Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Paxson, Diana L.

Titel: Paxson, Diana L. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Zauber von Erin
Vom Netzwerk:
Worte für Drustan, aber es gibt keine Geschichten, die mir raten könnten, was ich zu dir sagen soll…«
    Ich drückte sie an mich. Ich wollte es nicht hören, nicht jetzt. Sie war wie ein Vögelchen an meiner Brust. Ganz deutlich konnte ich ihr wild flatterndes Herz hören.
    »Esseilte«, stammelte ich, »Esseilte, Liebes…«
    »Wahrlich – Liebes. Vergib mir…«
    Doch jetzt, in diesem Gemach im Herzen des Irrgartens, was war da zu vergeben? Was war da zu sagen, außer daß sich durch diese Wirrnis aller Liebe und Treue zu anderen ein roter Faden gezogen hatte, der meine Liebe zu ihr und ihre zu mir war? Und nun, da er in meiner Hand lag, spürte ich, wie er sich losriß. Laßt uns so weitermachen wie bisher, dachte ich aufgewühlt, daß Esseilte mich benutzt und ausnutzt, solange sie nur hier ist!
    Plötzlich hielt sie den Atem an. Ihr bleiches Gesicht wurde blutleer. Ich sah, wie mit einemmal Schweißperlen auf ihrer Haut waren.
    »Hast du Schmerzen?« Die Not des Augenblicks unterdrückte alle anderen Gedanken, als Esseilte nickte.
    »Jetzt ist – das Schwert – auch in meinem Herzen…«
    »Bringen wir sie ins Bett«, flüsterte ich. »Rasch – jemand soll Hilfe holen!«
    March erhob sich wie betäubt.
    »Laßt mich…« Esseiltes Augen verschleierten sich, doch dann blickten sie wieder klar aufs Fenster. »…hier, wo ich sehen kann…«
    »Was denn sehen? O Esseilte…«
    Ihre Lippen zuckten. Sie rang keuchend nach Luft, dann schien es ihr etwas besser zu gehen.
    »Drustan…« Sie nickte zufrieden. »Er hat also – auf mich gewartet…«
    »Dann sag ihm Lebewohl…«, murmelte ich und hielt sie an meiner Brust.
    »Die Flut steigt – aber er streckt die Hand nach mir aus. Branwen – du mußt mich gehen lassen…« Sie zuckte zusammen und erstarrte. Ihr Schmerz durchbohrte auch mein Herz.
    Mutter! rief mein Geist. Hilf mir! Einen Augenblick spürte ich nur meine schreckliche Angst, und dann fühlte ich, wie auf dem Moor, jene ANDERE vor mir.
    »Mein Kind – nichts ist verloren. Alles findet den Weg zu mir, und ich bin immer hier…«
    Mehr sagte sie nicht, doch sie blieb. Friede hatte die Angst vertrieben. Esseiltes Kopf lehnte an meiner Schulter. Ich drückte meine Lippen in ihr Haar.
    »Geh in Frieden, meine Schwester…« Die Worte wisperten durch mich. »Die Liebe gibt dich frei…«
    Ein tiefes Seufzen und zunehmende Schwere – ich spürte, wie der Geist sie verließ…
    Und als ich nur noch lebloses Gewicht in meinen Armen hielt, bat ich March, mir zu helfen, sie auf das Bett neben Drustan zu legen.
    March kniete sich neben sie, verbarg das Gesicht hinter den Händen. Doch ich richtete mich auf, suchte mit neuer Verzweiflung diese Kraft der Wahrnehmung, die mich sehen lassen würde… Einen Moment schwankte ich, schwindelig vor Willensanstrengung, dann stieß ich den angehaltenen Atem aus, und in diesem Augenblick der Entspannung schaute ich aus dem Fenster.
    Sonnenschein glitzerte auf dem Meer. Doch in seinem Leuchten glaubte ich zwei Lichtgestalten zu sehen, die, während ich sie beobachtete, allmählich zu einer verschmolzen.
    ***
    Vom Seewind gepeitscht stießen die Flammen nach der dunklen Wolkendecke. Das Holz war hoch geschichtet und mit Öl übergossen. Sobald der König den Befehl dazu erteilte, hatten die Männer sich beeilt, das Holz für das Totenfeuer zusammenzutragen. Karasek und Keihirdyn waren bereits beerdigt. Es war schlimm genug, den Geistern Gastfreundschaft anzubieten, aber niemand in Armorica würde am Samhainabend freiwillig sein Heim mit den Leibern von Toten teilen.
    Das Feuer toste, und dicker schwarzer Rauch stieg auf, als es die vom Sturm noch nasse Rinde verschlang. Nur hin und wieder, wenn der Wind sich änderte, konnte ich die zwei Leichname sehen, die dort aufgebahrt waren, um zu verbrennen, wie sie einst in einanders Armen gebrannt hatten.
    Aber ich brauchte sie nicht zu sehen. Denn ich hatte sie gewaschen und hergerichtet, hatte ein neues Linnen über die Strohmatratze gezogen und die beiden darauf gebettet, Brust an Brust, mit Esseiltes Kopf an Drustans Schulter, wo er hingehörte. Drustans Schwert lag an seiner Seite und seine Harfe zu seinen Füßen, und March hatte seinen Umhang als Decke über sie gebreitet.
    »Möge die Erde euch freigeben, der himmlische Wind euch heben, das heilige Feuer euch befreien und die Wellen euch westwärts zum seligen Gefilde tragen…« Worte, die nicht meine eigenen waren, kamen über meine Lippen.
    »So sei es…«,

Weitere Kostenlose Bücher