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Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
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rauh. »So könnte man sagen, wenn schwärzester Betrug darunter fällt! Wenn Ihr mir bisher als Ehrenhüterin mißtraut habt, so glaubt mir jetzt – seit zwei Wochen leben Eure Gemahlin und Euer Neffe beisammen in Nans Yann. Kommt mit, dann seht Ihr selbst…«
    Einen Augenblick erkannte ich in Marchs Gesicht den Schock, sich einem Schmerz zu stellen, den er überstanden geglaubt hatte, und die unendliche Müdigkeit, weil er es jetzt tun mußte, da seine Zukunft in der Schwebe hing. Er sah aus, als wäre er den vergangenen Monat ohne Rast geritten und hätte die ganze Zeit reden müssen, ohne zu schlafen. Dann verhärteten sich seine Züge. Er konnte sich nicht weigern zu handeln – nicht, da alle es gehört hatten –, nicht, wenn die Anschuldigung von mir kam. Doch als wir durch das Tor ritten, sah ich die Frage in seinen Augen.
    Warum du? Warum jetzt? Branwen, warum?
    ***
    Licht schien durch die Tür des Bauernhauses, als wir die Straße hinunterritten. Selbst ohne den prasselnden Regen hätte uns niemand über das Geschrei, das Gelächter und das laute Singen hinweg hören können. Nach der Dunkelheit und dem abwechselnden Toben und Innehalten des Unwetters empfanden die Sinne es als Schock, ja als Beleidigung, daß jemand so fröhlich und wohlig warm sein konnte, während wir vor Kälte an Leib und Seele erstarrten.
    Ich glitt von meiner Stute – ich hatte sie lediglich mit einem Halfter und einer Decke geritten, nun konnte sie ihren Weg allein zurück in den Stall finden – und stapfte durch die Pfützen zur Tür.
    »Brigid sei Dank, Branwen! Wo warst du denn?« rief Esseilte, als ich eintrat. Ich antwortete nicht, und vielleicht verriet mein Gesicht noch etwas von dieser Fremdheit, denn Stille breitete sich um mich wie eine Seuche aus, so daß niemand in der Stube sich rührte, als der König in der Tür erschien.
    March stand an der Schwelle wie ein Geist, der gebeten werden mußte, einzutreten. Seine Klinge schimmerte im Lampenlicht. Finster schweifte sein Blick über die Tische mit den Überresten von Schweinefleisch und mit Sahne überladenem Apfelkuchen, mit zerquetschten Beeren, mit Brotkanten und Käserinden, mit Most in Krügen, über die Platte verschüttet und auf den Boden tropfend. Sein Blick wanderte über Gesichter, die von Most und vom Singen gerötet waren, Augen, die sich weiteten, als die nüchterneren der Anwesenden zu verstehen begannen, was vorging … und fiel unvermeidbar auf den Ehrenplatz an der Mitte der längsten Tafel, wo Drustan mit der Harfe auf seinem Knie saß und Esseilte sich in seinen Arm kuschelte.
    Ich blinzelte, denn etwas hämmerte auf meine Schläfen ein. Als mir bewußt wurde, daß es mein eigenes Herz war, das so heftig pochte, biß ich mich auf die Lippe.
    »Das Fest ist zu Ende!« sagte der König. »Geht jetzt – alle!« Selbst die Betrunkensten setzten sich beim Klang seiner Stimme in Bewegung. Ich glaube, wenn Drustan sie aufgefordert hätte, für ihn einzutreten, würden sie sich um ihn geschart haben, doch er sagte nicht ein Wort. Er drückte Esseilte lediglich seine Harfe in die Arme und nahm sein Schwert vom Haken an der Wand. Durch diese Bewegung löst sich die geschmückte Garbe und fiel unbeachtet zu Boden.
    Wyn Vedras wollte protestieren, doch bei dem Blick seines Königs preßte er die Lippen zusammen, nahm Weib und Kinder und schob sie zur Tür. Wie beim ersten Durchsickern in einem brechenden Damm, dem alsbald die Flut folgt, erhoben sich alle anderen und taumelten und stolperten, teils fluchend, zur Tür.
    Ich sah, wie Keihirdyn sich unter ihnen hinausschleichen wollte, und tupfte March auf den Arm.
    »Haltet den dort fest – durch sein Zutun ist Drustan hier!«
    Da erkannte der König den Fürsten von Barsa und deutete mit dem Schwert. Keihirdyn wich in eine Ecke zurück. Er atmete schwer und funkelte mich an.
    Dann waren alle draußen. Ich hörte Stimmengewirr, das stärker wurde, als der Regen auf die jäh ihrer Feier Entrissenen prasselte, und fast verstummte, als sie sahen, daß der Hof voll Bewaffneter war, ehe es schließlich ganz verklang.
    Mevennus Maglos kam herein, Karasek folgte ihm.
    »Mein König, die Bauersleute sind fort.« Mevennus Maglos stellte sich neben die Tür.
    Karasek schmetterte sie zu und bezog grinsend an der anderen Seite Posten. »Das Haus ist umzingelt. Bildet Euch nicht ein, daß Ihr diesmal entkommen könnt, Drustan!«
    »Oh, habt Ihr ein Strohseil mitgebracht, um mich zu binden?« Drustan lachte. Es war ein

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