich ist Steve schon verheiratet.« Eine große Träne fiel in den koffeinfreien Kaffee.
» Du weißt, dass er verheiratet ist?« Nach Luft geschnappt.
» Natürlich.« Sie schniefte. » Warum, glaubst du, haben wir uns getrennt? Er hat bereits drei Kinder und will keines mehr. Wie hast du eigentlich davon erfahren? Ich habe mich nämlich nicht getraut, es dir zu beichten.«
Rasch so getan, als hätte ich mich an meinem Mini-Teekuchen verschluckt, um ihr nicht gestehen zu müssen, dass ich einen Privatdetektiv auf Steve angesetzt habe. Hat prima geklappt. Louise war so damit beschäftigt, mir auf den Rücken zu klopfen, dass es sie offenbar vom Thema ablenkte.
PS: Bin sehr besorgt, Louise könnte eine gebrochene Frau sein. Muss mir neuen Plan einfallen lassen.
PPS: Bin außerdem sehr besorgt, weil ich das Bild vom einsamen Vater nicht aus dem Kopf kriege, obwohl ich weiß, dass er ein Taugenichts und ein Schurke ist, der nie wirklich etwas für mich empfunden hat. Den ganzen Nachmittag Tagträume von seinem Schlafzimmerblick und seiner erotischen Cordjacke gehabt. Mich schließlich über die Bügelwäsche hergemacht, um meine Gedanken und Prioritäten zu ordnen.
PPPS: Bügeleisen offenbar kaputt. Habe nur drei von Joes Hemden geschafft, ehe es eine Dampfwolke ausstieß und explodierte. Beschlossen, Joe in Zukunft nur noch bügelfreie Hemden zu kaufen. Nun weiß ich wenigstens jetzt schon, was ich ihm zu Weihnachten schenke.
16. Oktober
Mrs H. kam auf dem Heimweg von der Kirche vorbei. Habe ihr erklärt, dass Louise mit dem Gedanken spielt, ihr Baby Leuten zu überlassen, die ihm ein gesellschaftskonformeres Familienleben bieten können als sie.
» Vielleicht solltest du versuchen, sie mit einem netten Mann zu verkuppeln«, schlug sie vor und trank einen Schluck Tee. » Unser David würde wunderbar zu ihr passen.«
Joe spuckte einen Schwall Tee über den Tisch.
» Was hast du, Schatz?« Mrs H. fuhr erschrocken hoch. » Soll ich lebensrettende Maßnahmen einleiten?«
» Nein, alles in Ordnung, Ma«, sagte Joe. » Ich kann mir Louise und David nur nicht als Paar vorstellen.«
» Warum?« Offenbar war Mrs H. enttäuscht, ihre Kenntnisse aus dem Erste-Hilfe-Kurs nicht anwenden zu können. » David ist sehr tolerant. Er hätte sicher nichts dagegen, dem Kind eines anderen Mannes ein Vater zu sein. Das ist heutzutage doch modern.«
» Ich glaube, das Baby wäre nicht das Problem, Mutter«, höhnte Joe und biss trotzig in seinen Toast.
Ihn unter dem Tisch getreten, damit er den Mund hielt. Eine emotionale Krise genügt mir. War deshalb ganz klar nicht der richtige Zeitpunkt, um Davids sexuelle Neigungen zu erörtern. Insbesondere deshalb, weil Mrs H. nicht ahnt, dass
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