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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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Königs lederne Reithose streifte. Mit einer übermenschlichen Anstrengung fing sich der König. Er schwang seine Waffe hinterher und stach durch Drustans großen Brustmuskel unter dem Arm. Als March die Klinge herausriß, fiel er auf ein Knie.
    Esseilte stöhnte und brach in Mevennus' stützenden Händen zusammen, während Drustan schwankte und das Schwert seinen Fingern entglitt. Dann erlosch auch die letzte Fackel.
    Der Schmerz schwand aus meinem Schädel, und in diesem Augenblick barmherziger Befreiung wurde mein Verstand völlig klar. Männer stolperten brüllend durch die Dunkelheit, doch ich huschte an ihnen vorbei zu Keihirdyn und durchschnitt seine Bande.
    »Du hast noch eine Chance, dich zu retten, ehe ich dir den Hals aufschlitze!« zischte ich in sein Ohr. »Bring Drustan weg – trage ihn, wenn es nicht anders geht, hinunter zum Fluß, wo du das Boot gesehen hast. Du kannst im Hafen ein Schiff bekommen, das euch nach Hause bringt.« Ich packte seine Hand, schleifte ihn hinter mir her, bis ich Drustan fand, der auf das verschwommene Weiß von Esseiltes Gewand zutaumelte, und schob ihn in Keihirdyns Arme.
    »Verschwindet jetzt! Und wenn du ihn im Stich läßt, Keihirdyn, werde ich selbst dich jagen und dir das Herz aus der Brust schneiden!« Etwas in meiner Stimme mußte ihn überzeugt haben, denn er faßte Drustan und zog ihn fort.
    Ich rannte zum Stall, riß die Haltestricke los und zerrte zwei Pferde hinter mir her auf den Hof. Ich ritzte sie in die Hinterbacken, und sofort gingen sie wiehernd durch.
    »Die Pferde!« schrie ich. »Sie haben die Pferde! Ihnen nach!«
    Jemandem war es gelungen, eine Fackel anzuzünden. Das rote Licht schien mir in die Augen. Ich ließ das Fleischmesser fallen und ging zu Esseilte.
    »Sie ist ohnmächtig«, sagte Mevennus. »Helft mir, sie ins Haus zu bringen.«
    Chaos herrschte auf dem Hof, als die Männer zu ihren Pferden rannten oder sich um den König scharten. Ich faßte Esseilte am Arm und ließ zu, daß die Männer uns beide zum Haus zogen. Die dunkle Flut erhob sich wieder um mich, und ich dachte, wenn ich Glück hatte, würde auch ich gleich ohnmächtig werden.

Stürme
    Selbst bei gutem Wetter hörte man in Durocornovium das Meer. Stets war da das Rauschen und Brausen der Wellen an der felsigen Küste oder das hohle Donnern, wenn sie sich in die Höhlen an der Bucht vorwagten. Da war auch das Plätschern oder Rauschen des Baches, der seine eigene Weise hinzufügte, während er seinem Stelldichein mit dem Meer entgegeneilte. Doch wenn es erst stürmisch wurde, peitschte der Wind die Wogen gegen die braunen Klippen, daß sie wie knurrende Hunde das Land ansprangen und die Fänge in die Felsen schlugen.
    Im Sommer war es anregend gewesen, doch während der Herbst sich hinzog und der Regen nicht aufhören wollte, war es eine Strafe, dort zu leben. Aber mir war fast alles gleichgültig.
    Nach dem Zweikampf in Nans Yann hatten weder Esseilte noch ich die Kraft, uns zu irgend etwas zu entschließen. Doch der König hatte Anweisungen zurückgelassen, daß wir uns unter die Fürsorge der Mönche von Lan Juliot zu begeben hatten (und, wie ich annahm, unter die Bewachung der dortigen Garnison). Und so lebten wir nun, da die Zeit der Tagundnachtgleiche näherrückte, auf diesem Felsstück, dessen Verbindung zum Land die hungrige See allmählich wegnagte.
    Die Mönche machten es uns in einem kleinen Bau über der Bucht, der zum Teil in den Hang hineinreichte, so bequem es eben ging. Es war das wärmste Plätzchen im Kloster, denn von einer Heizkammer nach römischer Art, direkt neben unserer Stube, floß heiße Luft durch Rinnen, die unter unserem Fußboden in den Felsen gehauen waren. Darunter befand sich die offene Kammer, in der die Mönche bei schönem Wetter Abschriften anfertigten. Bei schlechtem Wetter benutzten sie dazu unsere Stube, und die Klosterbibliothek befand sich immer noch an einer Wand. Doch wie der Abt betonte, war auch Gastfreundschaft ein Gebot Gottes; abgesehen davon war das Wetter, nicht einmal in diesem feuchten September, das, was die Mönche kalt nannten.
    Ich verbrachte viel Zeit auf dem windgepeitschten Buckel der Insel und streifte durch das nachgiebige Gras. Einige Mönche hatten sich dort Zellen gebaut, die zum Meer blickten – nicht mehr als kleine Kästen aus Stein, gerade lang genug, daß sie darin schlafen oder ihre Gebete zu sprechen vermochten. Ich konnte nicht zu dem leidenden Gott beten, dem sie dienten, und die Herrin schien mich

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